Freitag, 12. Februar 2010

An Englishman Abroad


Alan Bennett ist heute einer der beliebtesten Schriftsteller Englands, er hat lange schreiben müssen, bis die Literaturkritik ihm diesen Titel verliehen hat. Inzwischen wird er auch in Deutschland geschätzt. The Uncommon Reader (Die souveräne Leserin) hat da vieles geändert. Und in den letzten Jahren haben sich auch kleinere Erzählungen wie The clothes they stood in (Cosi fan tutte) und The Lady in the Van gut verkauft. Am schönsten von ihm finde ich The Madness of George III. Als Film hieß es The Madness of King George, ohne das III. Man fürchtete, dass das amerikanische Publikum nach Teil I und II fragen könnte. Und natürlich zwei kleine bezaubernde Theaterstücke, die häufig als Doppelpack aufgeführt worden sind, An Englishman Abroad und A Question of Attribution.

Beide Stücke, die auch für das Fernsehen verfilmt wurden, handeln vom Verrat. Von Engländern der upper class, die für Moskau spionieren. In beiden Stücken geht es um wirkliche Personen, um Guy Burgess und Anthony Blunt. In An Englishman Abroad trifft Guy Burgess in Moskau auf die australische Schauspielerin Coral Browne (im Film spielt Coral Browne sich selbst, Alan Bates spielt Burgess) und bittet sie, für ihn in London einige Einkäufe zu machen. Er möchte einen neuen Anzug haben, das muss natürlich ein englischer Anzug sein. Was man in Moskau herstellt, das kann ein Gentleman, der in Eton und Cambridge gewesen ist, natürlich nicht tragen. Auch wenn er ein Vaterlandsverräter ist (Clothes have never been the comrades' strong point. Besides, I don't want to look like everybody else, do you?). Früher haben ihn Anzüge nicht interessiert I never cared tupppence for clothes before. I was kitted out in the traditional garb of my class. Aber jetzt, in der Einsamkeit von Moskau, da möchte er doch einen neuen englischen Anzug zur Identitätsgewinnung haben. Coral Brown nimmt seine Maße und geht damit in London zu seinem Schneider. Sie versucht, zuerst den Namen des Kunden geheim zuhalten, gibt ihn dann aber doch preis:

Tailor: We have two Mr Burgesses. I take this to be Mr Burgess G. How is Mr Burgess? Fatter I see. One of our more colourful customers. Too little colour in our drab lives these days. Knowing Mr Guy he'll want a pinstripe. But a durable fabric. His suits were meant to take a good deal of punishment. I hope they have stood him in good stead.

Als Coral Browne den Schneider um Diskretion bittet, sagt der: Oh, Madam. Mum is always the word here. Moscow or Maidenhead, mum is always the word. Schneider sind offensichtlich verschwiegener als Spione. Bei einem zweiten Einkauf in einem anderen Geschäft weigert sich der Angestellte, Coral Browne Pyjamas zu verkaufen: The Gentleman is a traitor, Madam. Schließlich beliefere man die königliche Familie. Anzüge kann man bestellen, aber Pyjamas werden nicht an jeden verkauft, an dieser Stelle hat Alan Bennett für die Australierin Browne eine kleine Hassattacke auf die Verlogenheit der Engländer in das Stück geschrieben. Obgleich die Namen der beiden Firmen nicht genannt werden, hat sich Bennett diese Szenen nicht ausgedacht. Die ganze Geschichte ist wahr, der Anzug erreicht Guy Burgess an seinem Geburtstag 1958 in Moskau.

Lesen Sie auch: Alan Bennett. Und der ganze Film ist hier zu sehen.

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