Da reitet der englische König William auf einem weißen Pferd in der Battle of the Boyne dem Sieg über die katholischen Iren entgegen, die zu dem ehemaligen König James II halten. Rechts unten in der Bildecke stirbt gerade sein Marschall Frederick Duke of Schomberg, General of all His Majesty’s forces. Das war heute vor 335 Jahren. Nach der Schlacht sitzt Wilhelm von Oranien sicher auf dem englischen Thron. Der Sohn von Charles II, der in der Glorious Revolution seinen Thron verloren hatte, flieht nach Frankreich. Das Bild hat der amerikanische Quäker Benjamin West 1778 gemalt, der der Hofmaler von George III war. Das Bild erhebt wahrscheinlich keinen Anspruch auf historische Wirklichkeit.
Bleiben wir einen Augenblick bei dem sterbenden General in der rechten Bildecke. William III, der ihn zum Duke of Schomberg ernannt hatte, war der dritte Monarch, dem er diente. Geboren wurde er als Graf Friedrich von Schönberg 1615 in Heidelberg. Seine Eltern waren früh gestorben, seine englische Großmutter nimmt sich seiner an. Als calvinistischer Adliger studierte er an der Akademie Sedan und der Universität Leiden, sein Großvater Lord Dudley hatte ihm das ermöglicht. Mit achtzehn Jahren trat der junge Graf in das Heer des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien ein. Dann geht er im Dreißigjährigen Krieg zu den Schweden und dient unter Josias Rantzau. 1635 geht er als Comte de Schomberg nach Frankreich. Der Name Schomberg bedeutet in Frankreich etwas, denn zwei aus der Familie, Henri de Schomberg und Charles de Schomberg, waren da Marschälle von Frankreich. Den Titel eines Marschalls wird Friedrich 1675 von Louis XIV auch bekommen. Aber zehn Jahre später hebt Louis das Edikt von Nantes auf, die Hugenotten müssen das Land verlassen. Dank des →Edikts von Potsdam gehen viele nach Brandenburg, der Marschall von Frankreich wie auch die Vorfahren von Theodor Fontane.
Der brandenburgische Kurfürst übertrug dem Comte de Schomberg sofort das Generalat über alle Unsere armée und trouppen in allen Unseren Ländern und Provincien, da diente er wieder einem anderen Herrscher. Er kaufte sich in Berlin ein Palais, das schnell zum Zufluchtsort der emigrierten Hugenotten wurde. Aber als seine Frau starb, hielt ihn nichts mehr in Berlin, er trat wieder in die Dienste des Hauses Oranien. Und folgt Wilhelm nach England. Und folgt dann dem neuen König nach Irland. Für das irische Abenteuer hatte er William die 100.000 Pfund geliehen, die er vom Parlament erhalten hatte. Zu vier Prozent Zinsen. Er wird das Geld nicht wiedersehen. Seinem Sohn wird man aber die Zinsen noch auszahlen.
Die →Schlacht am Boyne River hat er nicht gewollt, es sei der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt, sagt er dem König. Doch der hört nicht auf den 75-jährigen General, der mehr Ahnung vom Krieg hat als er. Wenn Schomberg den Befehl zum Angriff bekommt, sagt er etwas gehässig, er sei es gewohnt zu befehlen und sei nicht gewohnt, Befehle entgegenzunehmen. Aber er reitet durch den Fluss, begleitet von drei Regimentern, die ihre Gewehre über dem Kopf halten müssen. Der Boyne River ist kein flacher Bach. Allons, messieurs, voila vos persecuteurs, ruft er seinen Truppen zu, dann ist er tot. Auf der Vergrößerung der rechten Bildecke des Gemäldes von Benjamin West können wir sehen, wie er aus dem Fluss gehoben wird. Benjamin West hat ihm einen großen Hosenbandorden auf den Mantel gemalt. Ob er den wirklich getragen hat, weiß ich nicht. Der Maler Gilbert Stuart hat behauptet, dass er für Benjamin West bei dem Bild Modell gesessen habe, sowohl für Schomberg als auch für William. Das kann durchaus sein, denn damals war er noch nicht berühmt, er noch Schüler von West.
Schomberg war kein Glücksritter, kein condottiere des 17. Jahrhunderts, er kämpfte für seinen Glauben, darin war er unbeirrt. So berühmt der Feldherr gewesen war, so schnell wurde er vergessen. Er ist in der Saint Patrick's Kathedrale in Dublin begraben, aber es hat bis zum Jahre 1731 gedauert, bis diese →Marmorplatte an ihn erinnerte. Jonathan Swift hatte viele Jahre versucht, Schombergs Enkelin, die Countess of Holderness, dazu zu bewegen, Geld für ein repräsentatives Grab zu spenden. Sie beantwortete die Briefe nicht. Und deshalb steht jetzt auf der Grabplatte: Hic infra situm est corpus Frederici Ducis de Schonberg, ad Bubindam occisi, A.D. 1690. Decanus et Capitulum maximopere etiam atque etiam petierunt, ut haeredes Ducis monumentum in memoriam parentis erigendum curarent. Sed postquam per epistolas, per amicos, diu ac saepe orando nil profecere; hunc demum lapidem statuerunt; saltem ut scias, hospes, ubinam terrarum SCHONBERGENSIS cineres delitescunt. Plus potuit fama virtutis apud alienos quam sanguinis proximitas apud suos. A.D. 1731.
Was auf deutsch heißt: Hier unten liegt der Leichnam von Frederick, Herzog von Schomberg. Er starb 1690 in Budin. Der Dekan und das Domkapitel baten die Erben des Herzogs inständig, ein Denkmal zum Gedenken an ihren Vater zu errichten. Doch nachdem weder Briefe noch Freunde noch lange und häufige Gebete etwas bewirkt hatten, errichteten sie schließlich selbst diesen Stein, damit Sie, lieber Gast, wissen, wo auf der Welt die Asche von Schomberg begraben ist. 'Der Ruf der Tugend unter Fremden könnte mächtiger sein als die Nähe des Blutes unter den eigenen.' 1731 n. Chr.
Sic transit gloria mundi.
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