Nein, nicht ich. Wir reden heute mal eben über Serien, die einfach nicht aufhören. Nach Hubert und Staller kommt Hubert ohne Staller. Nach dem Filmtod von Detective Inspector Richard Poole hat Death in Paradise jetzt schon den dritten Inspektor. Die hübsche Sara Martins als Sergeant Camille Bordey ist nicht mehr dabei. Élizabeth Bourgine, die schon vor vierzig Jahren in Nestor Burma mitspielte und mit Cours Privé 1986 durch ihre ✺Nacktszenen berühmt wurde, ist aber noch da. Produzenten mögen eine Serie ungern aufgeben. Helden verschwinden von der Bildfläche, aber die Serie bleibt. Der Chief Inspektor Morse kommt als Der junge Inspektor Morse zurück. Der Schmunzelkrimi (eine Wortschöpfung der ARD) Mord mit Aussicht hat auch eine neue Kommissarin.
Wie viele Maigrets es nach Jean Gabin gegeben hat, möchten wir lieber nicht wissen. Gabin sah so aus wie der Maigret der Romane Simenons. Rowland Atkinson sieht nicht so aus. Der Kommissar Van der Valk ist eigentlich in The Long Silence gestorben, aber jetzt ist er neu wieder da. Der Serientod ist unter Schauspielern gefürchtet, das thematisierte schon 1968 der englische Film ✺The Killing of Sister George. Manchmal sterben Schauspieler wirklich. Die tote Maja Maranow aus Ein starkes Team ist jetzt angeblich in Australien. Totgesagte Serienhelden können auch wieder aufstehen. Wie Bobby Ewing in Dallas, der plötzlich aus der Dusche kommt. Coleridges Satz vom willing suspension of disbelief gilt für alle Serien.
Selten verschwindet der Held wirklich. Ein Held muss bleiben. Ewig. Der berühmte kanadische Literaturwissenschaftler Northrop Frye hat in seinem Buch Anatomy of Criticism die Literaturform der romance so definiert: The essential element of the plot in romance is adventure, which means that romance is naturally a sequential and processional form ... At its most naive it is an endless form in which a central character who never develops or ages goes through one adventure after another until the author himself collapses. We see this form in comic-strips where the central character persists for years in a state of refrigerated deathlessness.
Da fällt uns doch sogleich James Bond ein, wie hat der sich doch in den letzten Jahrzehnten verändert. In ✺Dr No kam er mit den scharfen Anzügen von Anthony Sinclair (lesen Sie mehr in Agentenmode) dem Bond der Romane noch nahe. Die refrigerated deathlessness des Helden lässt ihn weiterleben, aber von der Eleganz ist nichts geblieben, von Ian Flemings Romanen auch nicht. Im Fernsehen gibt es zur Zeit jeden Dienstag bei Nitro James Bond Filme. Und die werden immer wiederholt, manchmal noch am selben Tag. Gestern gab es zwei James Bond Filme hintereinander. Sie haben das mit den Wiederholungen sicher schon bemerkt, dies ist der Sommer der Wiederholungen. 007 sieht jede Woche anders aus. So gut wie Sean Connery in den Klamotten von Anthony Sinclair sieht keiner aus. Roger Moore erst recht nicht.
Wiederholungen, Remakes, Reboots und Sequels. Nicht erst in diesem Sommer. Hollywood hat schon früh damit angefangen, seine Fortsetzungsformate zu wiederholen. Magnum hat keinen Schnurrbart mehr. Auf Peyton Place folgte Peyton Place: The next Generation (mit Dorothy Malone) und so weiter. Englands führender Filmkritiker Philip French hat vor vielen Jahren seinen Artikel And here's one they made earlier im Observer mit einem Dorothy Parker Zitat begonnen, wonach the only -ism Hollywood believes in is plagiarism.
Wir wollen lieber nicht darüber reden, wie schlecht das Fernsehen geworden ist, das ist ein unerschöpfliches Thema. Im völligen Gegensatz zu der Qualität des Fernsehens stehen die Gehälter der Direktoren der Rundfunkanstalten, Tom Buhrow vom WDR bekommt mehr als 400.000 Euro im Jahr. Da wissen wir, wo unsere Fernsehgebühren landen.
Diese Sätze standen hier im Januar dieses Jahres in dem Post Verliebt in scharfe Kurven. Damals kannte ich Patricia Schlesinger noch nicht und wusste nicht, was ihr Dienstwagen gekostet hat. Was mich allerdings wundert, ist die Tatsache, dass der Post aus dem Januar immer noch gelesen wird. Ist beharrlich in den letzten Wochen in den Top Ten. Ist es der Titel des Posts, der die Leser anzieht? Klicken Sie den Post wegen Jean-Louis Trintignant oder der vielen schönen Frauen an? Oder weil Catherine Spaak vor wenigen Monaten gestorben ist? Jetzt sind beinahe alle Darsteller aus dem Film tot. Der Film ist sechzig Jahre alt, aber er ist heute noch frischer und jünger als vieles, das heute produziert wird. Einschließlich der Remakes, Reboots und Sequels. Er wird auch selten wiederholt, aber hier bei mir können Sie ✺Il Sorpasso sehen. Ist bestimmt besser, als das Fernsehprogramm heute Abend.
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