Sonntag, 7. Januar 2024

Brille: Fielmann


Dass der Brillenkönig Fielmann tot ist, erfuhr ich durch meine Leser. Weil plötzlich aberhunderte Leser den Post Caspar von Saldern lasen, den ich 2011 geschrieben hatte. War was mit dem? Ich las mir den Post noch einmal durch, fügte noch einen Link zu Katharina der Großen ein (ich hätte uach einen Link zu Bolotow einfügen können) und klappte den Post wieder zu. Aber kurz vorm Einschlafen, sagte ich mir: Fielmann. Die lesen den Post alle, weil da Günther Fielmann drin vorkommt. Der Post Caspar von Saldern ist ebenso wie der Post Ingahild Grathmer auf der Top Ten Liste der letzten Woche nach oben gewandert. Wir wissen natürlich, dass Ingahild Grathmer nur der Künstlername der dänischen Königin ist, die demnächst abdanken will. Sie ist hier auch schon in dem Post skandinavische Mode; und in dem Post des Königs Jaguar können Sie lesen, wo ich die einundzwanzigjährige Prinzessin zum ersten Mal gesehen habe.

So sieht es bei Fielmann in Kiel aus, wenn da keine Kunden drin sind. Vor vierzig Jahren hat Fielmann hier sein erstes Super Center eröffnet. Wenn da Kunden drin sind, dann sieht es nicht so aus, dann ist man froh, wenn man eine der vier Kassen hier vorne erreicht hat. Und dann zur Tür geleitet wird. Das ist dem Laden wichtig, dass man beim Kommen und Gehen die Tür aufgehalten bekommt. In feinen Geschäften ist das so, aber Fielmann ist kein feines Geschäft. Als ich dort eine kleine Reparatur bezahlen wollte, sagte mir ein schnöseliger Geschäftsführer: Lass man stecken. Das ist ein Satz, den hört man auf dem Flohmarkt oder in St Pauli, aber nicht in einem Laden, der was Besseres sein will. Ich bin da auch nie wieder gewesen.

Es gibt ja bessere Läden. Zum Beispiel mein Optiker um die Ecke. Das Geschäft heißt Brillen Galerie, weil da neben den Brillen auch immer Kunst hängt. Meine Computerbrille (handmade) und meine Fernsehbrille habe ich von Herrn Ludwig. Die Fernsehbrille ist gerade ganz neu, die alte war zwischen Bücherstapeln verschwunden. Ich habe sie wiedergefunden, aber ich brauchte eh eine neue. Die ist jetzt von Rodenstock aus Eco Friendly Acetate. Was es nicht alles gibt. Wenn ich einen QLED Fernseher hätte, würde ich vielleicht keine Brille brauchen. Außer für Computer und den Fernseher benutze ich sowieso keine Brille. Die Zeitung lese ich morgens ohne Brille, Bücher auch, wenn sie nicht zu kleingedruckt sind.

Warum war ich damals bei Fielmann? Weil mir ein Student erzählt hatte, es gäbe da Ray Ban Wayfarer Kopien für zehn Euro. Die gab es, aber die hatten kein langes Leben. Wenn man wie die Blues Brothers aussehen will, findet man auf Flohmärkten immer noch ein preiswertes Vintage Modell. Es braucht auch keine Ray Ban zu sein, die deutsche Firma Röhm hat da in ihrer Blue Matrix Kollektion auch gute, preiswerte Modelle. Diese Ray Ban hier habe ich vor vielen Jahren geschenkt bekommen, die gab es damals gar nicht im Handel. Hat mir meine Schwägerin gesagt, die aus einer Augsburger Optikerfamilie kommt. Inzwischen gibt es die Brille auch im Handel, ist aber sauteuer. Man erkennt sie sofort an den goldenen Ray Ban Plaketten auf den Brillenbügeln. Meine zweitliebste Sonnenbrille ist eine Menrad, bei der das ganze Gestell farblos ist.

Auch wenn ich keine Brillen brauchte, Sonnenbrillen hatte ich immer. Niemals diese verspiegelten Pilotenbrillen, die heute Pornobrillen heißen. Eher so etwas, das Zbigniew Cybulski, der polnische James Dean, auf der Nase hatte. Es hat noch nie am Theaterhimmel einen Schauspieler gegeben, der spielen konnte, ohne seine Augen zu gebrauchen, und ich weiß, es wird auch keinen mehr geben. Umso besser! Man wird sich ewig an ihn erinnern, und das ist mehr, als man über viele Schauspieler sagen kann, hat Marlene Dietrich gesagt.

Der Brillenkönig Günther Fielmann, den man einmal den Robin Hood der Fehlsichtigen genannt hat, ist im Alter von vierundachtizg Jahren auf seinem Hof Lütjensee gestorben. Er war nicht nur Brillenkönig, er war auch Öko-Landwirt. Er hat Milliarden verdient und viele gute Werke getan. Er hat Axel Springers Schierensee und das Plöner Schloss gekauft, die richtigen Immobilien für einen König. Aber er hat da nie gewohnt, sein Bauernhof in Lütjensee war seine Welt. Seine Angestellten haben von all dem wenig gehabt, Fielmann zahlt nur den Mindestlohn und mit dem Betriebsklima steht es in vielen Filialen nicht zum Besten.

Aber auf der Fielmann Homepage ist das Unternehmen natürlich ganz großartig. Irgendwann schreibe ich mal über Sonnenbrillen, über Leute wie Marcello Mastroianni, Elvis, Zbigniew Cybulski, Udo Lindenberg (its never too dark to be cool) und Karl Lagerfeld. Und alle die, die durch ihre Sonnenbrille berühmt geworden sind.

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