Das ist eine seltsame Woche, erst war hier oben noch Schneechaos, dann hatten wir Sonne und beinahe zweistellige Temperaturen, jetzt ist wieder alles weiß. Der Frühling tut sich schwer. Vielleicht helfen wir ihm mit einem Gedicht auf die Beine:
Daphnis wolte Blumen brechen,
Als der Merz den Frühling bracht;
Ach, sagt er, wer kan aussprechen
Meiner bittern Liebe Macht,
Liebe, die mich hat betrogen,
Daß ich bin ümher gezogen
Durch die Wälder Tag und Nacht!
Dieß sind ja die ersten Früchte
Von den Blumen dieser Zeit,
Da der Vögel Klinggedichte
Menschen, Vieh und Feld erfreut;
Dieß sind zwar die ersten Gaben,
Die wir von den Wiesen haben
Durch des Himmels Gütigkeit.
Aber wenn werd' ich erlangen,
O mein Blümlein Galathe,
Dich wie andre zu ümfangen ...
Das Frühlingsgedicht von Johann Rist ist hier noch nicht zu Ende, Sie können es hier ganz lesen. Johann Rist wurde am 8. März 1607 in Ottensen geboren. Ich wollte über ihn schreiben, merkte dann aber, dass es schon einen Post Johann Rist gibt. Es gibt noch mehr Frühlingsgedichte von Rist, barocke Dichter schreiben gerne über die Jahreszeit, in der sich die ganze Schöpfung erneuert. Sie schreiben auch gerne lange Gedichte, über die Max Wehrli in seinem Buch Deutsche Barocklyrik sagte: Barocke Lyrik ist mit wenigen Ausnahmen unheilbar rhetorisch. Aber man kann das heute immer noch lesen, was die Dichter der Zeit abgewinnen, in der um sie herum nur Pest, Krieg und Zerstörung ist. Johann Rist überlebt die Pestepidemie, und er nimmt es hin, dass der schwedische General Lennart Torstensson zweimal seinen schönen Garten zerstört. Er dichtet weiterhin über den Frühling, der alles neu macht:
Nun sich Himmel und Erd' erfreut
In der lieblichen Frühlingszeit,
Nun die Vögelein stimmen an
Das die Menschen ergetzen kan;
Nun die Flüsse so sanft und fein
Wiedrum schleichen ins Meer hinein,
Nun der Winter sich gibt zur Ruh'
Und die Wärme nimmt täglich zu;
Nun die Bäume gleich schwanger stehn,
Und die Blumen sich lassen sehn,
Nun die flüchtigen Thier im Wald
Artig springen und tanzen bald;
Ist der Mangel an denen doch,
Die nur lieben des Krieges Joch
Und nicht suchen des Friedens Ziel;
Menschen halten das Widerspiel.
In der lieblichen Frühlingszeit,
Nun die Vögelein stimmen an
Das die Menschen ergetzen kan;
Nun die Flüsse so sanft und fein
Wiedrum schleichen ins Meer hinein,
Nun der Winter sich gibt zur Ruh'
Und die Wärme nimmt täglich zu;
Nun die Bäume gleich schwanger stehn,
Und die Blumen sich lassen sehn,
Nun die flüchtigen Thier im Wald
Artig springen und tanzen bald;
Ist der Mangel an denen doch,
Die nur lieben des Krieges Joch
Und nicht suchen des Friedens Ziel;
Menschen halten das Widerspiel.
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