Mittwoch, 17. Februar 2010
Sklaverei
Before the pilgrims landed at Plymouth, we were here, hat Martin Luther King gesagt. Und er meinte damit, dass ein Jahr bevor die Dissidenten unter Führung von William Bradford mit der Mayflower bei Plymouth Rock landen (sie waren vorher schon an anderen Stellen an Land gegangen) afrikanische Schwarze in Jamestown in Virginia sind. Angeblich von einem holländischen Schiff gebracht, der Beginn des Sklavenhandels. Nach anderen Meinungen von einem dänischen Schiff. Lassen wir die Dänen mal aus dieser Geschichte heraus, es wird noch fünfzig Jahre dauern, bis es Dänisch-Westindien gibt. Und es wird noch anderthalb Jahrhunderte dauern, bis der Graf Heinrich Karl von Schimmelmann mit dem Sklavenhandel der reichste Mann Europas wird.
Und man sollte auch dazu sagen, dass die Dänen die ersten sind, die die Sklaverei und Sklavenhandel wieder abschaffen. Man hat sich in Hamburg-Wandsbek 2006 bemüßigt gefühlt, Heinrich Schimmelmann ein Denkmal zu setzen. Der Bronzekopf dem Sklavenhändlers wurde aber gleich mit roter Farbe übergossen. Rot wie Blut. Nach den Protesten, auch von internationalen Organisationen, hat man das Denkmal 2008 wieder abgebaut. Denk mal! Allerdings hat sich die Hamburger Kultursenatorin bei der ganzen Aktion nicht mit Ruhm bekleckert. Das einzige, was Heinrich Schimmelmann mit Kultur zu tun hatte, war die Gründung des berühmten Wandsbeker Bothen, Chefredakteur Matthias Claudius.
Also ein holländisches Schiff. Und der Kapitän soll auch noch das Vorbild für Wagners Fliegenden Holländer gewesen sein. Die Spekulationen schießen ins Zeug. Es ist kein holländisches Schiff, obgleich man das tausendfach im Internet lesen kann, einer schreibt vom anderen ab. Es heißt White Lion und gehört einem kalvinistischen Pfarrer aus Cornwall. Englisches Bürgertum und englischer Kleinadel verdienen jetzt ganz gut mit den so genannten privateers, lizensiertem Piratentum. Der weiße Löwe hat Papiere aus Holland und hat als letzten Hafen Vlissingen angegeben. Papiere zu haben, ist wichtig, es unterscheidet den Freibeuter vom Seeräuber. Die White Lion und ein zweiter Freibeuter namens Treasurer haben ein portugiesisches Schiff namens Sao Joao Bautista überfallen. Statt der riesigen Schätze finden sie nur halb verhungerte Angolaner an Bord. Die White Lion nimmt twenty odd von ihnen, wie es in alten Quellen heißt, an Bord und tauscht sie in Jamestown gegen Vorräte ein. Die Treasurer will das auch, aber sie hat keine gültigen Papiere, nur italienische Kaperbriefe, gefälscht und abgelaufen. Mit solchen Leuten möchte man in Virginia keine Geschäfte machen, man möchte nicht zum Heimathafen des Piratentums werden. Der König James I. betrachtet die Virginia Company, der er eine charter erteilt hat, die eine Art carte blanche ist, sowieso mit Missvergnügen. Schreibt eine Schrift gegen den Tabak, De abusu Tobacci. Also kommen nur ungefähr zwanzig schwarze Afrikaner an Land. Beginn der Sklaverei in Amerika?
Wohl kaum. Sie werden für eine Zeit indentured servants. Das sind auch die meisten Weißen hier in Jamestown. Man verdingt sich für eine festgesetzte Zeit als Arbeiter bei einem Herrn, hat keine Rechte und kann auch verkauft werden. Aber am Ende dieser durch einen Kontrakt festgelegten Zeit ist man frei (wenn man überlebt). Die schwarzen Angolaner werden freie Bürger werden, werden heiraten und Handel treiben. Es ist erstaunlich, wie lange es gedauert hat, bis die Wahrheit über diese ersten schwarzen Amerikaner detailliert bewiesen ans Licht gekommen ist. Erst im Jahre 2007 wird Tim Hashaws Buch The Birth of Black America erscheinen (nachdem vorher schon Marinehistoriker die Identität der Schiffe geklärt hatten). Martin Luther King hat es nicht mehr lesen können. Es hätte ihm gefallen.
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