Sonntag, 16. August 2020

miles gloriosus


Hier steht er noch in großartiger Pose in der Mitte des Bildes und nimmt bei Saratoga die Kapitulation des englisches Generals Burgoyne entgegen. Eine ganze englische Armee muss sich ergeben, aber es sind andere als der General Horatio Gates gewesen, die diesen Sieg erfochten haben, Generäle wie Benedict ArnoldDaniel Morgan und Philip Schuyler. Doch Gates vermarktet sich als The hero of Saratoga, und wenn er auf diesem Bild von John Trumbull als die Szene beherrschender Sieger dargestellt wird, so passt das sehr gut zu dem Gesamtbild. Gates träumt davon, anstelle von Washington das Oberkommando der Armee zu erhalten.

Er hatte als englischer Berufsoffizier seine commission verkauft, weil er nie befördert wurde, war als Major ausgeschieden und hatte ich eine kleine Farm in Virginia gekauft. Als er von der Revolution hörte, ritt er nach Mount Vernon und bot Washington seine Dienste an. Aber nur, wenn er General würde. Er wird Brigadegeneral und Generaladjutant der Armee. Verwaltung und Organisation das kann er, das hat er schon in der englischen Armee gemacht. Eine Armee führen, das kann er nicht, er hat bisher bestenfalls eine Kompanie kommandiert. Horatio Gates, das sollte noch angemerkt werden, hat einen Kumpel namens James Wilkinson, der die größte Schande für die junge amerikanische Armee ist (lesen Sie mehr in dem Post Saratoga). Theodore Roosevelt hat über ihn gesagt: In all our history, there is no more despicable character. Er konnte Trump natürlich nicht kennen.

Heute vor zweihundertvierzig Jahren erlebt der Held von Saratoga sozusagen sein Waterloo, er verliert die Schlacht von Camden gegen den englischen General Cornwallis. Mit schrecklichen Verlusten. Um die Verluste kümmert er sich nicht, er flieht schon während der Schlacht vom Schlachtfeld. Reitet drei Tage, 180 Meilen lang, bis er in Hillsborough ist. But was there ever an instance of a general running away, as Gates has done, from his whole army? And was there ever so precipitate a flight? One hundred and eighty miles in three days and a half. It does admirable credit to the activity of a man at his time of life. But it disgraces the general and the soldier ...  for God's sake, send Greene, schreibt der junge Captain Alexander Hamilton. Gates verliert sein Kommando und wird nie wieder ein Heer kommandieren. In Roland Emmerichs Film The Patriot kommt die Schlacht von Camden auch vor, aber das lassen wir mal weg, das hat nichts mit historischer Wahrheit zu tun. Und Roland Emmerich Filme kommen in diesem Blog sowieso nicht vor. Ich habe aber, wenn Sie Bilder zu dem Ereignis haben wollen, hier ein kleines Video, das sich an die Fakten hält.

Aber die Amerikaner haben an diesem Tag einen Helden, den Generalmajor Baron de Kalb. Geboren wurde der als schlichter Johannes Kalb in Bayern, ging in die französische Armee, erhielt den Orden Mérite militaire und stieg bis zum stellvertrenden Generalquartiermeister der Armee des Oberrheins auf. Jean de Kalb geht mit dem Marquis de Lafayette 1777 nach Amerika, ist mit Washington in dem schlimmen Winter in Valley Forge und wird von ihm zum Generalmajor ernannt. Er hat die Schlacht von Camden nicht gewollt, doch er ist dem General Gates unterstellt, der gibt die Befehle. General de Kalb hält mit seinen Truppen seine Stellung, bis er tödlich verwundet wird.

Drei Tage nach der Schlacht schreibt Gates an den amerikanischen Kongress, er beginnt seinen Brief mit dem Satz In the deepest Distress and Anxiety of Mind, I am obliged to acquaint your Excellency with the Total Defeat of the Troops under my Command. An seinen Vorgesetzten George Washington schreibt er erst vierzehn Tage später, den Tod des Generals de Kalb erwähnt er in diesem Brief nicht. Gates beendet seinen Brief mit den Sätzen That your Excellency may meet with no such Difficulties—That your Road to Fame, and Fortune may be smooth and easy, is the sincere Wish of Sir Your Excellency’s most obedient humble Servant. Will  er sich noch bei Washington einschleimen? Er weiß, dass seine Karriere am Ende ist, der Wunsch von Alexander Hamilton for God's sake, send Greene wird wahr, General Nathanael Greene übernimmt den Posten von Horatio Gates. Ein Jahr später muss sich die englische Armee unter Lord Cornwallis bei Yorktown ergeben.

Horatio Gates, der miles gloriosus der amerikanischen Armee, ist natürlich nicht in der Mitte der Schlacht vom Schlachtfeld geflohen, nein, er wurde von den fliehenden Miliztruppen mitgerissen: I endeavoured, with General Caswall, to rally the militia at some distance, on an advantageous piece of ground, but the enemy’s cavalry continuing to harass their rear, they ran like a torrent, and bore all before them. Hoping yet, that a few miles in the rear they might recover from their panic, and again be brought into order, I continued my endeavour, but this likewise proved in vain. The militia having taken the woods in all directions, I concluded, with General Caswall [sic], to retire toward Charlotte.  Lange bevor Trumps Beraterin Kellyanne Conway den Begriff der alternative facts erfunden hat, macht Horatio Gates davon schon Gebrauch.


Lesen Sie noch mehr zu dem Freiheitskampf der Amerikaner in den Posts: SaratogaCowpens, Nathanael Greene und Banastre Tarleton

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