Der amerikanische Maler John French Sloan hatte hier am 2. August 2011 zu seinem 140. Geburtstag schon einen Post. Sloan war sein Leben lang mit Robert Henri befreundet, und der ist der Lehrer von Edward Hopper gewesen (er war auch der Lehrer von Josephine Verstille Nivison, die Edward Hopper geheiratet hat). Und so ganz weit weg von Hopper sind die Bilder von Sloan nicht. Sloan hat über seinen Freund Robert Henri gesagt: We always painted for ourselves, expecting no commercial success and having none. This spirit of independence we owe to Henri. He was the Abraham Lincoln of American art.
Sloan malt gerne Dächer, er hat von seinem Studio hoch oben in dem Varitype Building (das wie das Flatiron Building aussieht) einen schönen Blick auf die umliegenden Hausdächer: I see them all down there without disguise. These wonderful roofs of New York bring to me all of humanity. Er wird, ähnlich wie James Stewart in Hitchcocks ✺Rear Window zu einem Voyeur. Spy glasses nennt Robert Henri den Feldstecher, mit dem Sloan die Nachbarschaft beobachtet. Für Sloan ist das nichts Böses, sein Blick ist der Blick des Malers, nicht der des Voyeurs: I am in the habit of watching every bit of human life I can see about my windows, but I do it so that I am not observed at it ... No insult to the people you are watching to do so unseen.
Er beobachtet und malt sie auch nachts, denn im Sommer schlafen viele auf den Dächern, weil sie es in den stickigen Wohnungen nicht aushalten. Wir können das auf dem Kupferstich Roofs, Summer Night sehen: I have always liked to watch the people in the summer, especially the way they live on the roofs. For many years I have not seen the summer life of the city, which has perhaps been better for my health than my production of city-life etchings ... The city seems more human in the summer. Dieses Bild ist nicht von Sloan, es ist ein Hopper, aber es ist derselbe voyeuristische Blick auf die Großstadt, der die Malerei von Sloan und seinen Freunden ausmacht.
In dem Post zu John French Sloan im Jahre 2011 hatte ich geschrieben, dass sein Tagebuch aus der Zeit von 1906 bis 1913, das zuerst 1965 veröffentlicht wurde, leider vergriffen sei. Dieses Tagebuch hat eine erstaunliche Geschichte. John Sloan hatte seine Frau Dolly (Bild) in einem Bordell kennengelernt. Eines Tages hatte ihm sein Arzt vorgeschlagen, dass er ein geheimes Tagebuch beginnen sollte. Um seine Frau von ihrer Trunksucht und der Angst abzubringen, dass er sie verlassen würde. Das Tagebuch sollte er natürlich offen liegen lassen und lauter nette Dinge über seine Frau hineinschreiben. Sloans Aufzeichnungen über die New Yorker Kunstszene zu Anfang des 20. Jahrhunderts haben ihren Anfang in einer psychotherapeutischen Maßnahme. Das faszinierende Dokument kann ich heute auf dieser Seite zur Lektüre anbieten. Dem ersten Eintrag vom 1. Januar 1906 können wir entnehmen, dass er mit seinem Freund Robert Henri Golf gespielt hat.
Ich habe neben John Sloan heute noch ein anderes Geburtstagskind anzubieten, nämlich den amerikanischen Maler Arthur Garfield Dove, der heute vor 140 Jahren geboren wurde. Er hat John Sloan gekannt, und John Sloan hat ihm 1906 den ersten Abzug von Roofs, Summer Night gezeigt. Aber das Bild hat keinen Einfluß auf Dove, der nicht die Großstadt malen wird, wie das Sloane und die Ash Can School getan haben. Und wie das in Frankreich Louis Abel-Truchet gemacht hat (lesen Sie mehr in Stadtmaler). Arthur Dove wird der erste abstrakte Maler Amerikas werden. Ich habe hier ein kleines ✺Video, in dem Sie in drei Minuten einen Überblick über sein Gesamtwerk bekommen. Dove wird einen großen Einfluß auf die Abstract Expressionists wie Lee Krasner, Jackson Pollock und Mark Rothko haben. Das ist nicht so mein Ding, aber diese kolorierte Zeichnung der Fall Brook Eisenbahn finde ich wunderbar. Wenn Sie noch mehr Bilder von Eisenbahnen sehen wollen, dann klicken Sie mal den Post Emily Dickinson an.
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