Mittwoch, 19. April 2023

Sisi


Vor dreihundertzehn Jahren hat der Kaiser Karl VI die Pragmatische Sanktion unterzeichnet. Das bedeutete, dass seine Tochter Maria Theresia Kaiserin werden konnte. Ich hatte letztens auf der Suche ein Gedicht mit dem Titel Maria Teresia gefunden, aber das war von Anastasius Grün. Diesen östereichischen Grafen mag ich nun nicht besonderns. Sie können das Gedicht aber gerne anklicken. Ich habe heute etwas zu der Kaiserin Maria Theresia, das aus einer ganz anderen Quelle kommt. Das Gedicht wurde anläßlich der Enthüllung der Maria Theresia Statue in Wien geschrieben, es hat den Titel Das Fest des 13. Mai 1888

Weshalb das viele Militär
In Gruppen und Spalieren?
Wozu der Policisten Heer,
Will Wien heut' konspirieren?

O nein! Es feiert nur ein Fest,
Ein Fest der Hof, der Adel,
Zu dem man jeden nahen lässt,
Dess Stammbaum ohne Tadel.

Die Kaiserin der Zopfzeit wird
Jetzt nach hundert und acht Jahren
Als Monument jetzt hoch fêtirt,
D'rum diess abnorm Gebaren;

Desshalb die Tagesordre heut,
Den Plebs ja fern zu halten,
D'rum machen überall sich breit,
Die Sicherheitsgewalten.

Wie ist der Festplatz reich geschmückt;
Inmitten der Museen,
Mit grünem Laubgewind umstrickt
Tribünen ihn umstehen.

Stolz wehen in dem Mittagswind
Schwarzgelb, rotweisse Fahnen
Herab auf Kind und Kindeskind
Zahlloser hoher Ahnen.

Denn diese steh'n, die Häupter hoch,
Rings auf den Prachttribünen.
Welch' grosse Ehren kann man doch
Durch Ahnen sich verdienen!

Doch sind die fremden Höfe auch
Vertreten bei dem Feste
Durch Rock und Ordensband, wie's Brauch,
Und goldgestickte Weste.

In der Museen Fenster sind
Die aufgeblas'nen Zwitter,
Die weder Volk's noch Adels Kind,
Das macht ihr Dasein bitter.

An Letzter'm kriechen sie stets auf,
Um stets herabzurollen,
So geht ihr ganzer Lebenslauf:
Nie das sein, was sie wollen.

Der Prachttribünen Halbkreis hält,
Als Mittelpunkt des Festes,
Das hohe weite Kaiserzelt,
D'rein Habsburg beut sein Bestes.

Doch selbst des Guten giebt's zu viel
Manchmal auf dieser Erden,
Bei Gott! Was soll aus dem Gewühl
Aus Habsburgsprossen werden?

Aus diesem teuren Ornament, 
Das jedes Land belastet,
Welches sich Monarchie benennt,
(Ob dem das Volk dann fastet).

Das geht jetzt noch so weiter, das hört hier nicht auf. Sie können gerne hier weiter lesen. Der Schreiber dieser Zeilen geht mit dem Hause Habsburg nicht sehr freundlich um. Was etwas überraschend ist, denn hier schreibt jemand aus dem Hause Habsburg. Niemand anderer als die Kaiserin Elisabeth von Österreich. Die wir als Romy Schneider kennen, die einmal gesagt hat die Rolle klebe an ihr wie Grießbrei. Elisabeth hatte schon als Teenager begonnen, Gedichte zu schreiben. Später schrieb sie ein poetisches Tagebuch, von dem man den größten Teil beim Projekt Gutenberg lesen kann, das ist die Ausgabe von 1887. 

Das dichterische Vorbild der Kaiserin war Heinrich Heine, den sie verehrte. Dass sie in Korfu eine Heine Statue hat aufstellen lassen, können Sie schon in dem Post Harry - Heinrich - Henri lesen. Es gibt noch andere Schriften der Kaiserin, die 1951 in die Hände der schweizerischen Regierung gelangten. Sie waren ein Vermächtnis von Elisabeth, die glaubte, dass sie in der Schweiz besser als in Österreich aufgehoben seien. Liebe Zukunfts-Seele! Dir übergebe ich diese Schriften. Der Meister hat sie mir dictiert, und auch er hat ihren Zweck bestimmt, nämlich vom Jahre 1890 an in 60 Jahren sollen sie veröffentlicht werden zum besten politisch Verurteilter und deren hilfebedürftigen Angehörigen. Denn in 60 Jahren so wenig wie heute werden Glück und Friede, das heißt Freiheit auf unserem kleinen Sterne heimisch sein. Vielleicht auf einem Andern? Heute vermag ich Dir dies nicht zu sagen, vielleicht wenn Du diese Zeilen liest - Mit herzlichem Gruß, denn ich fühle Du bist mir gut,
Titania (Geschrieben im Hochsommer des Jahres 1890, und zwar im eilig dahinsausenden Extrazug)
. Der Leiter des schweizer Bundesarchivs Professor Léon Kern sagte über die Texte: D'une manière générale, ces poésies n'ont pas une grande valeur littéraire, und fügte dem hinzu: En tout cas, elles n'ajoutent rien à la gloire d'Elisabeth. Die Schweiz hat 1994 alles veröffentlicht, was in der Kassette war, die ihr als Erbe vermacht war. Die Erlöse kommen immer noch, wie Sisi es gewollt hat, mildtätigen Zwecken zu. Die seriösen. philologisch sorgfältig edierten Ausgaben der Gedichte sehen natürlich nicht so aus wie dieses Buch aus dem Jazzybee Verlag hier. Da sollte man doch eher das von der Historikerin Brigitte Hamann besorgte Poetische Tagebuch benutzen.

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