Freitag, 11. Oktober 2019

Lilo


Der Busfahrer sagte über das Mikrophon, dass wir hier nicht weiterfahren könnten, hier sei alles abgesperrt, weil Billy Wilder einen Film drehte. Ich hielt das damals für eine fette Lüge, die man Jugendlichen aus der Provinz erzählen konnte, die zum ersten Mal in Berlin waren. Aber es war wahr, Billy Wilder drehte den Film Eins, Zwei, Drei, während in Berlin die Mauer gebaut wurde.

Diese Photos, die Lilo Pulver auf einem Tisch tanzend zeigen, stammen aus dem Film. Der Stern schrieb zu der Szene: Als Fräulein Ingeborg tanzte sie 1961 im Pünktchen-Kleid und mit aufgepepptem Busen in Wilders Film 'Eins, Zwei, Drei' so verführerisch auf dem Tisch, dass buchstäblich die Wände wackelten - und zeigte damit, dass sie das Zeug zur Schweizer Antwort auf Hollywood-Star Marilyn Monroe hatte. Wenn Sie das sehen wollen, müssen Sie hier zur 53. Minute gehen.

Die schöne Schweizerin war die 'Feel Good'-Diva, der Star des Wohlfühlkinos, das die Deutschen in den Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahren so sehr mochten. 'Ich denke oft an Piroschka', 'Das Wirtshaus im Spessart' - das sind bleibende Komödienklassiker, hieß es in der Stuttgarter Zeitung, als Lilo Pulver 85 wurde. Heute wird sie neunzig, und dazu wollen wir ganz herzlich gratulieren. Sascha Hehn wird heute 65, aber wen interessiert das? Und Peter Handke hat den Nobelpreis gewonnen, ich weiß nicht weshalb. Wenn es nach mir ginge, hätte Richard Ford den bekommen, aber mich fragt ja keiner.

Ich glaube, ich bin nur zum Theater gegangen, weil ich mir mal so einen richtig schönen Mann angeln wollte, hat Lilo Pulver mal gesagt. Auf der Leinwand bekam sie Paul Hubschmid, O.W. Fischer, Gunnar Möller und Hardy Krüger, im wirklichen Leben den deutschen Schauspieler und Regisseur Helmut Schmid, den sie gerade geheiratet hatte, als sie für Billy Wilder auf dem Tisch tanzte. Sie war einunddreißig Jahre mit ihm verheiratet, aber er ist schon lange tot. Bei den Dreharbeiten zu Der letzte Sommer (1954) hatte sie sich in Hardy Krüger verliebt, aber daraus ist nichts geworden. Ich nehme an, dass Hardy ihr heute gratulieren wird. Er ist wohl der einzige ihrer Filmpartner, der noch lebt. Liselotte Pulvers Autobiographie (zusammen mit Peter Käfferlein und Olaf Köhne) Was vergeht, ist nicht verloren ist gerade bei Hoffmann und Campe erschienen.

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