Am 5. April 1946 wurde die dritte Sinfonie von Charles Ives in New York aufgeführt, vierzig Jahre nachdem der Komponist sie geschrieben hatte. Ein Jahr später bekam er für das Werk den Pulitzer Preis. Ives war für das Publikum der große Unbekannte in der amerikanischen Musik, er suchte nie die Öffentlichkeit. Er hatte einen ganz anderen Beruf, er hatte mit seinem Freund Julian Myrick eine Versicherungsgesellschaft gegründet, die einmal die größte Gesellschaft Amerikas war. Hier haben wir einen Millionär, der nebenbei Musik schreibt, das ist eine erstaunliche Sache. Bei arte gab es vor Tagen die Sendung ✺The Unanswered Ives - Wunderkind – Wall-Street-Gigant – Klangpionier, die ist noch vier Wochen in der Mediathek.
Ich muss bekennen, dass ich mal eine schwere Charles Ives Phase hatte. Ich besitze noch viele LPs aus der CBS Masterworks Serie mit den seltsamen Landschaften auf dem Cover. Das Bild hier ist von Henri Rousseau, auf der Platte von der vierten Symphonie ist ein Bild von Grant Wood. Die geheimnisvollen Bilder passen zu der geheimnisvollen Musik. Nicht, dass ich sie verstehen würde, aber ich höre sie gern. Charles Ives hat viele Lieder geschrieben, manche nach eigenen Texten. Denen man häufig seine Beeinflussung durch die amerikanischen Transzendentalisten Emerson und Thoreau anmerken kann. Und von denen nehme ich heute eins als Gedicht. Es heißt Walking, und es ist das siebenundsechzigste Lied der Sammlung von einhundertvierzehn Liedern. Es ist mit dem Jahr 1902 datiert, aber wahrscheinlich hat Ives es noch früher geschrieben. Vielleicht noch, als an der Yale University Musik studierte und seine erste Sinfonie als Examensarbeit schrieb.
Walking
A big October morning,
the village church-bells,
the road along the ridge,
the chestnut burr and sumach,
the hills above the bridge
with autumn colors glow.
Now we strike a steady gait,
walking towards the future,
letting past and present wait,
we push on in the sun,
Now hark! Something bids us pause…
But we keep on a walking,
’tis yet not noon-day,
the road still calls us onward,
today we do not choose to die
or to dance, but to live and walk.
A big October morning,
the village church-bells,
the road along the ridge,
the chestnut burr and sumach,
the hills above the bridge
with autumn colors glow.
Now we strike a steady gait,
walking towards the future,
letting past and present wait,
we push on in the sun,
Now hark! Something bids us pause…
But we keep on a walking,
’tis yet not noon-day,
the road still calls us onward,
today we do not choose to die
or to dance, but to live and walk.
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