Sonntag, 12. Juni 2022

Cobras

Schlangen sind nicht so mein Ding, das steht schon in dem Post Schlangen. Schlangen kommen in diesem Blog auch eher selten vor. In den Posts Catherine Oxenberg und Fantasy wird der schrottige Horrorfilm Der Biss der Schlangenfrau (mit dem jungen Hugh Grant) erwähnt, falls Sie den sehen wollen: ich habe den Film natürlich für Sie. In dem Post Schlangenfreie Zone erfahren Sie, weshalb es in Irland keine Schlangen gibt. Das wäre jetzt eigentlich genug an Nattern, aber es muss heute ein paar Worte über die Kobra geben.

Die Kobra ist nicht nur der Name einer Giftschlange, es ist auch der Name eines Autos, das der Texaner Carroll Shelby bei der englischen Firma AC hat bauen lassen. War der schnellste Sportwagen der Welt. Man kann für den eine Million Dollar bezahlen; die erste Cobra, die Shelby selbst gehört hatte, brachte auf einer Auktion beinahe sechs Millionen Dollar. Ich habe noch nie einen gesehen, habe aber viele Geschichten über Shelby und sein Auto gelesen. Und ich habe für Sie hier auch den vor drei Jahren erschienenen Film Le Mans 66: Gegen jede Chance (Originaltitel Ford v Ferrari). Mein Freund Keith, der alle möglichen sammelwürdigen vintage cars hat, hat keinen Shelby Cobra. Das wäre auch nichts für ihn, er verweist lieber darauf, dass er drei Daimler Super Six hat. Ich habe das Wort vintage cars eben absichtlich gebraucht, im Deutschen sagen wir zwar Oldtimer, aber das ist ebenso wie Showmaster ein deutsches Wort, kein englisches. Bei aller Begeisterung für Shelbys Cobra muss man natürlich dazu sagen: bequem ist der Wagen nicht. Ich denke da ungern an die Zeiten zurück, als mir mein Bruder seinen englischen TVR andrehte. Mit dem konnte man zwar beinahe unter der Parkschranke des Parkplatzes des Uni durchfahren, aber Fahrkomfort war kein Wort, das zu diesem Auto gehört.

Es gibt einen Grund dafür, dass ich auf Cobras gekommen bin: es hat etwas mit dem versprochenen Post über italienische Oberhemden zu tun. Ich fürchte, der wird ziemlich lang. Wenn ich über jede Firma etwas schreibe, wie in diesem alten Guy Rover Post, dann sitze ich Weihnachten noch daran. Ich war dabei, bei ebay in der Kategorie Hemden made in Italy oder cucita a mano einzugeben und fand tausende von Angeboten. Es gibt im Augenblick mehr als 1.100 Borrelli Hemden und mehr als 900 Hemden von Finamore bei ebay. Ist das noch exklusiv? Oder ist das eher hochpreisige Massenware? Das preiswerteste made in Italy Hemd kam von einer Firma, die ich nicht kannte: Cobra S.C. Es sollte drei Euro kosten.

Die Firma gibt es wirklich. Sie ist seit fünf Jahren im Geschäft, und wenn man der Lobhudelei im GQ, der New York Times oder Vogue glauben darf, ist die Firma aus New York, die ihre Hemden in Italien machen lässt (classically tailored shirts are produced exclusively by the hands of Italian craftspeople), das heißeste Ding, das es gibt. Das liest sich in der Werbung so: The shirts themselves have loose, casual silhouettes. They give off a high-end pajama top vibe, whilst still somehow being super wearable. They don't play into brand culture, and are the kind of thing you can wear time and time again. Und dann sieht man so aus. Ziemlich doof. Kostet irgendwas zwischen 300 und 600 Dollar. Aber da ist das Etikett mit der kleinen Kobra drin, das ist wichtig. Eine echte Kobra wäre teurer. Und für den Preis eines Cobra S.C. Hemds (die Kürzel stehen für die Vornamen der Designer Safa Taghizadeh und Christopher Reynolds) kriegt man auch schon ein Hemd von Borrelli oder Finamore. Oder Truzzi, der ältesten italienischen Manufaktur. Die Mode geht seltsame Wege.

Der Händler mit dem drei Euro Hemd erlaubte einen Preisvorschlag, ich schlug drei Euro vor. Er nahm an. Das Hemd ist angekommen, was soll ich sagen? Es ist ein Hemd, ist die drei Euro wert. Ich werde das einem Teeny schenken und ihm sagen, dass das was ganz Dolles ist. Wegen der Kobra auf dem Etikett.

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