Sonntag, 28. August 2016

Betjeman


Ich weiß, dass ➱Goethe heute Geburtstag hat. ➱Harro Harring übrigens auch. Aber ich schreibe lieber über einen anderen Dichter, einen Engländer namens John Betjeman. Den habe ich gerade erst erwähnt, als ich über ➱Robert Walpole schrieb. Er kommt in diesem Blog wahrscheinlich häufiger vor als Johann Wolfgang von Goethe, ich liste das unten mal auf. Er hatte vor fünf Jahren zu seinem Geburtstag hier schon einen ➱Post (und wurde vor kurzem in ➱Hofdichter: Gott schütze die Königin erwähnt), aber warum soll er keinen zweiten Post bekommen? Zumal es etwas Neues zu vermelden gibt.

Denn zum ersten Mal gibt es ein wenig von Betjemans Gedichten auch auf deutsch. Wenn Sie einmal hier einen Blick auf das Werk von Betjeman werfen - nichts davon gibt es auf deutsch. Er ist einer der Engländer, der nie übersetzt wurde. Da ist es schön, dass die deutsche Ausgabe von Anthony Powells A Dance to the Music of Time (es gibt ➱hier einen Post dazu) Fortschritte macht. Und was Betjeman betrifft: Gerade hat der Rimbaud Verlag (der schon in den Posts ➱Herbstanfang, ➱Gerhard Neumann (Dichter) und ➱Capriccio für seinen unternehmerischen Wagemut gelobt wurde) eine dreibändige Anthologie englischer Lyrik herausgegeben. Zweisprachig. Und John Betjeman ist auch dabei. Ist zwar nur ein Häppchen, ist aber ein Anfang.

1958 erschienen John Betjeman's Collected Poems (es waren eher Selected Poems), die Ausgabe wurde in den Folgejahren immer wieder erweitert, zwei Millionen Exemplare wurden verkauft. Wann hat man das schon mal, dass ein Gedichtband ein Bestseller wird? Die neueste Ausgabe ist aus dem Jahre 2006, sie hat ein Vorwort von Andrew Motion und ist mit 528 Seiten inhaltsreicher als je zuvor. Und sie enthält Betjemans schöne Autobiographie Summoned by Bells. Die war zuvor nie in der Ausgabe der Collected Poems. Wohin sie ja gehörte, denn diese Autobiographie kommt im ➱Blankvers daher. Vielleicht mögen Sie ein wenig lesen?

Walking from school is a consummate art:
Which route to follow to avoid the gangs,
Which paths to find that lead, circuitous,
To leafy squirrel haunts and plopping ponds,
For dreams of Archibald and Tiger Tim;
Which hiding place is safe, and when it is;
What time to leave to dodge the enemy.
I only once was trapped. I knew the trap -
I heard it in their tones: “Walk back with us.”
I knew they weren’t my friends; but that soft voice
Wheedled me from my route to cold Swain’s Lane.
There in a holly bush they threw me down,
Pulled off my shorts, and laughed and ran away;
And, as I struggled up, I saw grey brick,
The cemetery railings and the tomb.

Ich hätte dazu, weil ich heute spendabel bin, bewegte Bilder. Klicken Sie ➱hier. Und wenn Sie schon dabei sind, könnten Sie sich auch noch ➱Betjeman's Britain anschauen. Oder ➱hier alles kaufen, was es von Betjeman gibt. Weshalb die vorzügliche Biographie von Bevis Hillier nicht auf der Seite ist, das weiß ich nicht. Aber ich habe noch ein kleines melancholisches Gedicht aus dem Spätwerk von Betjeman:

The Last Laugh

I made hay while the sun shone.
My work sold.
Now, if the harvest is over
And the world cold,
Give me the bonus of laughter
As I lose hold.



Noch mehr Betjeman in diesem Blog: John Betjeman, Hofdichter: Gott schütze die Königin, Teckel & Corgwn, Sir Nikolaus Pevsner, Gordale Scar, St Paul's Cathedral, 18th century: Architecture, Liverpool, Kathedralen, Robert Graves, Sir Christopher Wren, Tänzer, Das Sloane Ranger Handbook, Morning Coat, Cricket, Weihnachten, Vierter Advent

1 Kommentar:

  1. Danke für den Hinweis auf John Betjemann. Jetzt endlich bin ich Ihren wiederholten Hinweisen gefolgt. Seine Gedichte sind so schön, dass sie weh tun.
    Sie, lieber Jay, wären der Richtige für eine Übersetzung. Wollen Sie es nicht mal versuchen?
    Herzliche Grüße,
    A.

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