Donnerstag, 7. April 2022

Schröder


Gerhard Schröder hat heute Geburtstag. Soll man gratulieren? Kann man gratulieren? Darf man gratulieren? Er ist hier im Blog kaum zu finden. Es gibt einen schönen kunsthistorischen Artikel zu dem
Hamburger Kunstsammler Johann Heinrich von Schröder, und auch Atze Schröder wird hier schon erwähnt. Der Gas Gerd bekommt ein paar Sätze im Nachruf auf meinen Freund Kelly. Und eine Erwähnung in dem Brioni Post. Wo man allerdings auch lesen kann, dass Gedichte in der Welt von Schröder eine Rolle spielen. Vor Jahren stand in der Zeit: Gelegentlich, wenn die Stimmung danach ist oder wenn er einfach nur zeigen will, daß er das kann, dann zitiert Gerhard Schröder ein Gedicht von Rilke. In jungen Jahren, so erzählt er, habe er eines Tages begonnen, Gedichte Rilkes auswendig zu lernen. Einfach so, weil sie ihm gut gefielen. Als er 1998 seinen Antrittsbesuch in Frankreich machte, hat er dort Rilkes Herbsttag vorgetragen. Das hat er auch 2004 bei Beckmann gemacht und letztens auf Instagram

1998 in Paris war das Gedicht ja ganz passend, Rilke hatte das Gedicht Herbsttag 1902 in Paris geschrieben, und der Herbst hatte gerade begonnen, als Schröder nach Frankreich kam. Aber es einmal zu zitieren, wäre genug gewesen, das ist nichts für Talkshows und Instagram. Bei mir gibt es heute ein Gedicht von Schröders Namensvetter Rudolf Alexander Schröder über einen alten Mann, das ist vielleicht ganz passend.

Mit altem Mann geht's wunderlich:
Hat viel gelernt, muss viel verlernen.
Ihm ist, als wollt sein eigen Ich
Sich leis aus ihm entfernen.

Des Abschiednehmens lichte Zeit
Verzehrt das flockichte Gewimmel;
In goldner Wölbung hoch und weit
Blaut über ihm der Himmel.

Noch weist zu Füßen mir die Flur,
Als wär's durch Spiegel des Geschehens,
Die alt-vertraute Zauberspur
Des Kommens und des Gehens.

Die alt-vertraute Zauberspur,
Trotz alles Haderns, Zorn und Grämens
Geliebt, warum? - Und ist doch nur
Die Spur des Abschiednehmens.

O Abschiednehmen, goldne Zeit,
Gern bin ich deines Winks gewärtig,
Vom Ziel des Weges nicht mehr weit
Und dennoch reisefertig!

Mir altem Mann geht's wunderlich,
Hab viel verlernt, muss Neues lernen. -
S'ist an der Zeit: befreunde dich
Der Nacht und ihren Sternen.

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