Dienstag, 17. August 2010

Maureen O'Hara


Turner Classic Movies (TCM) sendet heute den ganzen Tag Filme von Maureen O'Hara. Zur besten Sendezeit, abends um acht gibt es John Fords The Quiet Man. Obgleich sie schon vorher berühmt war, ist Maureen O'Hara mit diesem Film richtig berühmt geworden. TCM hat natürlich einen Anlass für dieses Filmfest: Maureen O'Hara wird heute neunzig. Und deshalb gehen unsere herzlichen Glückwünsche heute nach Glengariff in Irland. An der temperamentvollen rothaarigen Schönheit aus Irland, die mit Charles Laughton nach Hollywood kam, war alles echt. Na ja, außer dem Namen. Den hatte Charles Laughton, neben dem sie in Jamaica Inn spielte, für sie erfunden. Eigentlich hieß sie Maureen FitzSimmons. Sie hätte auch Sängerin werden können, das konnte sie auch (ihre Mutter war in Dublin als Sängerin berühmt). Sie ist auch in Musicals aufgetreten.

Sie hat beim Abbey Theatre in Dublin angefangen, zuerst als Mädchen für alles hinter der Bühne, aber mit vierzehn stand sie schon auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Sie hätte gerne Fußball gespielt, aber ihr Vater, dem der halbe Fußballclub Shamrock Rovers gehörte, war dagegen, eine Frauenfußballmannschaft zu gründen.

Es gab nie Skandale in ihrem Leben. Den einzigen Skandal erfand ein Magazin namens Confidential: Maureen O'Hara hätte in Grauman's Chinese Theatre in Reihe 35 mit ihrem Latin Lover herumgeknutscht. O'Hara, die zu dem Zeitpunkt des Knutschens bei Dreharbeiten in Spanien war, verklagte die Klatschpostille. Confidential erlebte das zweite Jahr seiner Publikation nicht mehr. Es gibt auch keine Nackphotos von ihr, wenn wir dies publicity still als Lady Godiva mal ausnehmen. Sie hat nie einen Oscar bekommen (war aber in den John Ford Filmen How green was my valley und The Quiet Man, die Oscars bekamen), aber viele berühmte Schauspieler haben auch nie einen gekriegt: Erroll Flynn, Cary Grant, Kirk Douglas, Kim Novak und Rita Hayworth. Um nur einige zu nennen. Und auch berühmte Regisseure wie Hitchcock, Orson Welles oder Howard Hawks haben die Academy Award nie erhalten.

Zu John Ford hatte sie eine Hassliebe, mit John Wayne hat sie gerne zusammen gespielt. In ihrem ersten gemeinsamen Film Rio Grande spielt sie die Gattin des Colonels Kirby Yorke. Wir sind in dem Film kurz nach dem Bürgerkrieg, und wenn der General Sheridan (der im Shenandoah Valley die Taktik der verbrannten Erde erprobt hatte) zu Colonel Yorke sagt I wonder what History will say about Shenandoah? antwortet Yorke I can tell you what my wife said about it. Colonel Yorke hatte befehlsgemäß die Plantage seiner Frau, einer Südstaatenlady, abgebrannt, Sergeant Quincannon hatte das Feuer gelegt. Wir können an dem Blick von Maureen O'Hara ablesen, dass sie Quincannon nicht so schnell verzeihen wird. Die Sache mit der niedergebrannten Plantage (die im Film immer wieder thematisiert wird) ist für Ford auch etwas Persönliches, denn General Phil Sheridan hatte das Haus von Vorfahren seiner Frau anzünden lassen. Rio Grande zeigt einen milden Ehekrieg, aber der Film gehört nicht zum Besten, was Ford gedreht hat. Obgleich er viele gute Szenen enthält, und auch herzzerreissenden Kitsch, wenn der Soldatenchor I'll take you home again, Kathleen singt. Die Photographie ist erstklassig, die immanente Ideologie ist zweifelhaft. Was den Film herausreisst sind Maureen O'Hara und John Wayne. Die spielen das entfremdete Paar, als seien sie seit zwanzig Jahren miteinander verheiratet.

Ford hat Rio Grande nur gedreht, weil das Studio eigentlich seinen nächsten Film The Quiet Man nicht wollte. Einen Western kann man verkaufen, aber Brautwerbung in einem irischen Dorf? Der deutsche Verleihtitel Die Katze mit den roten Haaren signalisiert ja schon eine gewisse Verzweiflung der Werbeabteilung. Eigentlich ist dies nichts anderes als The Taming of the Shrew auf Irisch in Farbe, damit die roten Haare von Maureen O'Hara schön herauskommen. The Queen of Technicolor hat man O'Hara genannt, und die New York Times schrieb 1954 Framed in Technicolor, Miss O'Hara somehow seems more significant than a setting sun.

Es ist ein Irland der Kerrygold Werbung, dieses fiktive Innisfree, in dem der aus Amerika in seine Heimatdorf zurückgekehrte Sean Thornton um Mary Kate Galaher wirbt. John Ford, der seine irischen Wurzeln in jeden Film hineinbringt, erfindet für sich sein eigenes Irland, so wie er seinen eigenen Westen erfunden hat. Und wahrscheinlich ist John Fords Westen auch nur sein Phantasie-Irland, das ins Monument Valley transportiert wurde. Obgleich das Gras da nicht so grün ist. Frauen haben es schwer in der Männerwelt von Sean Aloysius O'Fearna (das ist John Fords Geburtsname auf Gaelisch), sie haben eigentlich keine Hauptrollen in der Machowelt des Iren, der in Amerika geboren wurde.

Aber Maureen O'Hara kämpft sich in die Männerwelt von John Fords Filmen hinein, sie ist keine Nebenfigur in diesen Filmen. Wahrscheinlich lässt Ford es zu, weil sie eine echte Irin ist. Und weil sie tough ist. Dass die Chemie zwischen ihr und John Wayne stimmt und das Ganze dann auch noch funkensprühend herüberkommt, das ist natürlich ein schöner Nebeneffekt. Maureen O'Hara ist bei The Quiet Man noch aus einem anderen Grunde unentbehrlich. Ihr Vater hatte sie gezwungen, einen Beruf zu lernen, bevor sie endgültig zum Theater ging. Damit sie etwas Vernünftiges hatte, wenn das mal mit dem Thespiskarren nichts mehr wäre. Sie hat Buchhaltung gelernt. Und Steno, John Ford kann ihr jetzt das Skript diktieren. A man's kind of woman, hat Ford über O'Hara gesagt. Wahrscheinlich wäre sie die einzige Frau, mit der John Ford Whiskey trinken würde, aber den hatte er während der Dreharbeiten verboten.

Mit The Quiet Man hat sich John Ford seinen Traum erfüllt, sein Phantasie-Irland wird Realität (Amerika kann es an jedem St. Patrick's Day im Fernsehen sehen), kitschig, in furchtbar falschen Farben. Der Film ist entgegen den Erwartungen des Studios auch noch erfolgreich. Und bekommt Oscars und Oscar Nominierungen. Der einzige, der so gut wie nichts bekommt, ist der Autor der Story. Dem hatte Ford die Rechte schon Jahrzehnte zuvor (er wusste immer, dass er diesen Film machen wollte) für 10 Dollar (und einer Option von 2.500 Dollar bei der Realisierung des Filmes) abgekauft. Das irische Dorf, in dem der größte Teil des Filmes gedreht wurde, wird zu einem Touristenparadies. Dafür sind sie John Ford heute noch dankbar. Es gibt sogar einen Quiet Man Movie Club. Die haben es natürlich nicht versäumt, heute auf ihrer Homepage Maureen O'Hara zu gratulieren. Wir schließen uns da gerne an.













1 Kommentar:

  1. Die Verdeutschung des Titels habe ich gleich an Gisbert Damaschke weitergegeben. Der sammelt auf seinem Blog http://www.damaschke.de/notizen/ unter "Mist" sowas.

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