Freitag, 7. August 2020

Rebellion


Im Jahre 1794 gibt es nicht nur eine Revolution in Frankreich, es gibt auch eine kleine Revolution in Amerika. Am 7. August 1794 zogen mehrere tausend bewaffnete Siedler in die Nähe von Pittsburgh, um gegen die Steuern auf ihren selbstgebrannten Whisky zu protestieren. Das kann der Staat nicht durchgehen lassen, die Rebellion von Daniel Shays lag erst wenige Jahre zurück. Jefferson fand die Rebellion von Captain Shays damals nicht so schlimm: I hold it that a little rebellion now and then is a good thing.

Aber der Präsident George Washington zieht noch einmal seine Generalsuniform an (die er sich nach dem Vorbild der alten Uniform hatte neu schneidern lassen) und setzt sich aufs Pferd, um mit 13.000 Mann höchstpersönlich die aufrührerischen Schwarzbrenner zur Raison zu bringen. Er beruft sich dabei auf die Militia Acts aus dem Jahre 1792. Nach denen kann der Präsident die Miliz einberufen whenever the United States shall be invaded, or be in imminent danger of invasion from any foreign nation or Indian tribe. Man  muß das Recht ein wenig dehnen, Indianer und fremde Mächte sind hier weit und breit nicht zu sehen. Nur Amerikaner. Es ist das erste Mal in der noch jungen Geschichte der Vereinigten Staaten, dass Militär gegen das eigene Volk marschiert. Es war auch das erste Mal, dass ein amerikanischer Präsident eine Armee kommandiert.

Auf welche Gesetze sich dieser Präsident hier beruft, der niemals auf einem Pferd ein Heer kommandiert hat, wenn er Milizen in Uniform gegen seine eigenen Landsleute marschieren läßt, ist vielen Amerikanern unklar. Das Aux armes, citoyens! Formez vos bataillons! der Marseillaise steht so nicht in der amerikanischen Verfassung. Der dreifache Pulitzer Preisträger Thomas Friedman, der für die New York Times schreibt, hat gesagt: Some presidents, when they get into trouble before an election, try to ‘wag the dog’ by starting a war abroad, Donald Trump seems ready to wag the dog by starting a war at home. Und Nancy Pelosi fragte sich, ob Amerika eine Bananenrepublik geworden ist. Das fragte sich vor zwei Monaten auch Robin Wright im New Yorker. Was soll man dazu sagen? Ja?

Die Whisky Steuer wird 1803 wieder aufgehoben. Davon werden die Erben von George Washington profitieren, denn in seinem Todesjahr macht seine Whisky Destillerie in Mount Vernon einen Profit von 7.500 Dollar. Die Whisky Rebellion der 1790er Jahre ist immer noch nicht ganz vergessen. Hören wir doch mal Joan Baez zu, wenn sie Copper Kettle singt:

My daddy he made whiskey
My granddaddy did too
We ain't paid no whiskey tax
Since Seventeen Ninety Two

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