Ich hatte eine Woche meinen neuen Computer mit dem mac OS Sonoma System, da fragte er mich am Sonntagmorgen, ob er ein Upload vornehmen dürfe. Ich dachte mir nichts Böses und gestattete es ihm. Ich hätte vielleicht vorher lesen sollen, was er vorhatte. Denn das war kein normales Upload, das war ein vollständiger Systemwechsel. Statt mac OS Sonoma hatte ich jetzt mac OS Sequoia auf dem Computer, das gab es noch gar nicht, als ich den Computer kaufte. Der Mac brauchte länger als eine Stunde, um das alles zu laden. Danach ging erst einmal nix mehr. Ich konnte keine Bilder aus dem Internet laden und sie in meinem Blog plazieren. Cache löschen und zweimaliger Neustart halfen. Statt der schönen Weinberge hatte ich plötzlich kalifornische Riesenbäume im Sonnenlicht als Bildschirmschoner. Ich holte mir die die sanften Hügel von Sonoma in Nordkalifornien zurück, die das Mac Erlebnis noch beeindruckender machen. Ich hatte mich ja so an die sanften Hügel von Sonoma gewöhnt, die sich jeden Tag verändern. Bei jedem Einschalten des Computers ist die Kamera ein bisschen über den Weinberg gefahren. Sonoma war so stolz auf die beeindruckenden Bildschirmschoner mit Zeitlupenvideos, aber das ist bei Sequoia offenbar dasselbe. Das neue System macht ungefragt seltsame Dinge, aber irgendwann werde ich es unter Kontrolle haben, da bin ich mir sicher. Das Buch Senior's Guide to macOS Sequoia werde ich mir bestimmt nicht kaufen.
Ich hatte noch ein anderes Upload. Nicht auf dem Computer, auf dem Fernseher. Die Firma Freenet, von der ich mein Fernsehen über eine kleine Zimmerantenne empfange, spendierte mir drei Dutzend neue Sender. Bei den meisten steht allerdings keine Daten verfügbar dabei. Der Rest sind Teleshopping Sender wie 123 TV . Da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben die Sendung Dennis Lieblingsuhren gesehen. Da sitzt jemand vor der Kamera und preist wortgewaltig stundenlang Uhren von Firmen an, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Die haben exorbitante Preise, aber weil dies ein Auktionssender ist, fallen die Preise während seiner Lobhudeleien immer weiter in den Keller.
Jetzt habe ich viermal RTL, den Sender hatte ich bisher gar nicht. Das erste, was ich sah, war Daniela Katzenberger. Die wurde 2011 schon einmal in dem Post Neuerscheinungen erwähnt. Da steht auch, dass sie nie wieder in diesem Blog vorkommt. Nun ist es passiert. Und es ist ja nicht nur Daniela Katzenberger, die ich jetzt auf einem Dutzend →Trash TV Sendern sehen kann. Nein, ich kann auch Gülcan Kamps sehen, die über ihre Show sagt: In meiner neuen und aufregenden TV-Show ‚My Style Rocks' präsentieren täglich zwölf wunderschöne Kandidatinnen kreative Looks zu verschiedenen Themen. Die ikonischste Kandidatin wird am Ende der Staffel 20.000 Euro gewinnen. Die Verwendung des Wortes ikonisch im Trash TV stört mich ein wenig, die Steigerung des Wortes noch mehr. Genau so wie die Sendung Die nervigsten Trash TV Stars. Man kann nervig nicht steigern. Wir sind hier in einer Welt, in der alle Männer tätowiert sind und alle Frauen aufgespritzte Lippen und Silikontitten haben. In Shakespeares Tempest sagt Miranda: O, wonder! How many goodly creatures are there here! How beauteous mankind is! O brave new world, That has such people in't.
Die Hyperbel ist das Stilmittel all dieser Sendungen, in denen sich sogenannte Promis, Celebrities, Reality Stars, Social Media Stars, Pornostars, Influencer, Moderatoren und Comedians tummeln. Das Schlimmste sind die Pseudo Doku Soaps, die auch den Namen Scripted Reality haben. Das Wort Reality hat im Trash TV eine ganz neue Bedeutung bekommen. Kulturhistorisch gesehen ist Trash-TV fast das Wichtigste, was der deutschen Gesellschaft seit der 68er-Bewegung passiert ist, weil das Volk dadurch endlich verstehen konnte, woraus es tatsächlich besteht, sagen Eric T. Hansen und Astrid Ule in Die ängstliche Supermacht. Warum Deutschland endlich erwachsen werden muss. Na dann. Jetzt weiß ich endllich dank RTL+, dass die Welt aus Daniela Katzenberger, Harald Glööckler und Kim Kardashian besteht. Soll ich nochmal Shakespeares O brave new world, That has such people in't zitieren? Lou van Burg hätte wunnebar gesagt.
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