Dienstag, 5. Januar 2021

das elfte Jahr

Vor elf Jahren habe ich angefangen, diesen Blog mit dem lateinischen Namen SILVAE zu schreiben. Und gleich gewaltig losgelegt, heute vor elf Jahren standen hier schon zehn Posts. In den ersten Jahren habe ich noch jeden Tag geschrieben, heute gibt es hier dreimal die Woche etwas Neues. Dafür sind die Posts länger geworden. Insgesamt sind es inzwischen 2.606 Posts. Beinahe alle ganz neu. Nur sechs davon sind vorher in Büchern oder Zeitschriften veröffentlicht worden, zum Beispiel The Go-Between, Somewhere West of Laramie und Secret Agents. Manche Posts haben wenige Leser gefunden, andere dafür umso mehr: FantasyCricket und Morning Coat zum Beispiel.

Man weiß in diesem Blog nie was kommt. Ich auch nicht. Ich halte mich an das Familienmotto As my whimsy takes me von Dorothy Sayers' Romanhelden Lord Peter Wimsey. Ich schaue immer mal auf das Kalenderblatt von Wikipedia. Da konnte ich gestern lesen, dass der französische Maler Anne-Louis Girodet-Trioson am 5. Januar 1767 geboren wurde. Über den brauche ich nichts zu schreiben, der war schon häufig hier im Blog. Zum Beispiel in dem langen Post Haiti, aus dem diesem Bild stammt. Oder in den Posts Apotheose, die Günderode und sansculotte. Der amerikanische Maler George Whiting Flagg, der an einem 5. Januar starb, ist nicht weiter bedeutend, aber er hat auch schon einen Post.

Gestern las ich in der Zeitung, dass die Kieler Kunsthalle für das Frühjahr die Ausstellung Zauber der Wirklichkeit: Der Maler Albert Aereboe plant. Die Kunsthalle schreibt, dass es eine monografische Ausstellung zum Werk des Malers sei, das modische Wort monografisch ist eigentlich überflüssig. Es ist die erste Aereboe Ausstellung seit 1983, an die kann ich mich noch gut erinnern, ich habe auch den Katalog gekauft. Und Albert Aereboe hatte hier natürlich auch schon einen Post. Der in den letzten Wochen überdurchschnittlich häufig angeklickt wurde. 

Alles, was mit dem magischen Realismus zu tun hat, bringt hohe Leserzahlen, das habe ich inzwischen gemerkt. Der Aereboe Post ist fünftausendmal angeklickt worden, der zu Richard Oelze über zehntausend Mal. In dem Oelze Post wird der holländische Maler Carel Willink erwähnt, zu dessen Porträt seiner Frau Wilma es gestern eine sehr interessante Sendung bei 3sat gab. Sie können Carel Willinks 'Porträt von Wilma' noch das ganze Jahr über in der 3sat Mediathek sehen. Lohnt sich unbedingt.

Ich möchte es nicht vergessen, und das hat jetzt nichts mehr mit der Kunst der Pittura metafisica zu tun, dem Pianisten Alfred Brendel zum neunzigsten Geburstag zu gratulieren. Und natürlich auch dem amerikanischen Schauspieler Robert Duvall, der heute ebenfalls neunzig wird. Wir kennen ihn aus dem Film Apocalypse Now als Colonel Kilgore (= kill + gore). Der die berühmten Sätze sagt: You smell that? Do you smell that? Napalm, son. Nothing else in the world smells like that. I love the smell of napalm in the morning. You know, one time we had a hill bombed, for twelve hours. When it was all over I walked up. We didn't find one of 'em, not one stinkin' dink body. But the smell! You know – that gasoline smell... the whole hill! Smelled like... victory. (Pause) Some day this war is going to end...

Und an dieser Stelle muss ich doch noch einmal Donald Trump zitieren, ich hoffe, es ist das letzte Mal, dass er in diesem Blog auftaucht. Bei einem Treffen mit Vertretern der Kriegsveteranen im Jahre 2017 behauptete Trump, begleitet von seiner Assistentin Omarosa Manigault-Newman, dass der Colonel Kilgore in dem Film von Agent Orange und nicht von Napalm redet. Obgleich er von allen Seiten korrigiert wird, beharrt er auf seiner irrigen Meinung. Wie immer. Weil es für ihn eine andere Realität als für den Rest der Welt gibt. In der Colonel Kilgore nun eben I love the smell of Agent Orange in the morning sagt (lesen Sie mehr zu dieser bizarren Szene in The Daily Beast). Seine Assistentin für Öffentlichkeitsarbeit, die erste Farbige im Weißen Haus (der Gentleman auf dem Bild im zweiten Absatz hätte bei Trump keine Chancen gehabt) wurde Ende des Jahres gefeuert. Was ein Fehler war, denn Omarosa schrieb über ihr Jahr im Weißen Haus ein Buch. Trump nannte sie daraufhin auf Twitter that dog. Irgendwie wird uns der Prolet mit dem großen Maul, der Amerika zur Bananenrepublik gemacht hat, fehlen.


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