Freitag, 23. Februar 2024

finden und nicht finden

Mein Computer hat mir gesagt, dass der Peter heute Geburtstag hat. Das habe ich mal vor fünfzehn Jahren in den alten Power Mac G4 eingegeben, den mir mein Institut geschenkt hatte. Und der hatte das offenbar an den MacMini (1) und MacMini (2) weitergegeben. Ich dachte, ich schicke dem Peter mal ein paar nette Zeilen, aber die alte E-Mail Adresse stimmte offenbar nicht mehr. Die Telephonnummer in Blankenese auch nicht. Ich kenne den Peter seit mehr als sechzig Jahren, weil wir zusammen Leutnants im selben Bataillon waren. Er ist hier auch schon mal im Blog aufgetaucht. Er ist in dem Post Generalskrise derjenige, der in einem chaotischen Manöver um Mitternacht den Verkehr, vollgepumpt mit Captagon, zu regeln versucht. Der Peter ist beim Bund geblieben, er ist noch Oberst im Generalstab geworden und war Dozent an der Führungsakademie der Bundeswehr. Diese Angaben finden sich vereinzelt auch im Internet, aber sonst gibt es da nichts über ihn. Keine Adresse, keine Telephonnummer. Er war mal bei LinkedIn, aber da ist er gelöscht. Doch dann entdeckte ich, dass er bei Facebook war. Das war nun blöd, denn Facebook ist nun wirklich nicht meine Welt. Nach längerem Zögern habe ich mich da angemeldet. Einen Geburtstagsgruß schicken und wieder abmelden, war die Idee. Dann war ich plötzlich ein neues Facebook Mitglied, aber nur für ganz kurze Zeit. Gerade, als ich was schreiben wollte, haben sie mich ratzfatz wieder gelöscht. Irgendwie muss ich auf eine falsche Taste gedrückt haben. 

Ist auch gut so. Ich bin offenbar eine Gefahr für Facebook:Wir haben dein Konto deaktiviert. Wir haben dein Konto überprüft und festgestellt, dass es immer noch gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu Kontointegrität und Authentizität verstößt. Du kannst keine weitere Überprüfung dieser Entscheidung beantragen. In den Gemeinschaftsstandards erfährst du mehr darüber, warum wir Konten deaktivieren. Du hast in deinem Land unter Umständen das Recht, gerichtliche Schritte gegen unsere Entscheidung einzuleiten oder eine zertifizierte Streitbeilegungsstelle damit zu beauftragen, unsere Entscheidung zu überprüfen. Und da habe ich nur meinen Namen und meine E.Mail eingetragen, und schon habe ich gegen Kontointegrität und Authentizität verstoßen. Wahrscheinlich weil ich keine Integrität und Authetizität besitze. Ich glaube, ich bewerbe mir mal bei dem Guinness Book of Records für den schnellsten Facebook Rauschmiss.

Aber wenn ich den Peter nicht finden konnte, jemand ganz anderen habe ich gestern gefunden; und dafür muss ich mal eben auf den Post Abtanzball aus dem Jahr 2010 zurückkommen. Ich hatte da geschrieben, dass ich mich partout nicht an den Namen meiner Tanzpartnerin für diesen Abend erinnern konnte. Ich hatte mir ja gewünscht, dass man mir die Ingrid zugelost hätte, aber das war nichts geworden. Der Post endet mit den Sätzen: Und wenn die schöne Unbekannte aus Schönebeck neben mir auf dem Photo dies zufälligerweise lesen sollte: Ruf doch mal an! Das kann jetzt nach dreizehn Jahren durchaus passieren. Denn der Konny hatte zufällig vor Wochen ihren Namen herausgefunden, aber er wusste auch nicht, was aus ihr geworden war. Vielleicht wüsste der Eberhard das, sagte er, der hätte in derselben Straße gewohnt. Der Eberhard sitzt auf diesem Photo unübersehbar in der Mitte der ersten Reihe. Vor ihm auf dem Boden sitzen ich und die Unbekannte, die jetzt namentlich nicht mehr so unbekannt ist.

Der Eberhard hat Jura studiert, wie der Konny auch. Er hat einen Doktortitel erworben, wie der Konny auch. Aber während der Konny Richter am Bundesfinanzhof und Staatssekretär wurde, hat der Eberhard die ganze Juristerei hinter sich gelassen und ist Berufsphotograph geworden. Und hat Schiffe photographiert. Quer durch die Welt. Sie können hier einmal in seine eindrucksvolle →Bildagentur der Schiffahrt hineinsehen. Er ist auch schon einige Male in diesem Blog genannt worden, zuletzt in dem Post Photos, ungeordnet. Der Eberhard konnte sich noch an meine Tanzpartnerin erinnern, weil sie seine Nachbarin gewesen war. Wusste aber nicht, was aus ihr geworden war. Aber ihr Bruder wüsste das bestimmt, der sei Arzt in Ganderkesee. Ein Ort, den Sie kennen, weil Sie den Post Kurtz gelesen haben. 

Im Gegensatz zu der Suche nach dem Oberst im Ruhestand in Hamburg war die Suche nach dem dottore in Ganderkesee ein Klacks. Wir haben uns telephonisch eine halbe Stunde lang wunderbar unterhalten. Auch viel über Schönebeck, denn die Straße, in der meine Begleiterin beim Abtanzball und der Eberhard wohnten, liegt nicht in Vegesack, sondern in Schönebeck. Dem Ort nachdem auch der Schönebecker Sand seinen Namen hat. Und deshalb gibt es hier noch ein schönes Photo vom Schönebecker Schloss mit einem geradezu Caspar David Friedrichschen Morgennebel. Natürlich von Eberhard Petzold. In den 1980er Jahren photographiert. Ich habe dem Doktor meinen Blog per Mail zugeschickt, er wird seine Schwester anrufen und wird ihr alles erzählen. Wird sie anrufen?


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