Mittwoch, 11. November 2015

Bibi Andersson


Das ist nun natürlich nicht unbedingt das Filmgenre, das man mit der schwedischen Schauspielerin Bibi Andersson verbindet. Das Photo stammt aus dem Film Duell in Diablo, ein Film, in dem auch Sidney Poitier mitspielt. Den wir natürlich wegen dieses wunderbaren Satzes They Call Me Mister Tibbs! aus dem ➱Film In the Heat of the Night nie vergessen. Für Bibi Andersson war dies die erste Rolle in Hollywood. Schwedinnen gab es da ja schon genug, Greta Garbo, Ingrid Bergman und Viveca Lindfors gar nicht mitgezählt.

Aber das Photo oben zeigt uns (neben James Garner) auch das, was Hollywood von den Schwedinnen will: sie müssen blond sein. Und ein klein wenig unbekleidet. Das verbindet man offensichtlich weltweit mit Schwedinnen. Sie dürfen aber nur so nackt sein, dass es keinen Ärger mit den immer noch vorhandenen Instanzen der Zensur gibt. Nackt in einem See zu baden, wie Ulla Jacobsson in Sie tanzte nur einen Sommer, das geht nicht. Anita Ekberg mit der Merkel Raute geht hier vielleicht gerade noch durch, ➱Ann-Margret Auftritt in Vietnam geht nun gar nicht. Selbst für Schwedinnen nicht. Die für Hollywood ja irgendwie die Verkörperung von Sex und Sünde sind. Hollywood lebt von Stereotypen. Es ist ja kein Zufall, dass eine amerikanische Pornofirma ihre Produktionen unter dem Titel Swedish Erotica offerierte.

Als Bibi Andersson nach Hollywood kam, hatten die da schon eine blonde Schwedin namens Inger Stevens, die bestens für Western geeignet schien. Hier kann man sie zusammen mit dem jungen Clint Eastwood in Hang 'Em High (Amerikas erstem Spaghetti Western) sehen. Sie hatte ein kurzes unglückliches Leben, der Traum von Hollywood wird für viele junge Frauen zum Alptraum. Nicht nur für Schwedinnen.

Schweden und amerikanische Western wäre sicher mal ein interessantes Thema, denn es hat ja viele Schweden gegeben, die im 19. Jahrhundert in den Westen gegangen sind. In Stephen Cranes ➱Geschichte The Blue Hotel kommt ein Schwede vor, und die Siedlerfamilie in John Fords ➱Film The Searchers heißt Jorgenson. Und wir können annehmen, dass Candice Bergen (deren Vorfahren Berggren hießen) die Rolle in Soldier Blue (Das Wiegenlied vom Totschlag) nur deshalb bekommen hat, weil sie blond war. Und wie eine Schwedin aussah.

Wenn Schwedinnen nicht im Western reüssieren, dann landen sie im ➱Playboy (wie hier Maud Adams) oder werden Bond Girls. Wie Maud Adams, Britt Ekland (die ➱hier einen Post hat), Izabella Scorupco und Kristina Wayborn. Am besten ist es für Schwedinnen, wenn sie in Schweden bleiben und Filme mit ➱Ingmar Bergman drehen. Das hat Bibi Andersson auch getan. Sie war noch keine achtzehn, da war sie schon in einem Bergman Film. Allerdings nicht in der Sorte Film, die wir mit Bergman verbinden.

Dies war ein ➱Werbefilm für die Seifenmarke Bris, er hieß Prinsessan och svinaherden, die sechzehnjährige Bibi spielte die Prinzessin (Sie können den Film ➱hier sehen). Wenige Jahre später war sie in Bergmans Theaterensemble und spielte in Das siebente Siegel und Wilde Erdbeeren. Da war sie berühmt. In dem Dokumentarfilm Images from the Playground von Stig Björkman sagt Bibi Anderson über ihre Zusammenarbeit mit Bergman (mit dem sie damals zusammenlebte): Several times I had this thought…, 'He doesn't think I have any more to give.' But I will show him what dramatic talent I possess! Yet I had to do all these nice schoolgirls. Which I didn't want to do. I wanted to do the parts that Harriet got. And then Liv got them. I was a bit overlooked there, I thought. As I'm a sour-puss when I feel I've been passed over. But he gave me very beautiful parts. Wonderful people, in fact.

Bibi Andersson hat heute Geburtstag. Sie sieht im ➱Alter immer noch gut aus. Besser als ➱Brigitte Bardot, die ein Jahr älter ist als sie. Und sie ist keineswegs rechtsradikal wie Brigitte Bardot oder Alain Delon, der vor wenigen Tagen auch achtzig wurde. Aber in diesem Blog keinen Geburtstagsgruß bekommen hat. Bibi Andersson bekommt natürlich hiermit einen dicken fetten Geburtstagskuss zugeschickt: Grattis på födelsedagen.


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