In diesem Portrait von seinem amerikanischen Malerkollegen ➱Gilbert Stuart zeigt Reynolds eine große Zurückhaltung, ja eine gewisse Kälte. Nichts von dem smarten Gesellschaftsmaler, der mit der High Society und allen Grössen der Londoner Bühnen und Kaffeehäuser bestens zurechtkommt. Reynolds ist auch mit dem Ergebnis der Sitzungen nicht glücklich, Sir Joshua said, if that was like him, he did not know his own appearance, hat ein Zeitgenosse gesagt. Er war auch nicht darüber glücklich, dass ihm Stuart diese goldene Schnupftabakdose in die Hand gedrückt hat, er hält sie beinahe verlegen. Muss so etwas Privates auf ein Bild, das den Präsidenten der gerade gegründeten Royal Academy zeigt? Der Reynolds auf diesem Bild scheint den Maler Gilbert Stuart argwöhnisch zu beobachten. Was wird er aus mir machen?
Wenn er sich selbst malt, dann sieht Sir Joshua natürlich ganz anders aus. Da muss es die grand manner sein, wie man das heute nennt. Allerdings hat Reynolds diesen Begriff nicht verwendet, er spricht eher von great style: How much the great style exacts from its professors to conceive and represent their subjects in a poetical manner, not confined to mere matter of fact, may be seen in the cartoons of Raffaelle. In all the pictures in which the painter has represented the apostles, he has drawn them with great nobleness; he has given them as much dignity as the human figure is capable of receiving yet we are expressly told in Scripture they had no such respectable appearance; and of St. Paul in particular, we are told by himself, that his bodily presence was mean. Alexander is said to have been of a low stature: a painter ought not so to represent him. Agesilaus was low, lame, and of a mean appearance. None of these defects ought to appear in a piece of which he is the hero. In conformity to custom, I call this part of the art history painting; it ought to be called poetical, as in reality it is.
Die von ihm Portraitierten sind ihm ja für diese Kunstauffassung dankbar, wenn ihre Schwächen nicht so offenbar gemacht werden, hinter luxuriöser Kleidung versteckt werden. Dies Bild des Marineoffiziers Captain John Hamilton (in der Uniform eine ungarischen Husaren) ist 1746 das erste Bild von Reynolds, das ihn berühmt macht. Reynolds selbst möchte seine Schwächen auch nicht gerne portraitiert wissen, Realismus verträgt sich nicht mit der grand manner. Auf den Bildern von ➱Angelica Kauffmann (die sogar im ➱Bild auf seine Schwerhörigkeit hinweisen darf) und Gilbert Stuart haben wir einen ganz anderen Reynolds, einen privaten Mann hinter der Maske des Malerfürsten.
Die von ihm Portraitierten sind ihm ja für diese Kunstauffassung dankbar, wenn ihre Schwächen nicht so offenbar gemacht werden, hinter luxuriöser Kleidung versteckt werden. Dies Bild des Marineoffiziers Captain John Hamilton (in der Uniform eine ungarischen Husaren) ist 1746 das erste Bild von Reynolds, das ihn berühmt macht. Reynolds selbst möchte seine Schwächen auch nicht gerne portraitiert wissen, Realismus verträgt sich nicht mit der grand manner. Auf den Bildern von ➱Angelica Kauffmann (die sogar im ➱Bild auf seine Schwerhörigkeit hinweisen darf) und Gilbert Stuart haben wir einen ganz anderen Reynolds, einen privaten Mann hinter der Maske des Malerfürsten.
In seinen Selbstbildnissen hat sich Reynolds von Anfang an an Rembrandt orientiert, wie auf diesem Bild, das er mit 24 Jahren malte, bevor er nach Italien aufbrach (man achte auf die modische blaue Weste des jungen Mannes). Eine Italienreise ist ja damals de rigueur für einen Künstler, der etwas in der aufstrebenden Welt des englischen Bürgertums werden will. Reynolds ist kein Aussenseiter wie William Blake, er karikiert die englische Gesellschaft nicht wie William Hogarth. Er schwimmt mit der aufstrebenden bürgerlichen Gesellschaft des Georgian Age nach oben, wird Gründungsmitglied und erster Präsident der neugegründeten Royal Academy. Eigentlich erstaunlich, weil er nur Portraits malen kann.
Als er das erlernte, galten Portraits noch als trade, nicht als art. Jetzt ist es natürlich grand manner Kunst, die aus seinem Studio kommt (und zu großen Teilen von seinen Schülern und Angestellten gemalt wird). Reynolds' Rivale Gainsborough ist ein Meister der Landschaftsmalerei. Reynolds nicht. Er malt geradezu monomanisch die High Society. Die ist ihm dankbar, die Rolle des Patrons für den Maler übernehmen zu können, der ihre Bedürfnisse nach Repräsentation so vorzüglich mit den swagger portraits bedient.
Wofür er natürlich eine Vielzahl von Assistenten hat. Auf diesem Bild von Lord Rockingham und seinem Sekretär Edmund Burke sind nur die Gesichter und die skizzierten Figuren von Reynolds. Der missratene lange Arm von Rockingham sicher auch. Aber alles andere ist das Werk von Assistenten, die Landschaft im Hintergrund, die Säule, Sessel und Tisch. Das detailliert sorgfältig gemalte Tintenfass sowieso. Einen Assistenten, der sich auf die Wiedergabe der eleganten Kleidung spezialisiert hat, besitzt Reynolds natürlich auch, aber der ist hier noch nicht zum Einsatz gekommen.
Innerhalb der sich jetzt im 18. Jahrhundert neu formierenden englischen Gesellschaft und des sie bedienenden Kunstmarktes inszeniert sich Reynolds. Seine Selbstportraits von 1748 (das mit der blauen Weste) und 1780 (oben) sind im Stile Rembrandts gemalt, so hat er sich wohl gerne gesehen. Seine Kunden wohl auch. Natürlich will er sich auch äußerlich seinen Kunden anpassen. So schreibt James Northcote, der jahrelang als Reynolds' Schüler in seinem Haus lebte: he dresses very grand commonly wearing cut Velvet. Und natürlich hat er sich für den Empfang bei Hof einen Anzug schneidern lassen, a three-piece ensemble of apricot ribbed silk. Der Anzug ist heute in der Privatsammlung von Dr John Edgcumbe, einem Nachfahren des Barons Edgcumbe, den Reynolds ➱1748 gemalt hatte. Reynolds legt nicht nur viel Wert auf seine Kleidung (was ja viele Maler nicht tun, William Turner wäre da ein schönes Beispiel), er besitzt auch eine luxuriöse Kutsche, die manchen seiner Portraitierten neidisch werden lässt. Zwar geniesst er lieber die Gesellschaft von Dr Johnson und Edmund Burke, aber in seinem Lebensstil ist er auf Augenhöhe mit seiner aristokratischen Klientele. Er biedert sich nicht an, er weiß, was er wert ist. Seine Kunden können es an seiner Preisliste ablesen.
Das einzige, was seine Kundschaft manchmal abschreckt, ist die Tatsache, dass die Farben auf seinen Bildern häufig verblassen, dass manchmal sogar die Farbe von der Leinwand fällt. Der große Kunstförderer Sir George Beaumont rät der Familie Bowles, ihre kleine ➱Tochter nicht von ➱George Romney malen zu lassen sondern zu Reynolds zu gehen: No matter, take the chance; even a faded picture from Reynolds will be the finest thing you can have. Nicht jeder reagiert so. Wenn der Earl of Drogheda (der noch mit 91 Jahren zum Feldmarschall ernannt wird) nach dreißig Jahren als Soldat in Englands Diensten nach Irland zurückkehrt, findet er, dass das Reynolds' ➱Portrait dem Zahn der Zeit weniger getrotzt hatte als er: An elderly Irish rake, the Earl of Drogheda, returned to his native land after 30 years abroad, with a shattered constitution. He found that his youthful portrait by Reynolds was even more poxed, corrupt and wrinkled than he had become. One might say it is to Joshua Reynolds, rather than Oscar Wilde, that the portrait of Dorian Gray owes its existence.
Sir Walter Blackett (oben auf Reynolds' Portrait, das zwischen 1766 und 1769 gemalt sein muss), der den Verfall seines Portraits Jahr für Jahr beobachten konnte, rächte sich an Reynolds' handwerklichem Pfusch mit diesem netten Spottgedicht:
Painting of old was surely well designed
To keep the features of the dead in mind,
But this great rascal has reversed the plan,
And made the pictures die before the man.
Die Frage nach dem Warum? ist schnell beantwortet. Auf der Suche nach der Zusammensetzung der Farbe der alten Meister, die Reynolds so gerne imitieren möchte, experimentiert er mit ➱Farbpigmenten wie kein zweiter. Er soll sogar Farbschichten von seinem Tizian und seinem Rubens abgekratzt haben. Einen Watteau hat er so völlig zerstört. Selbst wenn es Max Doerners Malmaterial und seine Verwendung im Bilde damals schon gegeben hätte, Reynolds hätte weiter experimentiert. Und wenn er malt, muss alles schnell gehen, vor allem das Auftragen des Firnis: Varnished three times with different varnishes, and egged twice, oiled twice, and waxed twice, and sized--perhaps in 24 hours! schreibt der immer gehässige, aber manchmal scharfsichtige Benjamin Haydon. Das Auftragen von nassglänzenden Farben nach eigenem Rezept (um Robert Hughes zu zitieren: he would whip up weird mayonnaises of wax, turps, asphaltum, eggs, resin and oil) trägt ihm den Namen Sir Sploshua ein.
Sir Joshua Reynolds, der Portraitmaler des great style, ist heute vor 230 Jahren gestorben. William Blake - der nie den Erfolg von Reynolds hatte, aber auch nie dessen Leben hätte führen wollen - verfasste einen netten kleinen Vierzeiler:
When Sr Joshua Reynolds died
All Nature was degraded;
The King drop'd a tear into the Queen's Ear,
And all his Pictures Faded
Joshua Reynolds ist kein Neuerer der Kunst gewesen. Seine Portraitkunst ist die Wiederbelebung der Kunst von Van Dyck, Rubens, Raffael und der großen Italiener. Er hat seine ästhetischen Überzeugungen in seinen ➱Seven Discourses niedergelegt. Mit einer Widmung an den König versehen, waren sie in ihrer Zeit so etwas wie die Gebotstafeln, die Moses vom Berg Sinai mitbrachte. Nicht für William Blake, diesen liebenswerten Anarchisten, der um 1808 sein Exemplar der Discourses mit Wörtern wie Villainy, A Lie oder Nonsense! verzierte. Und den schönen Satz hinschrieb: To Generalize is to be an Idiot; To Particularize is the Alone Distinction of Merit. In seinen Discourses predigt Reynolds immer wieder die Maxime, dass die Historienmalerei die höchste Form der Malerei sei. Die er selbst nie gepflegt hat, er hätte kein Talent zur Historienmalerei, hat er gesagt. Er hätte noch hinzufügen können, dass man mit swagger portraits mehr verdient.
Ich hätte zum Schluss noch zwei Literaturempfehlungen, die beide erstaunlicherweise bei Wikipedia nicht auftauchen. Die erste ist Reynolds: Catalogue of a Royal Academy of Arts Exhibition (1986), herausgegeben von Nicholas Penny (der jetzt Direktor der National Gallery ist). Die zweite ist Sir Joshua Reynolds: The Painter in Society, ein verhältnismäßig schmales Buch (265 Seiten), das 1996 bei der Harvard University Press erschienen ist. Der Verfasser heißt ➱Richard Wendorf (wenn Sie wollen, können Sie hier einen Vortrag von ➱Professor Wendorf hören), und das Buch ist meiner Meinung nach das Beste, was in jüngster Zeit über Reynolds geschrieben wurde. Punkt.
Joshua Reynolds, der zu seinem Lebensende immer mehr erblindete, wurde nach seinem Tod in der St Paul's Cathedral beerdigt. In seiner Nähe liegt ein anderer englischer Maler begraben, der als junger Mann für Sir Joshua Leinwände grundiert hatte. Sir Joshua hat diesen Joseph William Mallord Turner zwar anfänglich gefördert, aber er hielt nichts von dessen Kunst. Er hätte mit Gainsborough befreundet sein können, aber er war es nicht. Er hat sich in seiner Einschätzung vieler zeitgenössischer Maler gründlich getäuscht. Er war ein großer Diplomat in seinen Beziehungen, das musste er vielleicht bei seiner Klientele sein. Er ist kein Mann der großen Gefühle, a temper too frigid hat Mrs. Thrale über ihn gesagt. Und deren kleines Lobgedicht (?) stelle ich einmal hier an den Schluss:
Of Reynolds what Good shall be said?—or what harm?
His Temper too frigid, his Pencil too warm;
A Rage for Sublimity ill understood,
To seek still for the Great, by forsaking the Good;
Yet all Faults from his Converse we sure must disclaim,
As his Temper ’tis peaceful, and pure as his Fame;
Nothing in it o’er flows, nothing ever is wanting,
It nor chills like his Kindness, nor glows like his Painting;
When Johnson by Strength overpowers our Mind,
When Montagu dazzles, or Burke strikes us blind;
To Reynolds for Refuge, well pleas’d we can run,
Rejoyce in his Shadow, and shrink from the Sun.
Als er das erlernte, galten Portraits noch als trade, nicht als art. Jetzt ist es natürlich grand manner Kunst, die aus seinem Studio kommt (und zu großen Teilen von seinen Schülern und Angestellten gemalt wird). Reynolds' Rivale Gainsborough ist ein Meister der Landschaftsmalerei. Reynolds nicht. Er malt geradezu monomanisch die High Society. Die ist ihm dankbar, die Rolle des Patrons für den Maler übernehmen zu können, der ihre Bedürfnisse nach Repräsentation so vorzüglich mit den swagger portraits bedient.
Wofür er natürlich eine Vielzahl von Assistenten hat. Auf diesem Bild von Lord Rockingham und seinem Sekretär Edmund Burke sind nur die Gesichter und die skizzierten Figuren von Reynolds. Der missratene lange Arm von Rockingham sicher auch. Aber alles andere ist das Werk von Assistenten, die Landschaft im Hintergrund, die Säule, Sessel und Tisch. Das detailliert sorgfältig gemalte Tintenfass sowieso. Einen Assistenten, der sich auf die Wiedergabe der eleganten Kleidung spezialisiert hat, besitzt Reynolds natürlich auch, aber der ist hier noch nicht zum Einsatz gekommen.
Innerhalb der sich jetzt im 18. Jahrhundert neu formierenden englischen Gesellschaft und des sie bedienenden Kunstmarktes inszeniert sich Reynolds. Seine Selbstportraits von 1748 (das mit der blauen Weste) und 1780 (oben) sind im Stile Rembrandts gemalt, so hat er sich wohl gerne gesehen. Seine Kunden wohl auch. Natürlich will er sich auch äußerlich seinen Kunden anpassen. So schreibt James Northcote, der jahrelang als Reynolds' Schüler in seinem Haus lebte: he dresses very grand commonly wearing cut Velvet. Und natürlich hat er sich für den Empfang bei Hof einen Anzug schneidern lassen, a three-piece ensemble of apricot ribbed silk. Der Anzug ist heute in der Privatsammlung von Dr John Edgcumbe, einem Nachfahren des Barons Edgcumbe, den Reynolds ➱1748 gemalt hatte. Reynolds legt nicht nur viel Wert auf seine Kleidung (was ja viele Maler nicht tun, William Turner wäre da ein schönes Beispiel), er besitzt auch eine luxuriöse Kutsche, die manchen seiner Portraitierten neidisch werden lässt. Zwar geniesst er lieber die Gesellschaft von Dr Johnson und Edmund Burke, aber in seinem Lebensstil ist er auf Augenhöhe mit seiner aristokratischen Klientele. Er biedert sich nicht an, er weiß, was er wert ist. Seine Kunden können es an seiner Preisliste ablesen.
Das einzige, was seine Kundschaft manchmal abschreckt, ist die Tatsache, dass die Farben auf seinen Bildern häufig verblassen, dass manchmal sogar die Farbe von der Leinwand fällt. Der große Kunstförderer Sir George Beaumont rät der Familie Bowles, ihre kleine ➱Tochter nicht von ➱George Romney malen zu lassen sondern zu Reynolds zu gehen: No matter, take the chance; even a faded picture from Reynolds will be the finest thing you can have. Nicht jeder reagiert so. Wenn der Earl of Drogheda (der noch mit 91 Jahren zum Feldmarschall ernannt wird) nach dreißig Jahren als Soldat in Englands Diensten nach Irland zurückkehrt, findet er, dass das Reynolds' ➱Portrait dem Zahn der Zeit weniger getrotzt hatte als er: An elderly Irish rake, the Earl of Drogheda, returned to his native land after 30 years abroad, with a shattered constitution. He found that his youthful portrait by Reynolds was even more poxed, corrupt and wrinkled than he had become. One might say it is to Joshua Reynolds, rather than Oscar Wilde, that the portrait of Dorian Gray owes its existence.
Sir Walter Blackett (oben auf Reynolds' Portrait, das zwischen 1766 und 1769 gemalt sein muss), der den Verfall seines Portraits Jahr für Jahr beobachten konnte, rächte sich an Reynolds' handwerklichem Pfusch mit diesem netten Spottgedicht:
Painting of old was surely well designed
To keep the features of the dead in mind,
But this great rascal has reversed the plan,
And made the pictures die before the man.
Die Frage nach dem Warum? ist schnell beantwortet. Auf der Suche nach der Zusammensetzung der Farbe der alten Meister, die Reynolds so gerne imitieren möchte, experimentiert er mit ➱Farbpigmenten wie kein zweiter. Er soll sogar Farbschichten von seinem Tizian und seinem Rubens abgekratzt haben. Einen Watteau hat er so völlig zerstört. Selbst wenn es Max Doerners Malmaterial und seine Verwendung im Bilde damals schon gegeben hätte, Reynolds hätte weiter experimentiert. Und wenn er malt, muss alles schnell gehen, vor allem das Auftragen des Firnis: Varnished three times with different varnishes, and egged twice, oiled twice, and waxed twice, and sized--perhaps in 24 hours! schreibt der immer gehässige, aber manchmal scharfsichtige Benjamin Haydon. Das Auftragen von nassglänzenden Farben nach eigenem Rezept (um Robert Hughes zu zitieren: he would whip up weird mayonnaises of wax, turps, asphaltum, eggs, resin and oil) trägt ihm den Namen Sir Sploshua ein.
Sir Joshua Reynolds, der Portraitmaler des great style, ist heute vor 230 Jahren gestorben. William Blake - der nie den Erfolg von Reynolds hatte, aber auch nie dessen Leben hätte führen wollen - verfasste einen netten kleinen Vierzeiler:
When Sr Joshua Reynolds died
All Nature was degraded;
The King drop'd a tear into the Queen's Ear,
And all his Pictures Faded
Joshua Reynolds ist kein Neuerer der Kunst gewesen. Seine Portraitkunst ist die Wiederbelebung der Kunst von Van Dyck, Rubens, Raffael und der großen Italiener. Er hat seine ästhetischen Überzeugungen in seinen ➱Seven Discourses niedergelegt. Mit einer Widmung an den König versehen, waren sie in ihrer Zeit so etwas wie die Gebotstafeln, die Moses vom Berg Sinai mitbrachte. Nicht für William Blake, diesen liebenswerten Anarchisten, der um 1808 sein Exemplar der Discourses mit Wörtern wie Villainy, A Lie oder Nonsense! verzierte. Und den schönen Satz hinschrieb: To Generalize is to be an Idiot; To Particularize is the Alone Distinction of Merit. In seinen Discourses predigt Reynolds immer wieder die Maxime, dass die Historienmalerei die höchste Form der Malerei sei. Die er selbst nie gepflegt hat, er hätte kein Talent zur Historienmalerei, hat er gesagt. Er hätte noch hinzufügen können, dass man mit swagger portraits mehr verdient.
Ich hätte zum Schluss noch zwei Literaturempfehlungen, die beide erstaunlicherweise bei Wikipedia nicht auftauchen. Die erste ist Reynolds: Catalogue of a Royal Academy of Arts Exhibition (1986), herausgegeben von Nicholas Penny (der jetzt Direktor der National Gallery ist). Die zweite ist Sir Joshua Reynolds: The Painter in Society, ein verhältnismäßig schmales Buch (265 Seiten), das 1996 bei der Harvard University Press erschienen ist. Der Verfasser heißt ➱Richard Wendorf (wenn Sie wollen, können Sie hier einen Vortrag von ➱Professor Wendorf hören), und das Buch ist meiner Meinung nach das Beste, was in jüngster Zeit über Reynolds geschrieben wurde. Punkt.
Joshua Reynolds, der zu seinem Lebensende immer mehr erblindete, wurde nach seinem Tod in der St Paul's Cathedral beerdigt. In seiner Nähe liegt ein anderer englischer Maler begraben, der als junger Mann für Sir Joshua Leinwände grundiert hatte. Sir Joshua hat diesen Joseph William Mallord Turner zwar anfänglich gefördert, aber er hielt nichts von dessen Kunst. Er hätte mit Gainsborough befreundet sein können, aber er war es nicht. Er hat sich in seiner Einschätzung vieler zeitgenössischer Maler gründlich getäuscht. Er war ein großer Diplomat in seinen Beziehungen, das musste er vielleicht bei seiner Klientele sein. Er ist kein Mann der großen Gefühle, a temper too frigid hat Mrs. Thrale über ihn gesagt. Und deren kleines Lobgedicht (?) stelle ich einmal hier an den Schluss:
Of Reynolds what Good shall be said?—or what harm?
His Temper too frigid, his Pencil too warm;
A Rage for Sublimity ill understood,
To seek still for the Great, by forsaking the Good;
Yet all Faults from his Converse we sure must disclaim,
As his Temper ’tis peaceful, and pure as his Fame;
Nothing in it o’er flows, nothing ever is wanting,
It nor chills like his Kindness, nor glows like his Painting;
When Johnson by Strength overpowers our Mind,
When Montagu dazzles, or Burke strikes us blind;
To Reynolds for Refuge, well pleas’d we can run,
Rejoyce in his Shadow, and shrink from the Sun.
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