Sie hätte heute Geburtstag, aber sie ist leider schon seit fünf Jahren tot. Da hatte sie ihre Karriere wegen einer schweren Skoliose Erkrankung schon einige Jahre beendet, hatte auch einen Rollstuhl. Und dann ist sie bei einem Feuer in ihrer Wohnung umgekommen. Aber eine andere Monica Zetterlund, die niemals alt und krank wird, wird ewig weiterleben. Nicht unbedingt die Schauspielerin, nicht die Sängerin, die beim Grand Prix Eurovision 1963 auf dem letzten Platz landete, obgleich sie in der Popmusik noch sehr erfolgreich wurde. Nein, die Monica Zetterlund die Jazz gesungen hat. Nicht sehr viel. Aber eine CD wird bei jedem Jazzfan im Regal stehen: Waltz for Debbie. Aufgenommen mit Bill Evans, Chuck Israels und Larry Bunker am 23. August 1964.
Heute singen schon andere Schwedinnen Monica Zetterlund. Catherine Legardh ist damit aufgetreten und Viktoria Tolstoy hat ihr auf dem schönen Album My Swedish Heart den Song Jag Yet en Dejlig Rosa gewidmet. Den hat Monica Zetterlund auf Waltz for Debby auch gesungen.
Waltz for Debby ist eigentlich ein Plattentitel von Bill Evans, der am 25. Juni 1961 live im Village Vanguard aufgenommen wurde (den natürlich auch jeder Jazzfan besitzt), er sollte nicht mit dem gleichnamigen Zetterlund Album verwechselt werden. Bill Evans hat diesen Titel in den fünfziger Jahren komponiert, den Text dazu hat später Gene Lees geschrieben, der auch den Text für Antonio Carlos Jobims Corvocado geschrieben hat. Bill Evans hat mit seinem Trio diesen Titel immer wieder gespielt, aber es hat nie mehr die Zusammensetzung von The Village Vanguard gegeben, da der Bassist Scott LaFaro zehn Tage später bei einem Autounfall umgekommen ist. Auf der YouTube Version ist Scott LaFaro noch zu sehen, das Video ist beinahe anderthalb Millionen mal angeklickt worden. Waltz for Debby ist eine der berühmtesten Jazzplatten überhaupt geworden. Auf der CD gibt es Alternativversionen von Waltz for Debby, Detour Ahead und My Romance, die auf der Schallplatte nicht drauf sind.
Monica Zetterlund singt anders als andere Jazzsängerinnen, sie imitiert niemanden, sie hat ihren eigenen Stil. Man kann das vielleicht am besten sehen, wenn man einmal hier hineinschaut. Wieder mit dem Bill Evans Trio, Jobims Corvocado kennen wir alle mit Astrud Gilberto und Stan Getz. Ist toll, keine Frage. Aber dieses gehauchte, beinahe gesprochene Quiet night and quiet stars ist irritierend sophisticated. Und wie lässig sie an das Ganze herangeht, hier auf einer Probe vom Waltz for Debby, der auf Schwedisch Monicas vals heißt, nach Monica Zetterlund. Zigarette in der Hand, cool. Wahrscheinlich ist es deshalb so cool, weil sie Schwedisch singt, und wir das nicht verstehen. Denn der englische Text ist eigentlich ziemlicher Kitsch.
In her own sweet world
Populated by dolls and clowns
And a prince and a big purple bear
Lives my favorite girl.
Unaware of the worried frowns
That we weary grown-ups all wear.
In the sun she dances
To silent music-songs
That are spun of gold
Somewhere in her own little head
Then one day all too soon
She’ll grow up & she’ll leave her doll
And her prince & her silly old bear.
When she goes they will cry
As they whisper good-bye
They will miss her I know
but then so will I.
Während es draußen regnet, läuft bei mir jetzt drinnen stundenlang Waltz for Debbie. Nach 34 Minuten muss man die Taste für die Wiederholung drücken (die gleichnamige Bill Evans CD von 1961 ist doppelt so lang), aber für vierunddreißig Minuten kann man den Regen und die Welt vergessen bei dieser Mischung aus amerikanischer Coolness und schwedischem Lächeln einer Mittsommernacht.
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