Dienstag, 2. Mai 2023

Stonewall Jackson


Heute vor 160 Jahren wird der amerikanische General Stonewall Jackson bei der Rückkehr von einem Patrouillenritt in der Nacht von seinen eigenen Leuten angeschossen. Er wird an den Verletzungen eine Woche später sterben. Robert E. Lee hielt ihn für seinen fähigsten General. Den Namen Stonewall hat Thomas Jonathan Jackson nach der ersten Schlacht des Bürgerkriegs am Bull Run von einem General bekommen, der gesagt hatte: Look at Jackson’s brigade! It stands there like a stone wall. Als Lee von der Verwundung Jacksons hört, wird er ihm schreiben: Could I have directed events, I should have chosen for the good of the country to be disabled in your stead. Lee wird die Schlacht von Chancellorsville gewinnen, es ist die blutigste Schlacht des Bürgerkriegs. Der Sieg bringt Lee dazu, in den Norden einzumarschieren. Der Marsch wird in Gettysburg enden.

Es sind viele Deutsche in der dieser Schlacht, weil das von General Howard kommandierte XI Korps (das zuvor von Franz Sigel befehligt wurde) hauptsächlich aus Deutschen besteht. Die berühmtesten Deutschen sind der General Carl Schurz (der nach dem Krieg noch Innenminister der USA wird) und der Oberst Friedrich Hecker. Der wird in der Schlacht verwundet, aber im Gegensatz zu Stonewall Jackson wird er das überleben. Hecker (hier im Bild) erinnert sich später an die Schlacht: Da das zweiundachtzigste Regiment erhöht stand, so konnte ich Alles übersehen. Meine Leute standen wie Felsen und feuerten unablässig, obwohl wir in einem furchtbaren Hagelsturm von Spitzkugeln, Granaten, Vollkugeln, Caseshots und Spitzgeschossen gezogener Kanonen standen. Ich ritt beständig unter den Leuten hin und her, und obgleich mein Rock wie ein Sieb durchlöchert ist, blieb ich unberührt. Nun wollte ich mit dem Bajonnete vorstürmen, um, wenn auch mit furchtbaren Opfern, den Feind aufzuhalten, nahm die Fahne auf’s Pferd und rief: ‚Hurrah, Charge Bajonnet!‘ Die Leute standen, ich rief ihnen zu, ihre Fahne und ihren alten Oberst nicht im Stiche zu lassen. Sie standen und feuerten, aber zum Bajonnet-Angriff waren sie nicht zu bewegen, und eigentlich hatten sie Recht.

Lee hat die Schlacht gewonnen, weil seine Gegenüber, der Säufer Hooker und der streng religöse Howard, völlig unfähig waren. Wenn die Truppen von Stonewall Jackson aus der scheinbar undurchdringlichen Wilderness herauskommen, bleibt dem XI Korps nur die Flucht. Schurz (hier in Generalsuniform) wird in seinen Lebenserinnerungen schreiben: Zu all diesem kam noch, daß der größte Teil unseres Armeekorps so gestellt war, daß es nach Westen einem Angriff hilflos preisgegeben war. ... An Vertheidigung und Kampf war bei diesen gar nicht zu denken. Es wird es eine Massenflucht geben, die den Deutschen den Ruf einbringt, bei der ersten Gelegenheit zu türmen (die Zeitungen des Nordens werden für die nächsten Wochen nur ein Thema haben und das heißt Deutschenhass). Schurz wird schreiben: Wir vom elften Armeekorps mußten nun aber eine weit schlimmere Prüfung erdulden ... wie die Zeitungen damals die Aufführungen der "feigen Deutschen" des elften Armeekorps schmähten. Unter den vom Schlachtfeld Fliehenden ist auch der General Oliver Otis Howard. Er hat sich eine amerikanische Flagge unter seinen amputierten Arm geklemmt und ruft: I’m ruined, I’m ruined! Später wird er schreiben: I felt…that I wanted to die. It was the only time I ever weakened that way in my life, before or since, but that night I did all in my power to remedy the mistake, and I sought death everywhere I could find an excuse to go on the field.

Der Brigadegeneral Georg Alexander Ferdinand Schimmelpfennig von der Oye, ein 1848er wie Schurz, spielt in dieser Schlacht keine große Rolle. Er hatte gerade die Brigade des aus Bremen stammenden Henry Bohlen übernommen, der 1862 gefallen war. Dieser Henry Bohlen, der erste Deutsche in der amerikanischen Armee, ist übrigens der Großvater von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach gewesen. Unser Schimmelpfennig von der Oye wird sich in der Schlacht von Gettysburg, wenn er von Südstaatlern umzingelt ist, für einige Tage in einem Schweinestall verstecken. Es war in dem Augenblick das beste, was er tun konnte. Die Fehler von General Howard hatten ihn in diese Lage gebracht. Das ist so ähnlich wie der schottische General Urquhart, der sich beim Unternehmen Market Garden tagelang im Dachgeschoss eines holländischen Hauses versteckt. Aber für die Presse ist der General Schimmelpfennig mal wieder ein Beispiel für die feigen Deutschen.

Das mit der Feigheit stimmt nicht so ganz. Denn da ist noch ein anderer Deutscher, der badische Hauptmann Hubert Anton Dilger, der der wirkliche Held von Chancellorsville ist. Er wird mit seiner kleinen beweglichen Artilleriebatterie die 28.000 Südstaatler von Jacksons Korps solange aufhalten, bis der größte Teil der Nordstaatenarmee entkommen ist. Der Kongress wird ihm nach dem Krieg den höchsten militärischen Orden, die Medal of Honor, verleihen. In der Urkunde steht: Fought his guns until the enemy were upon him, then with one gun hauled in the road by hand he formed the rear guard and kept the enemy at bay by the rapidity of his fire and was the last man in the retreat. Schurz hat ihn den schneidigsten Artillerieoffizier des ganzen Heeres genannt. Der Captain war schon einmal in diesem Blog, aber damals haben Sie mich wahrscheinlich noch nicht gelesen. Ich war noch keine Woche im Internet, als ich den Post Deutsche Helden schrieb. Der Post ist immer noch gut.

Wenn die Schlacht von Chancellorsville zuende ist, wird Dilgers Vorgesetzter, der Colonel Leopold von Gilsa (Bild), zu seinem Kommandeur reiten, er hält ihn für den ganz großen Versager. Der frömmelnde General Howard, den man the Christian Soldier nennt, wünscht dem Colonel mehr Gottvertrauen, woraufhin ihn von Gilsa fünf Minuten lang mit allem an Schimpfwörtern bedenkt, die die deutsche und die englische Sprache hergeben. Howard hat das nie wirklich begriffen, dass nicht die Deutschen Schuld sind, sondern dass er die Schlacht in den Sand gesetzt hat. In Gettysburg versagt er wieder, er muss sein Kommando während der Schlacht an Winfield Scott Hancock abgeben.

Das letztemal, dass wir in der amerikanischen Geschichte den Namen des frommen Generals Oliver Otis Howard hören, ist in der Rede von Chief Joseph, wenn er sagt: Tell General Howard I know his heart. What he told me before I have in my heart. I am tired of fighting. Our chiefs are killed. Looking Glass is dead. Tu-hul-hul-sote is dead. The old men are all dead. It is the young men who say yes or no. He who led the young men [Ollokot] is dead. It is cold and we have no blankets. The little children are freezing to death. My people, some of them, have run away to the hills, and have no blankets, no food; no one knows where they are – perhaps freezing to death. I want to have time to look for my children and see how many of them I can find. Maybe I shall find them among the dead. Hear me, my chiefs. I am tired; my heart is sick and sad. From where the sun now stands I will fight no more forever.



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