Es ist schon schlimm genug, dass unser Leben bestimmt wird von Wörtern, die wir vor einem Jahr noch nicht kannten. Wenn man da zur Weihnachtszeit Corona gesagt hätte, dann war das ein Gedichtzyklus von sieben Gedichten des englischen Dichters John Donne, die die Geschichte Jesu Christi erzählen. Oder ein Liebesgedicht, das Paul Celan an Ingeborg Bachmann schrieb. Jetzt ist Corona etwas anderes. Lockdown? Was war das? Hatte irgendetwas mit amerikanischen Gefägnissen zu tun. Jetzt bestimmen diese beiden Wörter unser Leben. Nicht mehr der Advent.
Es war einmal anders. Also zum Beispiel vor mehr als hundert Jahren. Da schreibt ein junger Dichter ein Gedicht, das Advent heißt:
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Er ist gerade unsterblich in eine ältere Frau verliebt, die hat ihm gesagt, dass er seinen Vornamen von René in Rainer ändern soll. Hat der Rilke getan. Wie lange Corona und Lockdown bleiben, das wissen wir nicht, aber die Adventszeit, die stade Zeit, kommt jedes Jahr wieder. Nutzen wir den Lockdown einfach zur Ruhe und Einkehr. Und träumen von Winterwäldern, die der einen Nacht der Herrlichkeit entgegensehen.
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