Sonntag, 23. Juni 2019

125 Jahre Kieler Woche


Noch mehr zur Kieler Förde finden Sie hier unter Max Oertz und Cutty Sark. 'Cutty Sark' ist witzig, dies hier heute ist eher traurig, schrieb ich in dem Post Kieler Woche vor sechs Jahren. Die Kieler Woche ist jetzt 125 Jahre alt. Wasser und Land, Bühne und Regattabahn - mehr als 2.000 Veranstaltungen verschmelzen in zehn Tagen zu einer sehr besonderen Mischung. Die Kieler Woche ist so etwas wie die 9. Symphonie unter den großen Festen, heißt es auf der Seite der Veranstalter. Drei Millionen Menschen werden erwartet. Ökologisch ist das alles etwas bedenklich, vor allem, weil die ganzen Kriegsschiffe ihre Diesel die Woche nicht abstellen. Genügend Toiletten gibt es nie, Wildpinkeln kostet 75 Euro. Die Gorch Fock ist übrigens wieder im Wasser, allerdings schwimmt sie in der Weser und nicht in der Kieler Förde. Irgendwann - ich leg' mich jetzt nicht auf's Jahr fest - ist die ,Gorch Fock' dann auch wieder dabei, in welcher Funktion auch immer, hat der Oberbürgermeister gerade gesagt.

Die Geschichte der Kieler Woche begann am 23. Juli 1882, als 20 Boote aus Kiel, Hamburg und Dänemark zu einer ersten größeren Segelregatta auf der Kieler Förde starteten. Die zunächst namenlosen Regatten wurden jährlich wiederholt und zogen immer mehr Segler aus ganz Europa an. 1892 gingen bereits über 100 Boote an den Start. Zwei Jahre später tauchte in der Presse erstmals die Bezeichnung Kieler Woche auf.

Bis einschließlich 1914 fand die Kieler Woche jährlich statt. In den Jahren 1915 bis 1919 entfiel sie kriegsbedingt, ebenso in den Jahren 1940 bis 1944. 1945 und 1946 veranstaltete die britische Besatzungsmacht eine „Kiel Week“ ohne deutsche Beteiligung. 1947 legte die Kieler Stadtverwaltung mit der Septemberwoche „Kiel im Aufbau“ den Grundstein für eine neue Festwoche. Somit fiel die Kieler Woche in insgesamt 13 Jahren aus – dies erklärt den Unterschied zwischen den Jahren des Bestehens und den tatsächlich stattgefundenen Segel- und Festwochen.

Erst 1948 fand erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine Kieler Woche mit deutscher Beteiligung statt. Neben dieser reinen Segelveranstaltung gab es erneut eine Septemberwoche. Ab 1949 wurden beide Veranstaltungen zusammengeführt – seitdem wird immer im Juni die Kieler Woche als gemeinsames Segel- und Sommerfest gefeiert.
 Steht so auf einer offiziellen Seite. Wilhelm II, der die Kieler Woche nach dem Vorbild der englischen Cowes Week plante, wird nicht erwähnt. Wenn Sie sich für die Kieler Woche interessieren, hätte ich einen Buchtip für Sie: Bruno Paulenz: Im Sturm der Zeit: 100 Jahre Kieler Yacht-Club (Sonderdruck der Kieler Nachrichten, Kiel 1987). Kann man antiquarisch noch finden. Und zum Schluss hätte ich noch ein Gedicht, das wohl auf einem Kieler Woche Poetry Slam entstanden ist:

Recht schlaff steh'n die Segel im freundlichen Wind
Vor grell-blendend-leuchtendem Blau
Die Gäste so ganz wie das Wetter gestimmt
Ein fröhliches Menschengestau
Bierbuden und Burger und Pommes und Crêpes
Musik, manchmal schön, immer laut
Und Künstler, die namhaft und Künstler, die nett
Und Menschen, wohin man nur schaut
Touristen aus Brüssel, Paris, San Juan,
Chicago, Dhaka, aus’m Pott
Begucken und staunen und feiern und dann
Die Kieler mit wissendem Spott
Und alle zum Ende hin ganz überrascht
Auf nichts ist doch so sehr Verlass:
Regen, Regen, Regen, Regen, Regen
Macht auch nichts, es war uns ein Spaß

Ist kein gutes Gedicht, aber was ist an der Kieler Woche schon gut?


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