Dienstag, 13. November 2012

Adam Gopnik


I am by vocation a student of fifeenth-century Italian art and a fan of the Montreal Expos. It is a mixture of callings that provokes more indulgent smiles than raised eyebrows, as though my penchant for wearing my Expos cap, peak backward, to seminars at the Institute of Fine Arts were a kind of sophisticated joke, a put-on—as though I were simply one more pop ironist 'thoroughly bemused by the myths of popular culture,' as Hilton Kramer puts it, 'but differentiated from the mass audience by virtue of [a] consciousness of [his] own taste.' This kind of well-meaning misunderstanding has led me to brood a great deal on the relationship of the one passion to the other, and, more generally, on what I suppose I have to call the aesthetics of sport, and of baseball in particular. I have tried to imagine a pasture on the slopes of Parnassus where Bill Lee plays pepper with Giorgione, and Fra Filippo Lippi calls of Warren Cromartie... So beginnt der Artikel, der Quattrocento Baseball hieß. Damit begann Adam Gopnik im Mai 1986 seine Karriere beim New Yorker. Auf die Idee muss man erst einmal kommen, italienische Renaissance und Baseball in einen Essay zu schreiben.

Inzwischen lassen die ihn da nicht mehr weg, und wenn man die Qualitätsschwankungen des New Yorker in den letzten Jahrzehnten beobachtet hat, muss man sagen, dass auf jeden Fall ➯Adam Gopnik  eine Konstante der Qualität ist. Bei anderen staff writers bin ich mir da nicht so sicher. Es gibt heute keinen besonderen Anlass über Adam Gopnik zu schreiben. Ich tue es nur, weil ich beim Aufräumen ein Buch wiedergefunden habe, das ich seit einem Jahr vermisste. Es heißt The Best American Essays 1992 und ist von Susan Sontag herausgegeben, und natürlich ist Adam Gopnik da drin. Mit seinem Essay Audubon's Passion, den ich für einen seiner besten Essays halte:

In 1803, an eighteen—year-old Frenchman who had been born in Haiti, as Jean Rabin, and who had lived in Paris just long enough to take a few drawing lessons and learn how to ice-skate, arrived in New York. For the next seventeen years, he wandered through Pennsylvania and Kentucky and Ohio and Louisiana, pursuing one quixotic money-making scheme after another. Then, in 1820, he was seized by what he afterward called his “Great Idea,” and for the next thirty years-until his death, in 1851—he raced from Florida to Labrador, drawing a picture of every American bird and every American beast, beginning with the wild turkey, and including even such minor Americans as the knobbed-billed phaleris, the annulated marmot squirrel, and Richardson’s meadow mouse, and ending, five hundred and eighty-four paintings later, with the silvery shrew mole. He signed his work John James Audubon, and became the nearest thing American art has had to a founding father.

Ein Absatz, und wir sind mitten im Leben von John James Audubon. So muss man schreiben können (dass ich zu Gopniks Bewunderern gehöre, habe ich schon mal so ganz en passant im Post über ➯Eric Hobsbawm gesagt). Wenn Sie jetzt weiterlesen wollen, müssen Sie sich The Best American Essays 1992 kaufen (gibt es bei Amazon Marketplace ab 99 Cent) oder auf die Seite vom New Yorker gehen. Die wollen da neuerdings Geld haben, ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo das umsonst war. Die Bilder zu Audubon habe ich mit Absicht so ausgesucht, um die Widersprüchlichkeit des Mannes zu zeigen, der im Post ➯Amerikanische Dandies schon einmal hier auftauchte. Von Kunst versteht Adam Gopnik eine ganze Menge. Zusammen mit seinem Lehrer und Freund J. Kirk T. Varnedoe (der hier in dem Post über ➯Gustave Caillebotte schon vorkam) hatte er 1990 die Ausstellung ➯High and Low: Modern Art and Popular Culture organisiert.

Die Leser, die Adam Gopnik nicht aus dem New Yorker kennen, haben auf jeden Fall sein Buch Paris to the Moon gekauft. In Amerika wurde das Buch Bestseller #1, Notable Book of 2000 der New York Times und kam bei der New York Public Library auf die Liste der wichtigsten Bücher des Jahres. Auch wenn man sonst nicht so viel von Bestsellerlisten hält, diesmal kann man ihnen trauen. 1995 hatte ihm der New Yorker ein einmaliges Angebot gemacht, an offer you can't refuse: ein halbes Jahrzehnt Paris mit seiner Familie auf Kosten der Zeitschrift. Natürlich sollte er von Zeit zu Zeit sein Paris Journal schreiben. Diese Essays sind in Paris to the Moon gesammelt, vermehrt durch bisher unveröffentlichte Tagebuchnotizen. Adam Gopnik ist nicht der erste Amerikaner in Paris (der New Yorker hatte auch schon immer Redakteure nach Paris geschickt), als Gene Kelly den Amerikaner in Paris 1951 gespielt hat, war er auch nicht der erste. Schon immer waren Amerikaner von Paris fasziniert, seien es die Schriftsteller der Lost Generation in den zwanziger Jahren oder die amerikanischen Jazzmusiker in den fünfziger Jahren.

Paris to the Moon (➯hier können Sie den Anfang lesen) ist ein schönes Buch. Gopnik hat definitiv dieses je ne sais quoi, das einen hervorragenden Essayisten ausmacht. Wer dieses Buch liebt, wird Paris lieben. Wenn man das nicht schon vorher getan hat. Paris - Ein Fest fürs Leben hieß die deutsche Übersetzung von Hemingways Buch A Moveable Feast. Aber Gopniks Buch ist viel besser als das von Hemingway, es sei denn, man wollte dessen bösartige Bemerkungen über Gertrude Stein und T.S. Eliot nachlesen. Dies ist das Paris des Hotel Ritz und der Haute Couture, aber viel mehr noch das Paris der brasseries, der Cafes und der kleinen Leute und der einfachen Dinge des Lebens. Gopnik wäre nicht Gopnik, wenn er nicht noch auf S. 343 dem Leser fairerweise die wichtigsten Paris Bücher nennen würde, wie zum Beispiel A.J. Lieblings Between Meals: An Appetite for Paris. Aber auch gegen diese Klassiker kann Paris to the Moon locker bestehen.

Adam Gopnik bewegt sich nicht nur in den olympischen Höhen eines New Yorker Redakteurs. Er bezieht auch in politischen Fragen eine klare Stellung, eine einsame Stimme der Vernunft. Lesen Sie doch einmal ➯Barack, Mitt, and Adam Smith vom Juli 2012. Es lohnt sich auch, seinen Artikel ➯Obama's Political Intelligence aus der letzten Woche (den sogar die Spiegel Redakteure gelesen haben) einmal zu lesen. Der Spiegel schaffte es, auf ➯dieser Seite Adam Gopnik im Zusammmenhang mit jemandem wie Matthias Opdenhövel zu erwähnen. Falls Sie den nicht kennen, haben Sie nichts verpasst. Falls Sie ihn kennen, wissen Sie, dass er das Schlimmste in der Sportschau seit Heribert (’n Abend allerseits) Faßbender ist. Dieser Opdenhövel durfte offensichtlich in der ARD die Wahlnacht in Amerika moderieren. Wenn man bedenkt, dass wir früher einmal bei den öffentlich-rechtlichen Sendern Leute wie Peter von Zahn, Karl-Heinz Wocker und Georg Stefan Troller als Auslandsberichterstatter hatten, dann ist eine Flitzpiepe wie Opdenhövel sicherlich eins der vielen Verfallssymptome. Das sind so die Augenblicke, wo ich die Amerikaner bewundere, dass sie jemanden wie Gopnik haben. Wenn Sie wissen wollen, was er im Augenblick so schreibt, dann klicken Sie ➯hier. Kostnix.

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