Donnerstag, 27. November 2025

Birkenfeld


Nachdem Napoleon in der Völkerschlacht von Leipzig geschlagen worden war, kehrte der Herzog Peter Friedrich Ludwig am 27. November 1813 nach Oldenburg zurück. Oldenburg kenne ich, meine Division hatte dort ihr Hauptquartier. Was der Großherzog in seinem Land kulturell und architektonisch bewirkte, das weiß ich auch, irgendwann schreibe ich mal darüber. Die außergewöhnliche klassizistische Lambertikirche wird schon in dem Post Kirchen erwähnt. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr bekommt der Großherzog durch die auf dem Wiener Kongress beschlossene Gebietsverteilung noch ein kleines Ländchen dazu, das Fürstentum Birkenfeld. Das ist nun ganz weit weg von Oldenburg, und Peter Friedrich Ludwig wollte das erst überhaupt nicht haben. Ich weiß dank der Bundeswehr, wo Birkenfeld ist, denn der Truppenübungsplatz Baumholder ist da nicht so weit entfernt.

Peter Friedrich Ludwig und sein Sohn August werden aus dem zuerst ungeliebten kleinen Fürstentum ein Musterländle machen. Birkenfeld wird das beste Schulwesen von allen deutschen Kleinstaaten haben. Und es wird das einzige Land des Deutschen Bundes sein, das den Juden erlaubt, ein Teil der bürgerlichen Gesellschaft zu werden. Es gibt im Land zwar einen Wehrdienst, aber die Militarisierung des öffentlichen Lebens, wie wir sie im 19. Jahrhundert in Preußen kennen, findet hier nicht statt.

Im Jahre 1848 wird das Ländle nicht durch Revolution und Unruhen erschüttert. Ein klein bisschen doch. Der Großherzog muss den Regierungspräsidenten entlassen, den jeder in Birkenfeld hasst. Der hat den schönen Namen Laurenz Martin Hannibal Christian Fischer und vier Jahre später wird ganz Deutschland diesen Reaktionär kennen. Da hat er dann Beinamen wie Flottenfischer oder Flottenverkäufer. Wie es dazu kam, können Sie in den Posts Admiral Brommy und Reichsflotte lesen. Dass Fischer gleich in meinem ersten Bloggerjahr in diesem Blog erscheint, hat damit zu tun, dass ich seine Lebensgeschichte schon ganz, ganz lange kenne. Weil das Haus meiner Eltern gegenüber dem Sommerhaus von Arnold Duckwitz stand. Und das war der Mann, der die erste deutsche Flotte gegründet hat, sozusagen unser Nachbar.

Der Historiker Hans Friedl schreibt im Biographischen Handbuch zur Geschichte des Landes OldenburgFischer, dessen politische Gedankenwelt in der Aufklärung und in der spätabsolutistischen Staatslehre wurzelte, gehörte zu den Anhängern des patriarchalischen Obrigkeitsstaates, der durch eine aufgeklärte Beamtenschaft für die Wohlfahrt der politisch unmündig gehaltenen Bevölkerung zu sorgen suchte. An diesen schon früh ausgebildeten Ideen hielt er zeitlebens unverrückbar fest und vertrat sie mit arroganter Rechthaberei und borniertem Dogmatismus. Er isolierte sich damit selbst im konservativen Lager und wurde zu einem Reaktionär reinsten Wassers, der die liberale Bewegung doktrinär bekämpfte. Fischer war wie Donald Trump einer von den Menschen, die immer Recht haben. Dass er aus allen Positionen in Oldenburg wie im Fürstentum Lippe-Detmold herausfliegt, daran sind die anderen Schuld. Und so veröffentlicht er 1855 sein Buch Politisches Martyrthum. Kostet antiquarisch um die 35 Euro, ich würde dafür aber kein Geld ausgeben.

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