Mittwoch, 22. August 2018

Zuwanderung


Nee, nicht was Sie denken. Es geht hier um Zuwanderungströme von Lesern, die von einem Blog zum anderen wandern. Ströme ist vielleicht das falsche Wort, es sind eher Rinnsale. Bei der Hitze im Sommer liest doch niemand einen Blog. Außer den vielen Hundert, die von jennifernathalie herübergewandert sind. Ich weiß nicht, ob Sie diesen Blog kennen. Bisher wanderten ständig Leser von den Blogs Le Penseur und Zettels Raum zu mir, das bin ich gewohnt. Bei denen stehe ich auf der Blogroll, und da werde ich manchmal zur Lektüre empfohlen. Aber in den letzten Wochen ist etwas Erstaunliches geschehen, und das sind diese Leser, die aus dem Politblog von Jennifer Nathalie Pyka gekommen sind.

Zu der Bloggerin gibt es schon einen eigenen Blog, der das-frollein-djaehniffer heißt, und der nicht nett mit der nett aussehenden Frau Pyka umgeht. Die Kommentare auf ihrer Seite sind auch nicht nett, um es zurückhaltend zu sagen. Beleidigungen, Schmähungen, Kränkungen, Verleumdungen - dies ist die unschöne Seite des Internets. Beleidigung mit Beleidigungen zu vergelten ist die Art des Pöbels, soll Friedrich der Große gesagt haben. Allerdings ist das Ganze nichts Spezifizisches für das Internet, so etwas hat es immer schon gegeben. Man denke nur an die Londoner Grub Street, über die Ned Ward 1698 schreibt: The condition of an Author, is much like that of a Strumpet, ... and if the Reason be requir'd, Why we betake our selves to so Scandalous a Profession as Whoring or Pamphleteering, the same exusive Answer will serve us both, viz. That the unhappy circumstances of a Narrow Fortune, hath forc'd us to do that for our Subsistence, which we are much asham'd of.

Na ja, die schämten sich wenigstes. Das tut Frau Pyka offensichtlich nicht. Aber vielleicht ist diese Frau Pyka nur ein gigantischer Fake, das ist nicht auszuschließen. Ich weiß nicht, was Frau Pyka in ihrem Blog über mich gesagt hat, damit so viele ihrer Leser zu mir gewandert sind, da müsste ich jetzt ihre Posts lesen. Aber das kriege ich nicht hin, da lese ich lieber Pascals Pensées.

Und da wir gerade von Leserzahlen reden: schauen Sie doch mal unten auf die Seite, da rückt eine beeindruckende Zahl von Lesern näher und näher. Als ich 2010 anfing, das Internet vollzuschreiben, wusste ich noch nicht, wohin die Reise gehen würde. Jetzt mag man mich. Weltweit. Da kann ich Günter Eich übertreffen, der einst dichtete:

In Saloniki weiß ich einen
der mich liest
Und in Bad Nauheim.
Das sind schon zwei.


Was wäre aus all den Dichtern geworden, die verzweifelten, weil sie niemand liest, hätten sie das Internet gehabt? Der arme Chatterton hätte keinen Selbstmord zu begehen brauchen, hätte er einen Blog gehabt. Wahrscheinlich hat Frau Pyka im Monat mehr Leser als Thomas Chatterton in seinem Leben. Das ist ein trauriger Gedanke.

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