Samstag, 24. September 2022

Unordnung


Ich schreibe gerade über Johann Sebastian Bach. Weil es von Klára Würtz eine neue Aufnahme der Goldberg Variationen gibt. Und weil Ragna Schirmer mit den Goldberg Variationen durch den Lockdown gekommen ist. Und weil ich eine ganz seltsame Aufnahme von Risto Lauriala gekauft habe. Es liegt natürlich nahe, über Bach zu schreiben, weil ich für den Post über Dinu Lipatti die ganze Zeit Bach gehört habe. Ich höre immer Musik beim Schreiben, das habe ich schon als Teenager getan, seit ich von meinen Eltern den Schneewittchensarg von Braun geschenkt bekam. Ich brauche diese Musik im Hintergrund. Leslie Fiedler konnte nur arbeiten, wenn in jedem Zimmer ein Fernseher lief und irgendwo noch ein lautes Radio plärrte. Glenn Gould konnte sich am besten auf Mozart konzentrieren, wenn ein Staubsauger angeschaltet war. Obgleich ich mich weder mit Glenn Gould noch mit Leslie Fiedler vergleichen will, habe ich auch diese unterschiedliche Lärmbeschallung als akustische Abschirmung adaptiert, wenn ich arbeite. Es hilft mir allerdings auch, meinen Tinnitus zu übertönen, den ich seit der lädierten Halswirbelsäule aus einem Bundeswehrmanöver habe.

Wo sich die Goldberg Variationen von Bach befinden, das weiß ich, die finde ich mit einem Griff. Die Bach CDs haben inzwischen eine Höhe von einem Meter dreißig angenommen. Bei anderen CDs herrscht nicht diese schöne Ordnung, es sind einfach viel zu viele CDs.Vor allem, weil mein Hinterhofhöker immer diese Angebote für einen Euro hatte. Ich durchstöberte das CD Angebot bei ebay auf der Suche nach mir unbekannten Goldberg Variationen, blieb aber bei dieser CD hängen: Patrick Cohen mit zwei Klavierkonzerten von Mozart für drei Euro. Hatte ich die schon? Ich habe ziemlich viel von Patrick Cohen, er war schon zweimal in diesem Blog; in den Posts Haydn: Klaviersonaten und Mozarts Klaviersonaten steht einiges über ihn. Ich weiß, wo bei mir der Mozart steht, ich weiß auch, wo Patrick Cohen ist. Soviel Ordnung ist doch in meinem System. Neben Mozart steht im Regal viel Beethoven, alles in Kassetten.

Und da war eine Kassette, die ich nicht kannte: alle Aufnahmen von Günter Wand mit dem NDR Sinfonieorchester. Aber diese Kassette besaß ich doch gar nicht; ich habe zwar eine Menge von Wand, aber die CDs habe ich von meinem Freund Lutz. Der schwärmt von dem Dirigenten und hat ihn häufig in Hamburg gesehen. Doch was war in diesem Karton? Pickepackevoll mit CDs, aber kein Beethoven. Als ich die ersten herausgezogen hatte, schob ich sie vorsichtig wieder zurück und ging in die Küche und schenkte mir einen kleinen Whisky ein. Die Kassette war voll mit den Jazz CDs, die ich seit einem Jahr verzweifelt suche.

Die CDs sind etwas Besonderes, ich habe sie schon in dem Post CD Player erwähnt. Sie stammen aus der Radiosendung Round Midnight, die der Achim mal mitternachts bei einem bayrischen Privatsender hatte. Und die er mir netterweise kopiert hat. Erstklassiger Jazz! Der dottore in giurisprudenza hat früher auch mal gelegentlich das Streiflicht für die Süddeutsche geschrieben. Jetzt ist er Blogger. So enden wir alle. Die CDs waren jahrelang in einem unscheinbaren grauen Karton, aber dann fand ich diesen schönen Günter Wand Karton und gönnte den Jazz CDs ein neues Zuhause. Was ein elementarer Fehler war. Bei der nächsten Aufräumaktion landeten sie dann bei Beethoven, weil das auf dem Kasten stand. Und Beethoven hat mit Jazz wenig zu tun. Bach schon eher. Aber das wussten wir schon, bevor Jacques Loussier ihn spielte.

Die oben erwähnte Patrick Cohen CD hatte ich noch nicht, jetzt besitze ich sie. Ich weiß noch nicht, ob ich sie in den CD Player schieben soll. Aber wenn Sie sie hören wollen, dann habe ich die Klavierkonzerte natürlich für Sie. Eigentlich wollte ich jetzt wochenlang die Round Midnight CDs vom Achim hören, aber den Post über Bach schreibe ich natürlich. Irgendwann. Wenn Sie alles über die Aria mit verschiedenen Verænderungen vors Clavizimbal mit 2 Manualen Denen Liebhabern zur Gemüths-Ergetzung verfertiget wissen wollen, dann lesen Sie nicht den Wikipedia Artikel. Lesen Sie unbedingt diese Seite. Bachs Komposition war schon häufig in diesem Blog. Das letzte Mal vor einem Jahr in dem Post Kraut und Rüben, ein Post der viele Leser hatte. Die Pianistin Marie Rosa Günter, die ich da erwähnt habe, hat mir sogar eine E-Mail geschrieben. Das war sehr nett.

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