Dienstag, 2. März 2021

a solid old-fashioned love of things


Über das Leben des amerikanischen Malers William Wallace Gilchrist Jr, der am 2. März 1879 geboren wurde, gibt das Internet wenig her. Über seinen Vater, der der bekannteste Komponist seiner Zeit war, finden wir viel mehr. Gilchrists Enkel Robert Griffin hat 2001 unter dem Titel Affectionately, Wallace eine Biographie seines Großvaters herausgebracht, ein kleines Buch, 102 Seiten lang. Sonst gibt es nicht viel über den Maler. Seine Bilder waren bis in die neunziger Jahre im Familienbesitz und der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, jetzt tauchen sie in Auktionshäusern auf. Wie dieses schöne Bild seiner Töchter Peggy und Nelly im Sommerzelt der Familie. Preislich liegen die Bilder zwischen dreitausend und fünftausend Dollar, das sind sie unbedingt wert. Wenn er in dem Buch von Robert Hughes American Visions: The Epic History of Art in America wäre, wären die Preise höher. 

Gilchrist hat viele Interieurs gemalt, auf denen immer wieder seine Familie zu sehen ist, wie auf diesem Bild, das After Breakfast heißt. Es sind Bilder eines ruhigen Lebens einer Oberklassenfamilie in Portland (Maine). Er malt das Leben der Familie, um für kommende Generationen zu zeigen, wie es einmal gewesen ist. Gilchrist hatte an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts in Philadelphia studiert, einer seiner Lehrer war William Merritt Chase gewesen. Der hat hier schon einen ausführlichen Post, den könnten Sie jetzt einmal lesen.

Aber Gilchrist hat noch einen anderen Lehrer, den er als junger Mann in Prout's Neck getroffen hat. Die Familie seines Vaters macht hier jedes Jahr ihren Sommerurlaub, hier hat Wallace Gilchrist Tennis gespielt, seine Frau getroffen (die Tochter eines Bischofs) und Winslow Homer kennengelernt. Und diesem Aquarell (Sailing on Quahog Bay, Harpswell) kann man den Einfluss von Winslow Homer ansehen. Homer hat ihm einmal gesagt: Gilchrist, when you paint, try to put down exactly what you see. Whatever else you have to offer will come out anyway. Und diese schlichten Sätze sind vielleicht auch das malerische Credo von Winslow Homer gewesen.

Gilchrist ist am besten, wenn er auf die Interieurs und Porträts verzichtet und ins Freie geht, hier sehen wir noch einmal seine Töchter Peggy und Nelly beim Angeln. Das Bild erinnert ein wenig an die Maler im dänischen Skagen. Gilchrist ist ein amerikanischer Post-Impressionist, der sich nicht allzuweit in die Moderne vorwagt. Also nicht so weit wie seine Freunde Maurice Prendergast und Charles Burchfield.

Aber manchmal verblüfft er uns doch. Wie in diesem Bild, das den Congress Square in Portland nach einem Schneesturm zeigt. Mit dem virtuos gemalten Bild ähnelt er eher einem Großstadtmaler wie John French Sloane (der so wunderbare Dächer malte) als dem Interieurmaler Gilchrist. Es gibt von dem Schneebild noch eine zweite, mit breitem Strich gemalte, Fassung, die dem Betrachter den Eindruck vermittelt, er sei inmitten des Schneesturms.

In den letzten zehn Jahren seines Lebens hatte sich die Palette von Gilchrist aufgehellt, seine Bilder waren immer impressionistischer geworden, obgleich der Impressionismus vorbei war. Wirklich modern war er nie, was auf der Armory Show gezeigt wurde, war seine Sache nicht. Aber das gefiel manchem Kritiker: Amid the whirling preoccupation with ideas that marks the Modernist movement, it is refreshing now and then to find a painter who retains a solid old-fashioned love of things. W. W. Gilchrist is of this stamp. He paints things with admiration and joy. 

Ich habe hier eine Seite, auf der Sie viele Bilder von ihm sehen können, die mit admiration and joy gemalt wurden. Das scheußliche Bild The Pink Settee, das für 17.000 Dollar verkauft wurde, ist nicht dabei.

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