Mittwoch, 23. Mai 2012

Rockefeller


In Bremen gibt es eine Allee, die nach dem Kaufmann Franz Schütte benannt worden ist. Und überall in der ganzen Stadt kann man Spuren von Franz Schüttes Reichtum finden. Hier am Bremer Dom ist er als zweiter von rechts zu sehen, er hält einen Hammer und einen Geldbeutel in der Hand, Zeichen dafür, dass er die Restaurierung des St Petri Domes finanziert hat. Er hat auch das scheußliche Bismarck Denkmal finanziert und Tuaillons Rosselenker, der ➱hier schon einmal im Zusammenhang mit beliebten Schülerstreichen erwähnt wurde. Und ohne ihn hätte Bremen wahrscheinlich nicht den ➱Bürgerpark. Von seinem Vermögen ist noch etwas übrig geblieben, die Franz-Schütte-Stiftung tut gute Werke und fördert die Ausbildung begabter junger Menschen.

John D. Rockefeller, der heute vor 75 Jahren starb, war drei Jahre jünger als Franz Schütte. Die beiden Herren haben sich gekannt, sie waren sogar Geschäftsfreunde. Weil Rockefellers Firma Standard Oil zusammen mit Franz Schütte die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft begründet hat. Die sich irgendwann dieses Werbeschild zulegte. Ich weiß zwar nicht ganz, weshalb da ein Indianer drauf ist, aber vielleicht war es verkaufsfördernd. Lange hat sich der Indianer in der Werbung nicht gehalten. Aus der Firma Standard Oil mit ihren roten Zapfsäulen (wie auf ➱Edward Hoppers Bild Gas) wurde irgendwann ESS0.

Und die ESSO (die ja nichts anderes ist als die phonetische Wiedergabe der Abkürzung von Standard Oil S.O.) packte irgendwann den Tiger in den Tank. Und alle anderen Benzinfirmen hatten lustige Werbung. Das war eine unschuldige Zeit, als das Benzin billig war und sich der Tankwart noch um den Autler bemühte. Damals konnte man auch noch sagen: Einmal volltanken bitte! Das riskiert heute niemand mehr. Und Tiger gibt es natürlich auch nicht mehr, also keine Esso-Tiger aus Plüsch oder solche Tigerschwänze, die sich Manta-Fahrer an die Antenne montierten. Als der Tiger weg war, kam der Spruch Es gibt viel zu tun. Packen wir's an. Aber den schreibt heute kaum jemand ESSO zu, den hat die Politik längst geklaut. Klingt so wie Yes we can, redet auch niemand mehr von.

Franz Schütte und John D. Rockefeller haben ein Vermögen mit dem Lebenssaft der mechanischen Fortbewegungsmittel gemacht. Sie haben aber auch viele gute Werke getan. Heute werden immer noch Millionen mit dem Öl gemacht, aber tut noch irgendjemand gute Werke? Der EXXON Chef Rex Tillerson hat im letzten Jahr 34.9 Millionen Dollar verdient. Das ist ziemlich genau soviel, wie Winterkorn (VW), Zetsche (Daimler-Benz) und Reithofer (BMW) zusammen bekommen. Hat irgendjemand schon mal gehört, dass die gute Werke mit ihrem Geld tun?

Da gefallen mir diese aus dem viktorianischen Zeitalter stammenden Patriarchen wie Schütte und Rockefeller besser. Zumal Rockefeller auch noch die Dichtung liebte. Und selbst ein kleines Gedicht geschrieben hat:

I was early taught to work as well as play;
My life has been one long, happy holiday--
Full of work, and full of play--
I dropped the worry on the way--
And God was good to me every day.


Er hat es auf kleine Kärtchen drucken lassen und es überall verteilt, so macht man Menschen glücklich.  Und er hat im Alter jedem Erwachsenen, der er traf, einen dime (10 cent) in die Hand gedrückt (Kinder bekamen die Hälfte). Als er noch jung war, hatte er zwei Ziele im Leben: hundert Jahre alt zu werden und ein Vermögen von 100.000 Dollar zu haben. Die Sache mit den hundert Jahren hat er knapp verfehlt, aber sicherlich konnte er sagen God was good to me every day.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen