Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbandes
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, daß das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
Zurückerobern könne. Wäre es da
Zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?
Wählte ein anderes?
Das dichtete Bertolt Brecht in seinen Buckower Elegien nach dem ➱17. Juni 1953.
Das schreibt und verkündet sein Unbehagen
Das schreibt und verkündet sein Unbehagen
und bläht sich mit Benn und Kafka und Proust
und fordert und konspiriert und schmust.
Und ist langweilig. Kaum zu ertragen,
gedankenarm, ohne eigenen Ton,
und schreit, wenn man's nicht druckt: 'Inquisition!'
Und ist anspruchsvoll und produziert Ersatz
und sinniert sich eins ins Säuseln des Winds
und ist für die Katz und schreibt für die Katz.
Provinz, Provinz und nochmals Provinz!
Das dichtete Louis Fürnberg als Reaktion auf Brechts Gedichte. Louis Fürnberg kennt man heute nicht mehr so sehr, aber vor sechzig Jahren, da kannte ihn jeder in dem Staat, der sich Deutsche Demokratische Republik nannte. Weil er dieses Lied geschrieben hatte, das Die Partei heißt. Und das diesen schönen Refrain hat:
Die Partei, die Partei, die hat immer recht.
Und Genossen, es bleibe dabei.
Denn wer kämpft für das Recht,
der hat immer recht gegen Lüge und Ausbeuterei.
Wer das Leben beleidigt, ist dumm oder schlecht.
Wer die Menschheit verteidigt, hat immer recht.
So aus leninschen Geist wächst zusammengeschweißt
Die Partei, die Partei, die Partei
Der 17. Juni 1953 war ein schöner Frühsommertag. Ich spielte auf der Straße, bis der Malermeister Wenzel vorbeikam und sagte Und jetzt kommen die Panzer. Ich wußte nicht, was er meinte und ging ins Haus. Opa saß am Radio. Ich setzte mich zu ihm, und Opa erklärte mir die Welt.
Dann geb ich hier nur mal zum besten, dass es in der ersten Version hieß:
AntwortenLöschen"So aus stalinschem Geist wächst zusammengeschweißt..."
Was mich betrifft, wenn ich heute mein heimisches Bücherregal zur Hand hätte, dann würde ich zu Stefan Heym "Fünf Tage im Juni" greifen. Oder zu Erik Neutsch: "Auf der Suche nach Gatt". Nur so zum Beispiel.
Im übrigen freut mich der letzte Absatz ganz besonders: So eindeutig und doch ohne Parteiergreifung.