Ich habe das Phänomen schon in dem Post Nebenfiguren beschrieben: man sieht einen Film, sieht eine Schauspielerin und fragt sich: wer ist das? Nach jedem unbekannten Film, den ich sehe, sitze ich am Computer und befrage das IMDb. Ich bin ja froh, dass es so etwas gibt. Das IMDb wusste auch Antwort auf die Frage, wer die schöne rotblonde Frau ist, die in der Folge ✺The Secret of Bay 5B aus der unendlichen Morse Krimisaga dem Chief Inspector Morse einen teuren schottischen Whisky anbietet. Morse ist von Oxford nach London gefahren, um eine Frau namens Camilla zu befragen, deren Name im Tagebuch des Mordopfers stand.
Er kommt in eine vornehme Gegend, wir sehen in der Szene des Films (in der 34. Minute) einen Daimler 420 durchs Bild gleiten (ich muss den mit diesem Bild von Flickr hier mal eben abbilden). Das war der Lieblingswagen von Queen Mom, das englische Königshaus hat ja immer Daimler gefahren. Der dänische König hat sich 1970 auch solch einen Daimler mit der Karosserie von Vanden Plas gekauft und seinen großen Jaguar aufgegeben. Schöne Autos und schöne Frauen gehören zu der Welt von Morse, wir sind hier in einer anderen Welt und auf einem anderen Niveau als beim Usedom-Krimi oder Nordholm.
Auf die Frage, wie die schöne Frau das Mordopfer kennengelernt habe (How did you meet Gifford?) bekommt Morse eine überraschende Antwort: The usuaI way. Was dann auf seine Frage: Sorry? 'The usual way'? kommt, ist der überraschende Satz: For a prostitute to meet a man. Das bringt unseren Chief Inspector jetzt ein klein wenig aus der Fassung: Ah. l'm not really familiar with erm... We don't see this erm...not precisely this level of activity in Oxford.
Are you married? fragt die Luxusprostituierte unseren Inspektor. That has nothing to do... No, l'm not. --- Why? - Too choosy. Too...hesitant. Too lazy. Too busy. --- Hesitant? --- Yes. Well... Sometimes. lsn't everyone? --- l'm not. Wir können hier auf dem Bild sehen, dass Camilla nicht zögerlich ist, sie ist Morse schon sehr nahegekommen. You're hesitant because you've never found out what you're really capable of. lf you did, you'd have the confidence for anything, forever after, with any woman, sagt sie. Unser Chief Inspector widersteht den Verführungskünsten und sagt: l'd better go.
Am Anfang von The Secret of Bay 5B hatte Morse mit der Gerichtsmedizinerin Dr Grayling Russell (Amanda Hillwood) Quickstep getanzt. Die war seit ✺Ghost in the Machine in der Serie gewesen, unser Chefinspektor hatte immer mit ihr geflirtet, und man dachte, es wird etwas mit den beiden. Aber nach vier Folgen war Amanda Hillwood aus der Serie raus. Doch am Ende von The Secret of Bay 5B, wenn sie bei Morse im Wohnzimmer sitzt, weil sie mit ihm zu einer Aufführung von Wagners Parsifal gehen will, erinnert sie ihn daran, dass ihr gemeinsamer Tanz am Anfang unterbrochen wurde: You owe me a dance. Oh, I can dance to anything --- Really? ---- You should try dancing to the back end of Lohengrin sometime ---- No. No. Let's have something from Parsifal since we're going to a performance.
Ich glaube, dass diese kleinen kabarettistischen Einlagen Alma Cullen, die das Drehbuch zu The Secret of Bay 5B schrieb, große Freude gemacht hat. Mit ihren eigenen Theaterstücken hatte sie nicht den Erfolg, den sie mit ihren →Drehbüchern für Fernsehserien und Fernsehfilme hatte, bei denen man ihr schon mal 30.000 Pfund für ein Drehbuch zahlte. Neben dem →Drehbuch für The Secret of Bay 5B hat sie für die Morse Saga in Abstimmung mit Colin Dexter noch die Drehbücher für die Episoden ✺The Infernal Serpent, ✺Fat Chance und ✺Death of the Self geschrieben.
Und sie hat Morse in ein →Theaterstück hineingeschrieben, das sie für die ✺BBC zu einem Hörspiel umgeschrieben hat. Und hat dann mit ✺Into the Shallows noch ein zweites Hörspiel geliefert. Bei YouTube gibt es den Kommentar Who needs a tv when we have these wonderful dramas to listen to, und Hörspielliebhaber werden damit ihre Freude haben. Für Fat Chance und The Death of The Self hat Cullen 1991 und 1992 die Writers’ Guild Award erhalten. In drei ihrer vier Morse Drehbücher gibt es Frauen, die dem Helden etwas bedeuten. Wie hier Frances Barber als die Opernsängerin Nicole Burgess in The Death of The Self. Wenn der Junggeselle Morse ein Liebesleben hat, dann hat er das dank →Alma Cullen.
Ich lasse jetzt die Gerichtsmedizinerin Laura Hobson (Clare Holman) bei der Erwähnung von Morse und den Frauen einmal weg, weil sie in dem Post Inspector Lewis schon genügend gewürdigt wird. Ihren ersten Auftritt hatte sie in ✺The Way Through the Woods, wo ihr die Drehbuchautoren den wunderbaren ersten Satz in den Mund legten: Do you know where I might find a Detective Chief Inspector... looks like 'Mouse? Es muss noch erwähnt werden, dass Morse in der Episode ✺Death is Now My Neighbour eine Frau findet, aber da ist die Morse Saga auch schon beinahe zu Ende.
Ich habe natürlich die Camilla aus The Secret of Bay 5B nicht vergessen. Die Schauspielerin heißt Susan Kyd, sie hat erstaunlicherweise keinen Wikipedia Artikel. Sie wurde 1957 geboren und beendete mit dreiundzwanzig Jahren ihre Ausbildung an der London Academy of Music and Dramatic Art. Wenn sie auch keinen Wiki Artikel hat, so hat sie doch eine →Homepage, der man ihre erstaunliche schauspielerische Karriere entnehmen kann. 1991 hat sie noch einen Kurs an der École internationale de théâtre Jacques Lecoq belegt und 2008 einen Magistertitel an der Royal Central School of Speech and Drama (an der Laurence Olivier einmal Präsident war) erworben. Und neben ihren Auftritten auf der Bühne, in Musicals oder im Studio für ✺Sitcoms und ✺Fernsehserien macht sie auch noch Führungen im Sir John Soane’s Museum. Ich habe hier ein ✺Showreel bei dem sie das komödiantische Talent der Schauspielerin entdecken können. She's a brilliant actor, funny, kind and beautiful. Why she hasn't become a massive star is beyond me, hat jemand dazu geschrieben. Eigentlich hat sie einen Wikipedia Artikel verdient. Und Alma Cullen den OBE Orden.
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