Sonntag, 15. Januar 2023

Ingahild Grathmer


Die elegante Dame hier in der Kunstausstellung scheint nicht so sehr an den Landschaftsgemälden interessiert zu sein, die da an der Wand hängen. Sie geht an ihnen vorbei. Sie kennt die Bilder schon. Sie hat sie selbst gemalt. Jetzt malt sie Landschaften in Öl, in den siebziger Jahren hatte sie als Zeichnerin angefangen und hat Illustrationen zu Tolkiens Herr der Ringe gezeichnet. 

Die ersten Zeichnungen hat sie an Tolkien geschickt. Der war sehr davon angetan, was ihm die junge Dänin Ingahild Grathmer da schickte. Die erste dänische Ausgabe von Ringenes herre mit ihren Illustrationen im Jahre 1977 hat er nicht mehr erlebtIngahild Grathmer hat noch einen anderen Namen, sie heißt auch Margrethe Alexandrine Þórhildur Ingrid und ist die Köngin von Dänemark. Das ist sie heute vor einundfünfzig Jahren geworden, sie war seit 560 Jahren die erste Frau auf dem dänischen Thron. Sie ist jetzt das weltweit dienstälteste amtierende weibliche Staatsoberhaupt. Der NDR hatte gestern passend zu dem Jubiläum mit Das dänische Königshaus: beliebt, modern, glamourös eine nette Sendung über das dänische Königshaus.

Ich habe Margrethe einmal gesehen, da war sie einundzwanzig, es war schönstes Sommerwetter, solrigt vejr, da oben am Limfjord. Margrethe trug ein wunderbares royalblaues Abendkleid. Sie hatte sich mit ihren Schwestern offenbar beim Ankleiden verspätet, das kriegen Frauen ja immer leicht hin. Der König, der neben seinem riesigen Jaguar Mark VII (auch royalblau) wartete, war verärgert und fuhr ohne seine Töchter weg. Hat aber vorher allen Umstehenden, die seinen Wagen bewunderten, die Hand geschüttelt. Mir auch. Die Prinzessinnen wurden dann mit einem royalblauen amerikanischen Straßenkreuzer zum Abendessen bei dem Direktor der Austernfischerei kutschiert. Die Geschichte steht schon in dem Post des Königs Jaguar, ein Post, der viele Leser gefunden hat.

Das blaue Abendkleid, das sie an dem Sommerabend in Nykøbing trug, würde sie heute nicht mehr tragen, sie liebt es gern bunt. Sie könnte ihre Kleider ja bei Baum und Pferdgarten kaufen, aber vieles ist ihr eigenes Design, das ihr ihre Lieblingsschneiderin Birgitte Thaulow näht. Die  Königin ist auch Kostümdesignerin für Film, Theater und die Kopenhagener Oper. Im letzten Jahr hat sie für einen Netflix Film von Bille August die Kostüme und Dekorationen entworfen. Und deshalb hat sie in dem Post skandinavische Mode auch ihren Platz.

Sie raucht jetzt weniger, in der Öffentlichkeit gar nicht mehr. Ihr Vater war auch Kettenraucher bis ihm seine Ärzte die Pfeife empfahlen. Sie bleibt bei ihren Ziggis. Ohne Filter. Als sie Königin wurde, hat sie auf den Titel einer Gräfin von Delmenhorst verzichtet. So etwas tun Könige ja manchmal, George III hat darauf verzichtet, König von Frankreich sein zu wollen. Köningin der Färöer ist sie aber noch. Sie hat noch nie eine E-Mail geschrieben, weil sie mit Computer und Handy nicht umgehen kann. Und nicht umgehen will. 

Mit der Fernbedienung des Fernsehgeräts kommt sie zurecht. Sie sieht am liebsten die Olsenbande. Und erscheint auch mal bei Ulf Pilgaard, der sie auf der Bühne seit vierzig Jahren parodiert. Die Dänen können glücklich sein, eine solche Königin zu haben. Ich nehme an, dass sie heute zur Feier des Tages einen Akvavit trinken wird. Das werde ich auch tun, ich habe den schon kaltgestellt. Und dann werde ich Snaps Drinking Woman von Champion Jack Dupree auflegen, das hat er ja in Kopenhagen geschrieben. Das habe ich in dem Sommer, in dem ich die Prinzessin sah, nachts auf einem Segelboot im Hafen von Kopenhagen mit einem schäbigen kleinen Transistorradio gehört. Manches bleibt immer im Ohr. Champion Jack Dupree ebenso wie Galila Rübners Bach.

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