Dienstag, 19. Juni 2012

Günstlinge


"My father is deceas'd. Come, Gaveston,
And share the kingdom with thy dearest friend."
Ah, words that make me surfeit with delight!
What greater bliss can hap to Gaveston
Than live and be the favourite of a king!
Sweet prince, I come! these, thy amorous lines
Might have enforc'd me to have swum from France,
And, like Leander, gasp'd upon the sand,
So thou wouldst smile, and take me in thine arms.
The sight of London to my exil'd eyes
Is as Elysium to a new-come soul:
Not that I love the city or the men,
But that it harbours him I hold so dear,—
The king, upon whose bosom let me lie,
And with the world be still at enmity.
What need the arctic people love star-light,
To whom the sun shines both by day and night?
Farewell base stooping to the lordly peers!
My knee shall bow to none but to the king.
As for the multitude, that are but sparks,
Rak'd up in embers of their poverty,—
Tanti,—I'll fawn first on the wind,
That glanceth at my lips, and flieth away.


Der hier den Brief des englischen Königs liest, heißt Piers Gaveston. König Edward II wird seinen Günstling zum Earl of Cornwall machen. Angeblich sind die beiden schwul. Behauptet auf jeden Fall Christopher Marlowe in seinem Theaterstück Edward the Second, aus dem die obigen Zeilen sind. Und natürlich auch dieser viktorianische Produzent von Hochglanzkitsch, ein Maler namens Marcus Stone. Die meisten Historiker glauben nicht so recht an diese Geschichte.

Piers Gaveston wurde heute vor 800 Jahren hingerichtet, er war keine dreißig Jahre alt. Sein Nachfolger als Günstling des Königs war ein  gewisser ➱Hugh Despenser, dessen Leben für ein Dutzend Hollywoodfilme ausreichen würde. Mindestens. Auch er wird eines Tages hingerichtet. Gevierteilt, geköpft und aufgehängt, ich weiß nicht in welcher Reihenfolge. Es ist gefährlich in dieser Zeit ein Günstling des Königs zu sein. Es geht sowieso sehr wenig aristokratisch und zivilisiert zu im England dieser Zeit. Ein Jahr nach Hugh Despenser kommt auch der gerade abgesetzte König Edward II unter ungeklärten Umständen zu Tode.

Sein Sohn Edward III (der Vater der ➱schwarzen Prinzen) wird das Chaos aufräumen, das ihm sein Vater hinterlassen hat. Er wird dafür sorgen, dass der Geliebte seiner Mutter ➱Roger Mortimer (der die Macht in England an sich gerissen und wahrscheinlich den Mordbefehl für Edward II gegeben hatte) zu Tode kommt. Seine Mutter ➱Isabella verschont er. Hätte er vielleicht besser neben Roger Mortimer an den Galgen hängen lassen sollen. Ihren Spitznamen die Wölfin von Frankreich hat sie sich redlich verdient. Edward III wird seinem armen Vater in der Kathedrale von Gloucester ein großartiges Grabmal bauen lassen.

I greatly lament that I have utterly failed my people, but I could not be other than I am, soll Edward II bei seiner erzwungenen Abdankung gesagt haben. Aber so ganz verbürgt ist das auch nicht. Ebensowenig wie die Autorenschaft an dem Gedicht De Le Roi Edward, le Fiz Roi Edward, Le Chanson Qe Il Fist Mesmes, obgleich da im Titel steht, dass er es selbst geschrieben hat (qe il fist mesmes). Es ist als Lament of Edward II bekannt geworden - sollte aber auf keinen Fall mit ➱Edward's Lament verwechselt werden:

En temps de iver me survynt damage.
Fortune trop m'ad traversé:
Eure m'est faili tut mon age.
Bien sovent l(e)ay esprové:
Pener me funt cruelement —
E duint qe bien l'ai deservi.
Lour fausse fai en parlement
De haut en bas me descendi.

Das geht jetzt noch 15 Strophen lang weiter, wenn Sie wollen, können Sie es ➱hier lesen. Edward II ist heute nicht ganz vergessen, es gibt einen ➱Blog, in dem wir lesen können: Edward is one of England's most maligned kings, and I'm trying to salvage his reputation here and correct some of the misconceptions about him...while remaining as fair and objective as possible! Wofür Blogger nicht alles gut sind.

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