Donnerstag, 13. Oktober 2016

The Times They Are A-Changin'


Sie werden diesen Herrn mit der geschmacklosen Uhr wahrscheinlich nicht kennen. Er ist Goldmann Autor und betreibt ein Text-Atelier. Er sieht sehr soigniert aus. Oder bemüht sich, soigniert auszusehen. Ich würde gerne wissen, wie der Mann am Anfang der achtziger Jahre ausgesehen hat. Damals, als er ein Revolutionär war. Das mit dem Revolutionären sieht man ihm heute nicht unbedingt an, aber es ist so. Dieser Mann hat es vorausgesehen. Er wird sich jetzt wahrscheinlich besaufen. Oder stilvoll betrinken. Vor über dreißig Jahren, da hat man über ihn gespöttelt, jetzt wird niemand mehr spotten, er war ein Seher.

Der Herr in der Denkerpose heißt Mathias R. Schmidt, er hat 1983 die erste deutsche Dissertation über Bob Dylan geschrieben. Was für die deutsche Universität ziemlich sensationell war. Schmidts Dissertation verrät solide Sachkenntnis. Fachlich souverän versteht er es, seinen Stoff sinnvoll gegliedert und sprachlich gewandt (wenn auch vereinzelt recht salopp) dem Leser auf interessante Weise zu vermitteln. So kann es nicht erstaunen, daß der Fischer Taschenbuchverlag schon im Herbst 1983 eine umgearbeitete (will sagen: weniger "wissenschaftliche") Fassung des vorliegenden Bandes unter dem Titel Bob Dylan und die Sechziger Jahre: Aufbruch und Abkehr auf den Markt gebracht hat. Unabhängig davon dürfte Schmidts Dissertation jedoch in keiner popular culture studies Bibliothek fehlen, schrieb ein Kollege von mir in einer ➱Rezension. Obgleich wir keine spezielle popular culture studies Bibliothek waren, habe ich das Buch sofort für die Bibliothek gekauft. Durfte ich, weil ich der Wissenschaftliche Leiter der Fachbibiothek war.

Meine Glückwünsche an Bob Dylan (und an Mathias R. Schmidt). Ich hätte allerdings auch nichts dagegen gehabt, wenn der Nobelpreis für Literatur an Leonard Cohen gegangen wäre. Es gibt in diesem Blog schon einen Post, der ➱Bob Dylan heißt. Und der Nobelpreisträger taucht in den Posts ➱Wilder Westen, ➱Harry Belafonte, ➱Milk Snatcher, ➱Stephen Foster und ➱Easy Rider auf. ➱Leonard Cohen hat auch schon einen Post. Ich nehme an, dass bei den Buchmachern jetzt Wetten angenommen werden, ob Bob Dylan im ➱Frack zur Preisverleihung kommt.

1 Kommentar:

  1. Ich habe mich ebenfalls sehr gefreut und ja: Herr Schmidt gibt sich wirklich viel Mühe, vornehm zu wirken.

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