Dienstag, 5. August 2025

last, but not least: die Seiko Lord Quartz


Was mit einer Seiko Quarzuhr anfing, ist inzwischen zu einer kleinen Sammlung geworden. Jetzt habe ich für jeden Wochentag eine. Vielleicht sollte ich mich bei der Selbsthilfegruppe der Japan Quartz Verrückten anmelden, die es im Uhrformum gibt. Als ich die 6.400.000 Leser erreichte, erwähnte ich meine Seiko QT. Dass ich eine QZ besaß, habe ich schon in dem Post niemals nie sagen erwähnt. Die QZ mit dem Diamond Dust Zifferblatt, die ich sehr mag, blieb bei der letzten Sommer- oder Winterzeit Umstellung einfach stehen. Aber die Firma Tokei Japan, der ich meine Seiko Sammlung verdanke, wusste Rat. Die haben nämlich einen Spezialisten in Dänemark, der fünzig Jahre alte Quarzuhren servizieren und reparieren kann. Hat ein bisschen gedauert, aber ich bekam Zwischenberichte und Photos von den Fehlerquellen. Der Fachmann hat die Uhr auch neu einreguliert, das kann man ja mit den High End Quarzwerken der siebziger Jahren machen, die alle noch sieben oder neun Steine haben. Billige Quarzwerke haben heute keine Lagersteine mehr, die kann man auch nicht mehr reparieren, die wirft man einfach weg. Ali Express liefert ein neues Werk für99 Cent. Der tolle Service von Tokei Japan hat mich übrigens keinen Pfennig gekostet, und die Uhr läuft im Augenblick synchron mit der Funkuhr.

Meine älteste Quarzuhr ist von 1972, die jüngste von 1978. Beinahe alle sind JDM Uhren (Japanese Domestic Market). Lediglich die Modelle QR, QT und QZ sind unter den Namen Seiko Quartz 2002, 3003 und 4004 nach Europa gelangt. Diese Uhr ist aus dem Jahr 1972, das kann man an der Zahl auf dem Gehäuseboden ablesen, die mit einer 2 anfängt. Die Uhr hat auch noch keinen glatten Gehäuseboden, der verschraubte Deckel vom Batteriefach steht hervor. Batteriefresser, pflegen Flohmarkthändler zu sagen, wenn sie diese Uhren sehen. Weihnachten 1969 war Seiko mit der ersten Quarzuhr auf den Markt gekommen. Hundert Exemplare in Gold zum Preis von 450.000 Yen. Dafür hätte man sich auch einen Toyota Corolla kaufen können. Der Gehäuseboden der Astron sah dem Boden dieser Uhr sehr ähnlich.

Die  Seiko Lord Quartz kam 1978 als letzte aus der Seiko Aristokratie von Grand, King und Lord auf den Markt. Obgleich sie in der Seiko Hierarchie unter der King Seiko positioniert war, war sie teurer als die King Seiko, weil sie ein ganz neues Werk hatte. Sie wurde nur zwei Jahre gebaut und ist deshalb ziemlich selten. Seiko hörte damals auf, die schweineteuren High End Quarzuhren zu bauen und ging zu Uhren über, die man bezahlen konnte. Die bekamen den Namen Type II,  die waren noch nicht wirklich billig, aber doch viel preiswerter. Und es gab sie in 95 Modellvarianten. Quarzuhren waren in den siebziger Jahren teuer, auch die erste deutsche Quarzuhr, die Junghans Astro Quarz, kostete beinahe tausend Mark. Eine japanische Seiko war noch teurer, aber sie war auch the world's standard. Damit konnte die Firma werben, die die Quarzuhr erfunden hatte. Und die wirklich an diese Uhr glaubte. Und deshalb alle Patentrechte für die ganze Welt freigegeben hatte.

Die Seiko Lord Quartz war aus HSS (hardened stainless steel); auf diesen Stahl, der eine HBW Härte von 450 auf der Brinell Skala hatte, war Seiko ganz besonders stolz. Diesen Stahl haben auch die Superior und viele Grand Seiko und King Seiko Modelle. Meine Lord Seiko hat ein sogenanntes linen dial, das von ganz feinen Linien durchzogen ist. In Zifferblättern ist Seiko ja ganz groß, man kann schon sagen, dass die Japaner Zifferblattfetischisten sind. Eine Grand Seiko mit einem Diamond Dust Zifferblatt wird von Sammlern heute immer noch gesucht. Was in den siebziger Jahren das Diamond Dust Zifferblatt war, heißt heute bei Grand Seiko (die inzwischen nicht mehr ein Modellname, sondern eine eigene Firma sind) nicht mehr Diamond Dust, sondern snowflake.

Das Quarzwerk in der Lord Seiko (zuerst Kaliber Kaliber 7143, dann das teurere Kaliber 7853) ist kein Batteriefresser mehr, es soll fünf Jahre mit einer Qualitätsbatterie laufen. Das kann ich nicht mehr testen, denn ich habe meine Lord gerade einem guten Freund geschenkt. Ich konnte sie entbehren, weil ich ja für jeden Wochentag eine High End Quarzuhr habe. Das sind die drei cuties, die mit einem Q anfangen, drei Grand Seikos (eine mit dem originalen →Stahlband) und die Superior. Die Lord war nie wirklich mein Liebling, sie war mir zu modern und zu elegant, hatte nicht mehr das scharfkantige →Tanaka Design. Und sie war mir zu flach, meine geliebte QT ist vier Millimeter höher. Und dicker. Deshalb mag ich die Dinger, weil sie so knuffig sind. Die frühen Quarzuhren von Seiko mit den ersten 38er Kalibern hatten noch keine Temperaturkompensation wie die Superior oder die Twin Quartz Uhren. Brauchen sie auch nicht, sagte mir ein Fachmann, die haben so dicke Gehäuse, da macht sich keine Temperaturänderung am Quarzwerk. bemerkbar. Ich glaube das mal.


Noch mehr zu Seiko in den Posts: königlich, ein letztes Mal: Seiko, Cronos, die goldene Seiko, Quarzuhren (III), Chronometer, Quarzuhren (II), niemals nie sagen, Moeris, Quarzuhren, Weltzeituhren

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