Dienstag, 8. Juni 2021

nouvelle vague suédoise


Das ist jetzt echte Nostalgie, früher sahen alle hübschen jungen Frauen so aus. Also damals, als das Kino noch Kino war. Und in Schweden noch Linksverkehr war. Dies hier ist die Schwedin Inger Taube, die Hauptdarstellerin in Bo Widerbergs erstem Spielfilm Kinderwagen (Barnvagnen) aus dem Jahre 1963. In Widerbergs drittem Film Roulette der Liebe (Kärlek 65) war sie auch wieder zu sehen. Da hätte auch Anita Ekberg mitspielen sollen, aber die stieg aus dem Film aus: Widerberg wanted me to wear pigtails and clogs, and that is not Anita Ekberg. Das sehen wir ein, pigtails and clogs sind natürlich nichts für eine Frau, die nachts in römischen Brunnen zu baden pflegt. Die Geschichte stand schon heute vor fünf Jahren (mit einem Photo von Anita Ekberg und Bo Widerberg) in dem Post Bo Widerberg. Der schwedische Filmregisseur war schon häufig in diesem Blog. Heute, an seinem Geburtstag, gibt es nichts wirklich Neues. Aber es gibt eine Liste meiner Liebligsfilme, die alle anklickbar sind, so dass Sie sie sehen können. Sie sind hier chronologisch geordnet.

Und da fangen wir doch gleich mit Barnvagnen an, einem sozialkritischen Film, der formalästhetisch aufregend modern ist. Und der mit Thommy Berggren einen Schauspieler hat, der fortan in vielen Widerberg Filmen zu sehen ist, er wird der Leutnant Sparre in Elvira Madigan sein und Joe Hill in Joe Hill. Wir können ihn auch in Kärlek 65 sehen (Inger Taube auch), aber das war ein Film, in dem man wenig von Widerberg spürte. Das war ein bisschen Fellini, ein bisschen Michelangelo Antonioni, aber kein bisschen Widerberg. Ich plaziere ihn trotzdem mal auf der Liste. Widerberg, der Ingmar Bergman sehr kritisch gesehen hat, ist jetzt der Vertreter der nouvelle vague von Schweden. Nur, dass ausserhalb von Schweden noch nie jemand von ihm gehört hat. Was nicht ganz stimmt. Immerhin war sein Film Das Rabenviertel (Kvarteret Korpen) 1963 für den Oscar als bester ausländischer Film nominiert gewesen.

Die nächste Zusammenarbeit von Widerberg und Thommy Berggren wurde ein Welterfolg. Was auch etwas an der blonden siebzehnjährigen Pia Degermark und an dem kantablen zweiten Satz von Mozarts Klavierkonzert No 21 lag. John Updike schrieb den Film Elvira Madigan in ein Gedicht, und Schallplattenfirmen etikettierten ihre CDs um. Mozarts Klavierkonzert hieß jetzt Elvira Madigan. Der erste Farbfilm von Bo Widerberg hat hier schon zwei Posts, die Elvira Madigan und Liebestod heißen.

Der weltweite Erfolg zog Widerberg nach Amerika. Er war im Gespräch, die Regie bei der Neuverfilmung von The Great Gatsby zu übernehmen, er tat das nicht. Er drehte dort Joe Hill, die Geschichte des Arbeiterführers und Volkssängers, den wir auch aus dem Song von Joan Baez kennnen. Aber das war kein Thema für das amerikanische Publikum, der Film gewann zwar in Cannes einen Preis, wurde aber kaum gezeigt. Seit dem Jahr 2015 gibt es eine restaurierte Fassung der schwedischen Nationalbibliothek, die Sie hier sehen können.

Mein nächster Titel heißt Fimpen (deutsch: Fimpen, der Knirps), es ist eine Komödie, ein Kinderfilm. Die Geschichte eines kleinen Jungen, der sehr gut Fußball spielen kann. Wenn Werder Bremen einen Fimpen gehabt hätte, wären sie nicht abgestiegen. Es stehen viele unbekannte Namen auf der Darstellerliste, wie zum Beispiel: Claes Cronqvist, Ralf Edström, Ove Grahn, Georg 'Åby' Ericson, Ronnie Hellström, Kent Karlsson, Ove Kindvall, Krister Kristensson, Bosse Larsson, Benno Magnusson, Roger Magnusson, Björn Nordqvist, Kenta Ohlsson, Janne Olsson, Örjan Persson, Roland Sandberg, Tom Turesson und Mats Werner. Das sind aber keine Schauspieler, das ist die schwedische Nationalmannschaft, die auch mitspielt. An Ronnie Hellström können Sie sich vielleicht noch erinnern, weil der für Kaiserslautern gespielt hat. Und die schwedische Jazzsängerin Monica Zetterlund (die hier schon einen Post hat) spielte auch mit. Der Film wurde im Sommer 1974 während der Fußballweltmeisterschaft gezeigt, die Schweden allerdings nicht gewinnen konnte.

Mein letzten Film heute ist Schön ist die Jugendzeit (Originaltitel: Lust och fägring stor), auch unter den Verleihtiteln Verführung im Klassenzimmer oder Lehrstunden der Liebe bekannt, ist ein schwedisch-dänischer Spielfilm aus dem Jahr 1995. Mit Marika Lagercrantz in der Hauptrolle. Was soll ich mehr dazu sagen? Bo Widerberg hatte auch das Drehbuch geschrieben, es ist sein letzter Film gewesen. Der Film gewann auf der Berlinale 1996 den Silbernen Bären, Widerberg erhielt in Schweden seinen zweiten Guldbagge. Der Film war auch für den Oscar nominiert, hat ihn aber nicht bekommen. Ich hätte es Widerberg gegönnt. 

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