Mittwoch, 26. April 2023

der windige Berg


Den höchsten Berg unserer Gegend, der nicht unverdienterweise der windige genannt wird, habe ich gestern bestiegen, lediglich aus Verlangen, die namhafte Höhe des Ortes kennenzulernen.
Jener Berg, weit und breit sichtbar, stund mir fast allzeit vor Augen, allmählich ward mein Verlangen ungestüm, und ich schritt zur Ausführung
, schreibt Petrarca am 27. April 1336. Und auf dem Gipfel des Berges liest Petrarca ganz zufällig in Augustinus' Confessiones just die Stelle: Da gehen die Menschen, die Höhe der Berge bewundern und die Fluten des Meeres, die Strömungen der Flüsse, des Ozeans Umkreis und der Gestirne Bahnen, und verlieren dabei sich selber. Das steht schon in dem Post Mont Ventoux, und Petrarcas Kletterei wird auch in dem Post Fietsen erwähnt. Deshalb heute genug von Petrarca. Es gibt andere Dichter, die den Berg erklommen haben. Zum Beispiel der provenzalische Dichter Frédéric Mistral. Der beschreibt in seiner Autobiographie im 17. Kapitel, wie er mit Freunden den Mont Ventoux besteigt. Der eine war der Dichter Théodore Aubanel, der andere der Maler Pierre Grivolas. Der hat auch dieses schöne Bild vom windigen Berg gemalt. Grivolas hatte an dem schönen Septembertag die kürzeste Anreise, da er in der Nähe des Berges wohnte. Mistral und Aubanel haben den Mont Ventoux in ihre Werke hineingeschrieben, das lassen wir mal weg.

Mistrals 1859 geschriebenes Hauptwerk Mirèio (Mireille) kann man bei Gutenberg DE lesen, es ist eine epische Dichtung in zwölf Gesängen. Ich begnüge mich heute mit einem ganz kurzen Gedicht:

Verglühen

Ein Funke, sehnsuchtsvoll, voll Schmerz,
Süß und geheim mein Herz durchglüht,
Glüht sehnsuchtsvoll auch durch dein Herz.
Sowie ein Schifflein wellenwärts
Im sanften Hauch der Liebe zieht,
Pocht ruhig, still des Menschen Herz.
Doch kommt für jegliches Gemüt
Ein Augenblick, wo stumm vor Schmerz,
Vor einem sel’gen Leid das Herz
Dem Weihrauchdufte gleich verglüht.

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