Der Dichter Gustav Falke (hier auf einem Gemälde von Ernst Eitner, den man einmal den Monet des Nordens genannt hat) ist heute so gut wie vergessen. Er war einmal sehr berühmt. Zu seinem fünfzigsten Geburtstag setzte die Hansestadt Hamburg ihm wegen seiner Verdienste um die deutsche Literatur einen lebenslangen Ehrensold von dreitausend Mark im Jahr aus, der zehn Jahre später auf fünftausend Mark erhöht wurde. Er konnte seinen Beruf als Klavierlehrer aufgeben und kaufte sich in Groß Borstel, das damals noch weit draußen lag, ein Grundstück mit einer kleinen Villa. Er machte sich Garten und Wiesen zu seinem kleinen Paradies: Wie hatte ich es nur solange in der Stadt aushalten können? Wo der Blick immer gegen Mauern prallt, und wo das vielfache Getöse des Tages, zu einem wirren, kaum mehr beachteten Lärm verschlungen, sich bis in die Nacht fortsetzt und uns wahnsinnig machen würde, wenn wir nicht dagegen abstumpften. Hier draußen war Friede und Stille, ein weiter Himmel, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, alle Jahreszeiten im sanften Wandel, hier war helles Grün des Sommers und leuchtender Schnee des Winters, war der violette Geist des erwachenden Frühlings und waren die tausend Farben des noch einmal beim lauschenden Abschiedsfest aufjubelnden Herbstes; hier war der ganze Kreis des holden Lebens geschlossen, und der Mensch, teilnehmend, leidend und wirkend, mitten darin.
Ich habe Gustav Falke aus dem Grabbelkasten der vergessenen Autoren geholt, weil er ein schönes Pfingstgedicht geschrieben hat, das sich in seinem Buch →Hohe Sommertage findet. Wenn Sie den Titel anklicken, können Sie das ganze Buch lesen. Lesenswert ist auch seine Autobiographie →Die Stadt mit den goldenen Türmen, die es auch beim Projekt Gutenberg gibt.
Pfingstlied
Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
Sie könne durch allen Rausch und Duft
Aufsteigen in die goldene Luft.
Jedes Herz in Freude steht,
Von neuem Geist frisch angeweht,
Und hoffnungsvoll aus Thür und Thor
Steckt´s einen grünen Zweig hervor.
Es ist im Fernen und im Nah´n
So ein himmlisches Weltbejah´n
In all dem Lieder- und Glockenklang,
Und die Kinder singen den Weg entlang.
Wissen die Kindlein auch zumeist
Noch nicht viel vom heiligen Geist,
Die Hauptsach spüren sie fein und rein:
Heut müssen wir fröhlichen Herzens sein.
Pfingsten ist heut, und die Sonne scheint,
Und die Kirschen blühn, und die Seele meint,
Sie könne durch allen Rausch und Duft
Aufsteigen in die goldene Luft.
Jedes Herz in Freude steht,
Von neuem Geist frisch angeweht,
Und hoffnungsvoll aus Thür und Thor
Steckt´s einen grünen Zweig hervor.
Es ist im Fernen und im Nah´n
So ein himmlisches Weltbejah´n
In all dem Lieder- und Glockenklang,
Und die Kinder singen den Weg entlang.
Wissen die Kindlein auch zumeist
Noch nicht viel vom heiligen Geist,
Die Hauptsach spüren sie fein und rein:
Heut müssen wir fröhlichen Herzens sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen