Sonntag, 8. Juli 2018

Dicke Luft


Nimm mich mit Kapitän auf die Reise, sang Hans Albers. In der Welt des Traumschiffs ist die Welt noch in Ordnung. Blütenweiße Uniformen, kein Dreck. Aber das Traumschiff fährt in einer Traumwelt, die Wirklichkeit sieht anders aus.

Um die Jahrhundertwende dichtete ein Unbekannter, vielleicht ein Fähnrich zur See oder ein Oberleutnant namens Karl Rode, diese schönen Verse:

Was steigt denn da am Horizont
für´n schwarzer Rauch empor?
Es ist des Kaisers Segelyacht,
die stolze “Meteor”...

Weiße Segel und schwarzer Rauch passen nicht zueinander, Traumschiffe und Stickoxide auch nicht. Man ist in Kiel stolz darauf, dass sich für das Jahr 2018 zweiunddreißig Kreuzfahrtschiffe angemeldet haben. Und da liegen sie nun im Hafen, so niedlich bunt bemalt, welch schönes Bild. Aber der rote Kussmund wird nicht darüber hinwegtäuschen, dass das nichts als Dreckschleudern sind, die mit dem billigsten aller Kraftstoffe betrieben werden: Schweröl. Nur wenige Kreuzfahrtschiffe filtern Feinstaub aus ihren Abgasen, sehr wenige. Es gibt dafür keine gesetzliche Pflicht. Der Naturschutzbund Deutschland hat ausgerechnet, dass ein einziger Ozeanriese auf einer Kreuzfahrt so viel Schadstoffe wie fünf Millionen Pkw ausstößt.

Ein Kreuzfahrtschiff bringt es am Tag auf 7.500 kg Schwefeldioxid, 5.250 kg Stickoxid, 450 kg Rußpartikel und 476.850 kg Kohlendioxid. Auch im Hafen, weil ihr Motor weiter dieselt. Nun wäre es ja eine Idee, die Schiffe mit Landstrom zu versorgen. Den Plan gibt es seit 2012, seit die Color Line in Oslo das erste Schiff an Landstrom anschloss. Schon seit Jahren will Kiel ein Landstrom Terminal für Schiffe, auf jeden Fall in Presseerklärungen. Gerade haben Stadt, Land und Hafen eine Absichtserklärung unterschrieben. Das wird dauern, das wird dauern. Als es darum ging, Geld für Sprüche wie Der echte Norden und Kiel Sailing City herauszuwerfen, da ging das schneller.

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