Sonntag, 22. September 2013

Wahlmüdigkeit


Zu den bekannten politischen Kommentatoren hat sich vor der Bundestagswahl noch ein weiterer Kommentator gesellt. Er heißt Udo Martens. Der arbeitslose Profischnorrer und Lebenskünstler wohnt bei seiner Mutter, hat keinen Führerschein mehr und überall Hausverbot. Man kennt ihn aus der morgendlichen Sendung Frühstück bei Stefanie bei NDR2. Musste Udo Martens sein? Ach, wir haben schon so viel politische Kommentatoren, da kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht an. Was Stefan Raab kann, das kann Udo Martens allemal.

Alle machen sich Sorgen, dass sich immer weniger Bürger an der Wahl beteiligen. Die Bild Zeitung verteilt unentgeltlich 41 Millionen Exemplare einer Sondernummer. In der unter anderem Helmut Kohl und Gerhard Schröder zur Wahl auffordern. Das lassen wir jetzt besser unkommentiert, den Rat dieser Herren braucht wohl keiner. Den der Bild Zeitung auch nicht. Aber neben dem Boulevardblatt macht sich auch die seriöse Presse Sorgen wegen der Wahlmüdigkeit. Die macht sich Udo Martens natürlich auch. Wenn bei irgendeiner Gelegenheit, wo das allgemeine Stimmrecht gebraucht, kaum zwei Drittel, ja vielleicht nicht einmal die Majorität der Stimmberechtigten an die Stimmurne kommt, so ist dies ein Votum gegen das ganze System überhaupt. Nein, das ist nicht von Udo Martens, das ist von Heinrich von TreitschkeSie verstehen's einfach nicht! Da investiert man Millionen für eine Werbekampagne mit Promis, dabei müsste man den Wählern nur geben, was sie wollen: Bonuspunkte oder eine Wundertüte. Das ist nun Udo Martens. Klicken Sie unbedingt dies ➱hier an.

Generationen von Deutschen mussten sich das Stimmrecht langsam erkämpfen. Im 19. Jahrhundert konnte Friedrich Julius Stahl, der zu seiner Zeit einer der angesehensten Rechtsphilosophen war, noch sagen: Das allgemeine Stimmrecht ist nach der Natur der Sache wie nach allen Erfahrungen der Untergang der vernünftigen und gesicherten Ordnung. Durch dasselbe kommt eben die Staatsgewalt in die Masse derjenigen, die abhängig und einsichtslos jeder Bestechung und Verführung ausgesetzt ist. Das kommt uns heute wie eine Ungeheuerlichkeit vor. Aber was ist aus unseren Rechten geworden? Man nimmt sie nicht mehr in Anspruch. Das muss ein Ende haben. Gehen wir wählen.

Das Gute ist bei der Wahl ist, dass dies das Ende der ➱Wahlplakate ist. Und dass wir uns ➱so etwas auch nicht mehr anzuschauen brauchen. Wir glauben ja längst an nichts mehr. Denn schon Bismarck wusste Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd. Wenn Sie meinen, dass ein high-brow Blog wie Silvae nicht unbedingt jemanden wie Udo Martens zitieren sollte, dann gebe ich Ihnen gerne Recht. Und ich habe natürlich noch etwas ganz Besonderes. Nämlich einen Film von Robert Benchley, dem Freund von ➱Dorothy Parker. Der Film heißt How to Vote. Klicken Sie ➱hier. Und gehen Sie unbedingt wählen.

2 Kommentare:

  1. So nichtssagend, wie die Wahlplakate diesmal waren, kann man wahrscheinlich noch nicht einmal später jemandem vorwerfen, er oder sie habe gelogen.
    Aber selbst wenn: bereits Konrad Adenauer stand über derlei Dingen. "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern..." wusste er zu sagen. Und "...nichts hindert mich, weiser zu werden." - fügte er noch hinzu. Zynismus auf den Punkt gebracht. Manche Dinge ändern sich eben nie.

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  2. Oh, Jay bemüht FRÜHSTÜCK BEI STEFANIE. In einem sehr kurzem Beitrag. Recht hat er. Bismarck ist immer besser als der Martens. Obwohl ich mir vorstellen könnte, dass Bratwurschbude und Hüpfburg kein schlechter Grund für Wahlbeteiligung wären. Ach ja, Bierwagen bitte nicht vergessen. Ich habs per Briefwahl erledigt. Denn am Wahlsonntag saß ich in einem Seminar in Frankfurt am Main.

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