So etwas gibt es heute nicht mehr. Weihnachten mit sexy Frauen in Magazinen. Also nicht in diesen Magazinen, an die Sie jetzt vielleicht denken. Dies Bild ist aus der Saturday Evening Post aus dem Jahre 1950. Es hat den Titel Clever Women are Dangerous Too. Die Geschichte zu diesem Bild können Sie →hier lesen.. Das Bild ist von Joe de Mers, einem der Meister dieser Art von Illustration. You can put De Mers high on my list of under-appreciated illustrators who are long overdue for a renaissance, heißt es auf einer Seite im →Internet. Bevor er für die Magazine arbeitet und die Enkelinnen des Gibson Girl aufs Papier bringt, hatte er in Hollywood als storyboard Zeichner gearbeitet.
Sie werden sich jetzt fragen, wie ich auf Joe de Mers komme, aber das hat einen einfachen Grund. Ich habe im letzten Jahr zu Weihnachten einen Stapel dieser schönen amerikanischen Magazine aus den vierziger und fünfziger Jahren geschenkt bekommen. Und dabei bin ich natürlich auf Joe de Mers gestoßen. Die Geschichte zu diesem Bild können Sie sich selbst ausdenken. Ich war von dieser Welt der Illustrationen so begeistert, dass ich sogleich einen Post über Joe de Mers zu schreiben begann. Aus irgendeinem Grund ist der Post bis heute liegengeblieben.
Und weil Weihnachten vor der Tür steht, gibt es heute noch ein drittes Bild von Joe de Mers mit einem Tannenbaum. Er ist nicht der einzige in dieser Zeit, der uns junge elegante Frauen auf der Suche nach einem Mann unter dem Mistelzweig und neben einem Weihnachtsbaum, zeigt. Ich habe hier eine ganze Seite, die →Art Gallery: Holdiday Glamour heißt. Die reicht von den zwanziger bis in die fünfziger Jahre und sagt uns viel über den amerikanischen Geschmack.
Es gibt viel freie Flächen in seinen Bildern, die Köpfe der Frauen stehen im Mittelpunkt. Man hat das auch die →big head school of illustration genannt. Joe de Mers Ehefrau Janice war seine wichtigste Beraterin. Die Kleider, die er seinen Schönheiten auf den Leib zauberte, sollten auch in der nächsten und der übernächsten Saison noch zeitlos sein. Vieles davon sieht auch heute nach siebzig Jahren noch gut aus, weil Joe de Mers das ist, was die Amerikaner einen style setter nennen.
Häufig begleiten die Illustrationen eine kleine Geschichte, oder sie sind Teil einer Kurzgeschichte. Manchmal brauchen sie keine Geschichte. Wie zum Beispiel auf diesem Bild. Joe de Mers ist, wenn wir so wollen, ein Kollege von Norman Rockwell, einem Zeichner, den ganz Amerika kennt. Aber ein Bild wie das der kleinen Ruby Bridges, das kann nur Norman Rockwell malen. Joe de Mers bleibt in der Welt des Glamour.
Dies Bild hier gehört zu einer Kurzgeschichte, der Untertitel des Bildes (einem Satz aus der Geschichte) heißt My eyes are too big, and my mouth too small, and my nose just a nose. Wir wissen, dass das nicht wahr ist. Wenn man so aussieht, dann ist man eines Tages Audrey Hepburn. Oder ein Audrey Hepburn Double.
Vieles von Joe de Mers begegnet uns noch heute. Die junge Dame aus dem ersten Absatz kann man in beliebiger Vergrößerung kaufen und sich in die Wohnung hängen. Allerdings ohne den Tannenbaum. Man kann das Bild auch als Puzzle oder als Kaffeetasse bekommen. In diesem Zimmer hat es bestimmt nie einen Tannenbaum gegeben, der passt nicht ins Design. Wer so wohnt, der braucht schon ein bisschen von einer dangerous woman.
Es sind nicht gerade Pin Ups, die Joe de Mers für die Post liefert, die Saturday Evening Post nennt diese Frauen die Leading Ladies. Ähnliches hatte es in anderen Magazinen auch gegeben. Die Devise sex sells ist längst ausgegeben: From the 1940s through the 1960s, you could read steamy romance stories in The Saturday Evening Post. We know, you’re shocked. But just as much fun as the stories were the sultry illustrations. We call them our “Leading Ladies.” Campy, vampy and, well, not always politically correct, these ladies were definitely not June Cleaver. Ich finde dieses campy, vampy and, well, not always politically correct eine wunderbare Formulierung.
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