Am 16. Januar 1632 wohnt der 26-jährige Rembrandt Harmenszoon van Rijn der Vorlesung des Mediziners Nicolaes Tulp bei, als dieser die Leiche des Straßenräubers Adriaan Adriaanszoon obduziert. Das Ergebnis kennen wir. Es heißt Die Anatomie des Dr. Tulp, das Bild hat in diesem Blog mit Anatomie schon einen langen Post. Die Tochter von Nicolaes Tulp hat übrigens auch schon einen Post. Bei dem Bild fällt mir immer Gottfried Benns Gedicht mit dem ersoffenen Bierfahrer aus der Sammlung Morgue ein, aber das habe ich in Anatomie schon gesagt. Heute habe ich aber noch etwas Neues, ein sehr schönes Gedicht aus dem Spätwerk von Heiner Müller:
Der Maler hält den Moment vor dem Verschwinden
fest, die kalte Sekunde, wenn der Körper zum
Farbton schrumpft, den letzten Atem, von
Malschichten wie vom Vergessen erstickt.
Der Maler malt das Vergessen. Das Bild vergißt
seinen Gegenstand. Der Maler ist Charon. Mit
jedem Pinselstrich
Ruderschlag verliert sein
Passagier an Substanz. Die Fahrt ist das Ziel,
das Sterben der Tod. Am anderen Ufer wird
Niemand aussteigen.
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