Freitag, 21. April 2023

Strudel der Liebe


Elisabeth Grube, die am 21. April 1871 starb, hat Liebesgedichte geschrieben. Wenn Sie einen Eindruck davon bekommen wollen, dann klicken Sie einmal diese Seite der Deutschen Liebeslyrik an. Nicht alles ist auf dieser Seite von ihr, bei manchen Gedichten findet sich der Name Katharina Diez. Das ist ihre Schwester, die auch dichtet, meistens Epen. Ich zitiere mal eben aus der Deutschen Biographie1827 folgte sie ihrem Gatten nach Düsseldorf, wo er eine Anstellung bei der königl. Regierung angenommen hatte, und blieb auch dort wohnen, als derselbe 1845 auf einer Reise nach China, die er im Auftrag der Regierung zur Förderung der Handelsinteressen unternommen, gestorben war. Sie widmete sich neben der Erziehung ihrer Kinder und ihren schriftstellerischen Arbeiten mit besonderer Sorgfalt der Linderung aller Nothstände und erwarb sich als Wohlthäterin der Armen, Pflegerin und Trösterin der Kranken und Elenden seltene Verdienste. Sie steht mitten im Leben, ist Mitglied im Düsseldorfer Malkasten, wo sie 1862 auch das Gedicht Dem Direktor Peter von Cornelius und seiner holdseligen Gemahlin vorträgt. 

Und sie hat ein Buch über die Reise ihres Mannes nach China und Indien geschrieben. Und zusammen mit ihrer Schwester Katharina Diez mehr als dreißig Bücher geschrieben, Gedichte, Theaterstücke und Märchen. Wir sind immer noch in der Romantik; als Elisabeth Grube ihre ersten Gedichte veröffentlicht, schreiben Eichendorff und Heine noch. Die sind heute nicht vergessen, Elisabeth Grube schon. Obgleich es seit einigen Jahren Versuche gibt, sie aus der Vergessenheit zurückzuholen. Da muss man Ingeborg Längsfeld dankbar sein, die ihre Doktorarbeit über die Schwestern geschrieben hat. Und vor zwei Jahren diesen Roman von Katharina Diez neu herausgegeben hat.

Bei mir gibt es heute das Gedicht An der Leiche einer Selbstmörderin aus dem Jahre 1853:

O, Liebe, Liebe! - du gewalt'ge Fei!
Wie furchtbar grausam bist du in der Leidenschaft, -
Wer nennt die Opfer all', du Lorelei,
Die dein geheimnißvoller Strudel hingerafft?!
Ich stehe schaudernd an des Abgrunds Rand -
Gib Antwort mir! - bist du von Gott gesandt? -

Wie hab' ich treu und fest an dich geglaubt,
Dir weiht ich meines Herzens bestes Lied -
Doch tückisch zeigst du mir ein Schlangenhaupt,
Den Bassiliskenblick, der in's Verderben zieht:
Und wo ich Gottes lichten Engel sah
Steht fürchterlich nun die Gorgone da! -

Ja fürchterlich ist deines Zaubers Macht!
Du reißest wild das Kind von warmer Mutterbrust,
Den Priester schleifst du durch die dunkle Nacht;
Zerbrichst der Jungfrau Demantschild in frecher Lust;
Zerstörst der Ehe stilles Heiligthum;
Verlachest Ehre, Hoheit, Macht und Ruhm! -

Die blond gelockte Jugend mordest du!
Vor dir zerrauft das Alter sich das Silberhaar;
Den frommen Fleiß, das Wissen höhnest du,
Das Gift, den blanken Dolch reichst du dem Wahnsinn dar -
Den Fieberbrand stillt nur das kühle Grab
Und lautlos sinken Tausende hinab! -

Ha! mich erfaßt ein tiefer, bittrer Zorn -
Hier liegt vor mir ein neues Opfer deiner Wuth -
Das Tod getrunken aus dem Zauberborn;
Es goß dir heldenmüthig hin sein Lebensblut -
Vergeblich lächelt ihm des Kindes Blick -
Nicht hielt sein Schrei den Todesstoß zurück! -

O, seht euch an den Jugendschönen Leib!
Laßt rühren euch das edle, schmerzerstarrte Haupt -
Es hat auch dieses engelgleiche Weib
Im sel'gen Rausch der Liebe Ewigkeit geglaubt -
Wie mächtig klaget nun den blinden Wahn
Der stumme Mund die grimme Liebe an! -

Gott sei ihr gnädig! Sühne sei der Schmerz,
Mit dem sie vor dem bangen Todeskampfe rang,
Eh' ihr in's weiche liebekranke Herz
Von eigner Hand des Dolches scharfe Spitze drang -
Dich aber klage ich als Mörd'rin an,
Dich, Liebe! die auch dieses Leid gethan!

Von deinem Wahnsinn ist die Erde voll!
Wer rettet Menschenherzen aus dem Zauberbann? -
Verstand wird dumm - die Weisheit selbst wird toll
Wo Liebe herrscht - ein lächelnder Tyrann!
O, daß der Gottesengel, das Gebet
Nicht warnend vor dem schönen Teufel steht.

Ein hartes Wort! - die Lieb' ein Teufelskind? -
Ja, eine Höllenmacht ist Lieb' als Leidenschaft!
Sie nahet herzig schmeichelnd, lieblich lind,
Bis später sie das Opfer faßt mit Tigerkraft -
Wär' doch ein Donnerschlag mein armes Lied! -
Ein Blitz in junge Herzen! - Flieht - o, flieht! -


Ich habe dieses Gedicht gewählt, weil die Lorelei darin vorkommt. Ich habe letztens im Radio gehört, dass man gerade eine neue Lorelei Statue enthüllt hat. Musste das sein? Da sieht die Frau, die sich ihr Haar kämmt ein bisschen aus wie eine mißratene Meerjungfrau aus Kopenhagen. Auf diesem Photo steht die Künstlerin Valerie Otte neben ihrem Werk. Das Ganze hat mehr als 100.000 Euro gekostet, Statuen der Künstlerin kann man sonst billiger bekommen. Im Zeit Shop oder bei ars mundi bekommt man sowas schon für einen Tausender. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege hat kritisiert, dass die Figur eine Allerweltsgestalt sei, der jegliche Aura fehle, aber der Innenminister hält die Bronzefigur für ein Highlight der Region. Und wozu brauchten die da überhaupt eine Statue? Genügte die von der Loreley Touristik GmbH inthronisierte blonde Katharina Blanckart nicht mehr?


In diesem Blog gibt es schon viel über die Loreley. Sie könnte jetzt auch noch lesen: die schöne Frau Lore LeyLurley, Loreley, Rheinromantik, Rheinnixen, Meerjungfrauen + Waldnixen, Drachenfels, Ruhrgebiet

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