Dienstag, 14. November 2017

Sonia Delaunay


Sonia Delaunay wurde am 14. November 1885 geboren, sie war eine russisch-französische Malerin. Und Designerin. Das hier ist eins ihrer Kunstwerke. Ein anderes ihrer Kunstwerke und zwei Models in Kleidern von ihr tauchten schon in den Posts Georges Braques Rolls Royce und Blaise Cendrars auf. Autos sehen in dieser Zeit ja ziemlich potthässlich auf, da ist das Anmalen mit bunten Farben schon ein Akt der Ästhetisierung der Technik.

Wenige Jahre vor diesem Kunstwerk hatte der Italiener Filippo Tommaso Marinetti in seinem Manifest des Futurismus geschrieben: Wir erklären, daß sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen . .. ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake. Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert, die selbst auf ihrer Bahn dahinjagt. 

In dem Jahr, in dem Marinetti das schreibt, sieht ein Rennwagen so aus wie das Grüne Monster von Opel im oberen Absatz. Die Nike von Samothrake sah damals so aus. Sie sieht immer noch so aus. Egal, ob Marinetti glaubte, dass sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat. Die Rennwagen haben sich verändert. Ihre großen Rohre, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen, stoßen Gift aus, davon war bei Marinetti nicht die Rede. Marinetti besaß zwar ein Auto, aber er konnte damit überhaupt nicht umgehen. Sein Satz Wir wollen den Mann besingen, der das Steuer hält, dessen Idealachse die Erde durchquert, die selbst auf ihrer Bahn dahinjagt, ist letztlich nur lächerlich.

Marinetti hat über seinen Futurismus gesagt: Der Futurismus gründet sich auf die vollständige Erneuerung der menschlichen Sensibilität als Folge der großen Entdeckungen [...] Diejenigen, welche heutzutage Dinge benutzen wie Telephon, Grammophon, Eisenbahn, Fahrrad, Motorrad, Ozeandampfer, Luftschiff, Flugzeug, Kinematograph und große Tageszeitungen, denken nicht daran, daß diese verschiedenen Kommunikations-, Verkehrs- und Informationsformen auch entscheidenden Einfluß auf ihre Psyche ausüben. Er kannte Facebook und Twitter noch nicht, aber wo er mal recht hat, hat er recht.

Man kann heute Autos bunter anmalen als Sonia Delaunay das 1920 gemacht hat, das Gift bleibt. Und die Grünen sind heute automobiltechnisch auch umweltbewusst. Wie Sylvia Löhrmann, die einen Audi A8 fuhr, aber zu Wahlkampfveranstaltungen in ein Hybridroauto umstieg. Jahrzehnte zuvor hat das bei den Grünen niemanden gekümmert, da fuhren die die rostigsten R4s und Döschewos mit dem blauesten Qualm aus dem Auspuff. Und einem Sticker daneben: Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. Damals hat aber niemand gesagt, dass die berühmte Rede von Chief Seattle eine Fälschung war. Wie die Abgaswerte der deutschen Autoindustrie.

Die Kunst von Sonia Delaunay hat niemandem geschadet. Die Verherrlichung des Automobils durch Marinetti ist eine gefährliche Sache. Weil die bei ihm einhergeht mit der Verherrlichung des Krieges: Wir wollen den Krieg verherrlichen — diese einzige Hygiene der Welt -, den Militarismus, den Patriotismus, die Vernichtungstat der Anarchisten, die schönen Ideen, für die man stirbt, und die Verachtung des Weibes.  Marinettis Weg in den Faschismus ist vorgezeichnet. Wir lassen die Sache mit der Verachtung des Weibes mal eben aus, dazu könnten Sie diesen Aufsatz lesen.

Manches von dem, das Sonia Delaunay und ihr Ehemann malen, ist auch dem Futurismus zugeordnet worden. Dies hier bestimmt nicht. Es ist ein Quilt, den Delaunay für ihr Baby als Schmusedecke genäht hat. Diese Schmusedecke hat Folgen. Sonia Delaunay, die Künstlerin der radikalen Avantgarde, wird hunderte von Entwürfen für Teppiche, Gardinen und Kleiderstoffe liefern. Und auch die Autos nicht vergessen, 1967 wird sie einen Matra 530 bunt bemalen. Bei all ihren Designs ist sie am Verkauf beteiligt gewesen, sie ist die erste Künstlerin, die das im großen Stil macht. An dem Matra wird sie nichts verdienen, der wird für einen guten Zweck versteigert.


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