Heute vor 58 Jahren kam der Film ➱Lohn der Angst (Le salaire de la peur) in die Kinos. Durfte ich natürlich noch nicht rein, war erst ab 16. Wahrscheinlich wegen der nackten Frau, die da draußen duscht, während sich Yves Montand auf dem Boden sitzend die Schuhe anzieht. Und die dann eine Tarantel in ihrem weißen Handtuch findet. Sie soll eine Brasilianerin gewesen sein. War aber nicht die Ehefrau des Regisseurs Georges Clouzot, die auch aus Brasilien kam. Wenn man damals Teenie war, interessierten einen nackte Frauen im Kino schon. Es gab ja nicht so viele, außer Ulla Jacobsson in ➱Sie tanzte nur einen Sommer. War das eine unschuldige Zeit! Heute drücken sich Teenies nicht mehr die Nase an den Schaukästen mit Filmphotos in der Eingangshalle des Kinos platt, die hocken heute vorm Computer und ziehen sich Pornos rein. Heute kriegt man Lohn der Angst bei Amazon Marketplace ab 4,44 €. Der ebenso spannende Film von Georges Clouzot Die Teuflischen kostet das gleiche. Die Romanvorlage zu dem Film war von den Herren Boileau und Narcejac, den Meistern des psychologischen Kriminalromans, die auch ein lesbares Buch über den Detektivroman geschrieben haben.
Der Film Lohn der Angst war schon toll. Ist er eigentlich immer noch. Ist auch immer noch FSK ab 16. Lastwagen, Nitroglycerin und harte Männer in Unterhemden. Yves Montand immer mit der Zigarette, die an der Unterlippe klebte, wie bei Lucky Luke. Und unser internationaler Star Peter van Eyck, der sich den Tod vor Augen noch ordentlich rasiert. Immer ein Gentleman. Obgleich der ja eigentlich kein Deutscher sondern Amerikaner war. Billy Wilder hatte ihn zum Film geholt, da durfte er wie so viele Deutsche in Hollywood Wehrmachtsoffiziere spielen. Aber mein Held war natürlich nicht der weißblonde Peter van Eyck sondern Yves Montand.
Ich übte vorm Spiegel, die Ziggi wie Yves Montand an der Unterlippe kleben zu lassen, ist mir aber nie so überzeugend gelungen. Und außerdem konnte er noch singen, das kriegte ich nicht hin, obgleich ich eine Vielzahl von Chansons von Jacques Prévert auswendig konnte. Ich hatte ja Gedichte und Chansons, das 1950 bei Rowohlt erschienen war. Zweisprachig, mit der Übersetzung von Kurt Kusenberg. Und so muss als Gedicht des Tages natürlich Jacques Préverts Les Feuilles Mortes kommen, das ja für Yves Montand für den Film Les Portes de la nuit (1946) geschrieben wurde. Alle französischen Chansonsänger haben es gesungen, alle anderen Sänger auch. Außer Marlene Dietrich. Aus Trotz, weil sie in dem Film nicht mitspielen durfte. Juliette Gréco hat das Lied bei ihren Auslandstourneen Anfang der fünfziger Jahre bekanntgemacht, und neuerdings singt Hannes Wader es als Welke Blätter bei seinen Konzerten. Aber wir nehmen heute mal Yves Montand, auch wenn dies nicht die Aufnahme von 1946 ist.
Oh, je voudrais tant que tu te souviennes
Des jours heureux où nous étions amis
En ce temps là la vie était plus belle
Et le soleil plus brûlant qu'aujourd'hui
Les feuilles mortes se ramassent à la pelle
Tu vois je n'ai pas oublié
Les feuilles mortes se ramassent à la pelle
Les souvenirs et les regrets aussi
Et le vent du nord les emporte
Dans la nuit froide de l'oublie
Tu vois je n'ai pas oublié
La chanson que tu me chantais
C'est une chanson, qui nous ressemble
Toi tu m'aimais et je t'aimais
Nous vivions tous les deux ensemble
Toi qui m'aimais, moi qui t'aimais
|: Mais la vie sépare ceux qui s'aiment
Tout doucement sans faire de bruit
Et la mer efface sur le sable
Les pas des amants désunis:|
Gutes altes Kino, ein großer Film, zu dem ich gerne zurückkehre.
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