Es ist schon ein paar Jahre her, da sagte mein Freund Götz: Komm, wir gehen heute Nachmittag zum HSV. Heute? Es war mitten in der Woche. Wo spielen die denn? fragte ich. Waldwiese, sagte Götz. Das ist ein idyllisch gelegener kleiner Sportplatz in Kiel, aber der HSV hätte da früher freiwillig nie gespielt. Es waren auch nur die Alten Herren des HSV, angeblich sollte Uwe Seeler auch kommen. Er kam leider nicht, aber die anderen, die kannte ich beinahe alle noch. Aus der Zeit, als der HSV noch am Rothenbaum spielte. Der Gegner der Hamburger war eine Landesauswahl von Schleswig-Holstein. Alle viel, viel jünger als die Herren, deren gute Zeit schon Jahrzehnte zurücklag. Sie konnten schnell laufen. Heute wird immer schnell gelaufen, aber wohin führt es? Langweiligem Fußball. Die Hamburger liefen nicht so schnell, aber sie hatten immer noch die sichere Ballbeherrschung drauf. Und hatten ein Auge für den Mitspieler. Und fußballerische Intelligenz. Das ist heute selten geworden. Am Ende haben die Hamburger hoch gewonnen, ich weiß nicht mehr, mit wie vielen Toren, aber ich glaube, es hieß 5:2 für den HSV. Mit Uwe wären es noch mehr Tore gewesen.
Als ich Uwe Seeler das erste Mal sah, wusste niemand im Bremer Weserstadion, wie er hieß. Aber alle sagten: Aus dem wird noch einmal was. Das war das Spiel Schüler Hamburg gegen Schüler Bremen, das Vorspiel zu dem Freundschaftsspiel von Werder Bremen gegen die Bolton Wanders. Es ist etwas aus dem kleinen Dicken geworden. Ich habe ihn noch häufig gesehen. Auch bei dem Spiel, das Uwe Seeler als das denkwürdigste seiner Laufbahn bezeichnet hat, war ich zwei Tage nach Weihnachten 1957 unter den Zuschauern im Weserstadion. Die Geschichte steht schon in dem Post Hannover 96.
Uwe Seeler war immer in diesem Blog, zum ersten Mal 2010 in dem Post Goalies. Nun ist er tot, aber für viele ist er noch lebendig. Weil man ihn nicht vergessen wird. Nie. Zu seinem fündundachtzigsten Geburtstag im letzten Jahr konnte man in der taz eine Ode an Uwe Seeler lesen, die ich hier gerne noch einmal hinstelle:
Dem Trainer war’s durchaus bewusst:
'Zwei Seeler sind in meiner Brust.
Ich glaub, es wird das Beste sein,
ich bringe Uwe von Beginn
und wechsle Dieter später ein.
Doch, doch, ich glaube, das macht Sinn.'
Fallrückzieher, Scherenschlag –
Uwe übte Tag für Tag.
Am Spieltag dann, zu guter Letzt,
ward das Trainierte umgesetzt.
Und doch kam’s vor:
Es zielte Seeler
vorbei am Tor.
Und wusste gleich: Das war ein Fehler.
Als würd’ sich so ein Titel schicken:
Der Volksmund nannte ihn den 'Dicken'!
Den Nationalelfkapitän!
Und Uwe? Nahm es souverän.
Nie Chelsea, nie Real und nie Torinos Juve,
bei jedem Angebot dasselbe:
Treu blieb dem HSV uns Uwe,
treu blieb er Hafen, Alster, Elbe.
Weltmeister nie und nie Europas Bester,
nur eine Gattin und nur eine Schwester,
doch torgefährlich stets und nicht ein Mal geschieden.
Und Uwe Seeler war’s zufrieden.
Es sind schöne Reden bei der ✺Trauerfeier im Volksparkstadion gehalten worden. Eine hielt Olli Dittrich, der als kleiner Junge ein Autogramm von Uwe erbettelt hatte und seinen Helden später in der Sendung ✺Dittsche auftreten ließ. Uwe Seeler hat immer von sich gesagt, dass er stinknormal sei. Viele Redner haben diese Normalität betont. Es ist eine Normalität, die uns verloren gegangen ist, wenn wir an die pompös protzige Hochzeit von Christian Lindner oder den Dienstwagen von Frau Schlesinger denken. Man kann vom Fußball etwas lernen. Albert Camus hat gesagt: Alles, was ich schließlich am sichersten über Moral und menschliche Verpflichtung weiß, verdanke ich dem Fußball.
'Zwei Seeler sind in meiner Brust.
Ich glaub, es wird das Beste sein,
ich bringe Uwe von Beginn
und wechsle Dieter später ein.
Doch, doch, ich glaube, das macht Sinn.'
Fallrückzieher, Scherenschlag –
Uwe übte Tag für Tag.
Am Spieltag dann, zu guter Letzt,
ward das Trainierte umgesetzt.
Und doch kam’s vor:
Es zielte Seeler
vorbei am Tor.
Und wusste gleich: Das war ein Fehler.
Als würd’ sich so ein Titel schicken:
Der Volksmund nannte ihn den 'Dicken'!
Den Nationalelfkapitän!
Und Uwe? Nahm es souverän.
Nie Chelsea, nie Real und nie Torinos Juve,
bei jedem Angebot dasselbe:
Treu blieb dem HSV uns Uwe,
treu blieb er Hafen, Alster, Elbe.
Weltmeister nie und nie Europas Bester,
nur eine Gattin und nur eine Schwester,
doch torgefährlich stets und nicht ein Mal geschieden.
Und Uwe Seeler war’s zufrieden.
Es sind schöne Reden bei der ✺Trauerfeier im Volksparkstadion gehalten worden. Eine hielt Olli Dittrich, der als kleiner Junge ein Autogramm von Uwe erbettelt hatte und seinen Helden später in der Sendung ✺Dittsche auftreten ließ. Uwe Seeler hat immer von sich gesagt, dass er stinknormal sei. Viele Redner haben diese Normalität betont. Es ist eine Normalität, die uns verloren gegangen ist, wenn wir an die pompös protzige Hochzeit von Christian Lindner oder den Dienstwagen von Frau Schlesinger denken. Man kann vom Fußball etwas lernen. Albert Camus hat gesagt: Alles, was ich schließlich am sichersten über Moral und menschliche Verpflichtung weiß, verdanke ich dem Fußball.
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