Dieses Schild hatte ich in dem Post die Berufsreise abgebildet, weil es auf das Haus hinweist, in dem General Riedesel mit seiner Familie einst wohnte. Das Haus, das hier um 1770 von den Arbeitern errichtet worden war, die eine Meile weiter Jeffersons palladianischen Landsitz Monticello bauten, ist um 1930 abgerissen worden. Leider hat man versäumt, vor dem Abriß Photographien von diesem historischen Bauwerk anzufertigen. Auf dem Schild steht: The house was built about 1770 by workmen engaged in building Monticello. Mazzei, an Italian, lived here for some years adapting grape culture to Virginia. Baron de Riedesel, captured at Saratoga in 1777, lived here with his family, 1779–1780. Scenes in Ford’s novel, Janice Meredith, are laid here. Dass die Riedesels hier waren, das wissen wir jetzt. Auf den ersten Besitzer Philip (oder Filippo) Mazzei kommte ich gleich noch. Aber den letzten Satz des Schildes Scenes in Ford’s novel, Janice Meredith, are laid here, den hatte ich nicht weiter kommentiert.
Was ich hätte tun können, weil ich über den Roman Janice Meredith von Paul Leicester Ford, von dem ich sogar eine signierte Erstausgabe besitze, schon einmal geschrieben habe. Das war ein Post, der Peter Nicolaisen damals sehr gefallen hat. Ich gebe mal eben eine kurze Probe aus dem Text des historischen Romans Janice Meredith: A sudden end came to these amusements by an untoward event. Janice and General de Riedesel had made the flower-garden at Colle their particular charge, working there, despite the heat, for hours each day, till early in August, when one day the baron was found lying in a pathway unconscious, his face blue, his hands white, and his eyes staring. He was hurriedly carried into the house, and when the army surgeon arrived, it was found to be a case of sunstroke. Though he was bled copiously, the sufferer improved but slowly, and before he was convalescent developed the ‘river’ or ‘breakbone fever.’ Finally he was ordered over the mountains to the Warm Springs, to see whether their waters might not benefit him. Die Geschichte hat der Autor des Romans nicht erfunden, General Riedesel hatte wirklich einen Hitzschlag: General von Riedesel hingegen war zum Farmer geworden bepflanzte einen großen Garten, hielt sich Tiere und wäre bei der Feldarbeit beinahe einem Hitzschlag erlegen ... Die Sonne, die gut ist für Mazzeis Weinreben, ist nicht gut für Generäle, die sich weigen, einen Hut aufzusetzen. Jefferson erlaubte Riedesl, Colle zu verlassen und sich in einen Kurort zu begeben. The heat was so great, even during the night, that we were obliged to sleep with open windows, schreibt Friedrike Riedesel. Ich nehme das einmal aus einer englischen Quelle, die Baronin kann kein Englisch und sie lernt es auch nicht, sie spricht deutsch und französisch.
In der Sprache wird sich auch Fords Romanheldin Janice Meredith (hier Marion Davies als Janice in dem Stummfilm ✺The Beautiful Rebel 1924) mit Madame unterhalten, die Details in diesem historischen Roman stimmen alle. Was seinen Grund darin hat, dass Ford mehr als jeder andere in Amerika über Thomas Jefferson weiß. Er hat nämlich The Works of Thomas Jefferson in zwölf Bänden herausgegeben. Das ist für das nächste halbe Jahrhundert die Standardausgabe, bis der Professor Julian P. Boyd von der Princeton University die Papers of Thomas Jefferson herausgibt. Erstaunlicherweise wird das in dem deutschen Wikipedia Artikel zu Paul Leicester Ford überhaupt nicht erwähnt.
Bevor die Riedesels sich mit Hilfe von Jeffersons Handwerkern ein neues Haus errichten lassen, wohnen sie erst einmal im Haus von Philip Mazzei. Was Friedrike Riedesel nun gar nicht gefällt, sie mag diesen Italiener überhaupt nicht: Das Haus, in dem wir wohnten, und das ganze Gut gehörte einem Italiener, der, da er einige Zeit abwesend sein wollte, es uns überließ. Wir sahen seiner und seiner Frau und Tochter Abreise mit Verlangen entgegen, weil das Haus weil das Haus nur klein war und sie uns überdieß wegen der nur wenigen vorhandenen Lebensmittel beschwerlich fielen.
Friedrike hat nicht begriffen, dass der italienische Arzt, der inzwischen Amerikaner geworden ist, ein bedeutender Mann ist. Zu seinem 250. Geburtstag im Jahre 1980 wird die amerikanische Post eine Gedenkmarke mit der Aufschrift Patriot Remembered herausbringen, das hatte der Kongress so beschlossen. Die Familie Mazzei baut seit Jahrhunderten in der Toskana Wein an (und tut das heute immer noch); und Mazzei beginnt 1773 mit dem Weinbau in Virginia auf dem Grundstück, das im Jefferson überlassen hat. I thank you for your obliging acct of the culture of the Vine, and am happy to hear that your plantation of them is in so prosperous a way. I have long been of opinion from the spontaneous growth of the vine, that the climate and soil in many parts of Virginia were well fitted for Vineyards & that Wine, sooner or later would become a valuable article of produce—The relation of your experiments convince me I was right, schreibt ihm George Washington im Jahre 1779.
1779 ist auch das Jahr, in dem Mazzei sein Landgut, das er Il Colle genannt hat, verlässt. Zur großen Erleichterung von Madame Riedesel. Er reist in geheimen Auftrag nach Europa, er soll Geld und Waffen für die Revolution beschaffen. Allerdings kapern die Engländer sein Schiff und verschleppen ihn nach Irland. Die Papiere, die er von Jefferson und Patrick Henry bekam, hat er sicherheitshalber bei dem Angriff über Bord geworfen. Er wird den Engländern entkommen und in den nächsten Jahren als eine Art geheimer Diplomat für die amerikanischen Revolutionäre tätig sein. Das ist eine Geschichte, die eines Romans würdig ist.
Wenn er nach Virginia zurückkommen, wird er sein Landgut nicht wiedererkennen. Von den Weinreben, auf die er so stolz war, ist nichts übrig geblieben. Darüber wird Jefferson später schreiben: In this state of the thing he was himself employed by the state of Virginia to go to Europe as their agent to do some particular business. He rented his place to General Riedesel, whose horses in one week destroyed the whole labour of three or four years, and thus ended an experiment, which, from every appearance, would in a year or two more have established the practicability of that branch of culture in America. This is the sum of the experiment as exactly as I am able to state it from memory, Jefferson wird das Land zurückkaufen, wenn Mazzei Amerika verlässt, heute heißt die Region Jefferson's Vineyards
Nicht nur, weil er als agent to do some particular business für Virginia unterwegs ist (wofür ihn der Staat Virginia später finanziell entschädigen und beloben wird), hat der Weltbürger aus Florenz den Ruf eines amerikanischen Patrioten verdient. Da ist noch etwas anderes, nämlich zwei Sätze aus einer politischen Schrift Mazzeis, die 1773 in John Pinkneys Virginia Gazette erschien. John F. Kennedy hat in A Nation of Immigrants geschrieben: The great doctrine 'All men are created equal' and incorporated into the Declaration of Independence by Thomas Jefferson, was paraphrased from the writing of Philip Mazzei, an Italian-born patriot and pamphleteer, who was a close friend of Jefferson. A few alleged scholars try to discredit Mazzei as the creator of this statement and idea, saying that 'there is no mention of it anywhere until after the Declaration was published'. This phrase appears in Italian in Mazzei's own hand, written in Italian, several years prior to the writing of the Declaration of Independence. Mazzei and Jefferson often exchanged ideas about true liberty and freedom. No one man can take complete credit for the ideals of American democracy.
Diese zwei Sätze, dass alle Menschen von Natur aus gleich sind und frei. Diese Gleichheit ist die Grundlage für die Erschaffung einer liberalen Regierungsform, werden zur Grundlage der Declaration of Independence, deren Anfang Jefferson offenbar bei seinem Freund Mazzei entlehnt hat. Die Sache hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler, kein Exemplar der Virginia Gazette mit Mazzeis Artikel ist je gefunden worden. Mazzei hat von seinem handschriftlichen Manuskript den Text in seine Autobiographie eingefügt, wo der Text posthum publiziert wurde. Und ja, da steht es: Tutti gli uomini sono per natura egualmente liberi e indipendenti. Wir lassen das mal so stehen. Oder sie lesen mehr dazu bei Professor Giovanni Ermenegildo Schiavo.
In einem Brief an den Juristen Giovanni Carmignani, der Jefferson nach dem Tod Mazzeis dessen Testment geschickt hatte, schreibt Jefferson: I learn this event with great affliction, altho' his advanced age had given reason to apprehend it. an intimacy of 40. years had proved to me his great worth; and a friendship, which had begun in personal acquaintance, was maintained after separation, without abatement, by a constant interchange of letters. his esteem too in this country was very general; his early & zealous cooperation in the establishment of our independance having acquired for him here a great degree of favor.
Man hat Philip Mazzei nicht vergessen, das zeigen die 40 cent Airmail Briefmarke, das Zitat von Kennedy oder die Rede von ✺Barack Obama. Man kann auch immer noch lesen, was er geschrieben hat. Das Buch Philip Mazzei, Virginia's Agent in Europe: The Story of His Mission as Related in His Own Dispatches and Other Documents ist als Paperback erhältlich (oder hier anklickbar), und seine dreibändige Autobiographie Memoirs of the Life and peregrinations of the n Philip Mazzei 1730-1816, 1942 bei der Columbia University Press in der Übersetzung von Howard R. Marraro aufgelegt, ist antiquarisch noch zu finden. Die 40 cent Briefmarke aus dem Jahre 1980 kostet bei ebay einen Euro. Und für die Flasche Mazzei Castello Fonterutoli, auf deren Etikett sein leicht verfremdetes Portrait ist, müssen Sie ungefähr dreißig Euro auf den Tisch legen.
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