Dienstag, 4. Januar 2011

James Bond


Heute vor 110 Jahren wurde James Bond in Philadelphia geboren. Er war ein in der Fachwelt weltweit bekannter Ornithologe. Sein Standardwerk über die Vogelwelt der Karibik Birds of the West Indies erschien 1936. Es lag auch auf dem Nachttisch eines englischen Hobby Ornithologen, der einmal im Jahr aus dem regnerischen England in die Karibik flüchtete. Und der eines Tages begann, seinem älteren Bruder Peter nachzueifern und auch Bücher zu schreiben. Dessen Buch The Sixth Column aus dem Jahre 1953 ist von keinem Geringeren als Arno Schmidt ins Deutsche übersetzt worden. War das rororo Taschenbuch Nummer 80 und erschien im April 1953. Ich dachte, dass dafür inzwischen Liebhaberpreise gezahlt würden, aber man kann es bei Amazon Marketplace antiquarisch noch ganz preiswert bekommen. Billiger als Brigitte Kronauer, aber viel witziger.

Im gleichen Jahr wie Peter Flemings The Sixth Column erschien auch Ian Flemings erster Roman Casino Royale. Geschrieben in seinem Haus Goldeneye auf Jamaica. Da wo das Buch des Ornithologen James Bond auf dem Nachttisch lag. Ein Spionageroman braucht natürlich einen guten Namen für den Helden, und was lag da näher als dieses schlichte James Bond auf dem Cover von Birds of the West Indies? Gesagt, getan, It struck me that this brief, unromantic, Anglo-Saxon and yet very masculine name was just what I needed, and so a second James Bond was born, hat Ian Fleming der Ehefrau des Ornithologen in einem Brief geschrieben.

Die Schriftstellerin Mary Wickham Bond hat 1966 ein kleines Büchlein darüber geschrieben, wie man sich mit einem zweiten Mann namens James Bond zurechtfindet. Denn irgendwann wurde der ja berühmt. Nicht gleich mit Casino Royale, das war erstaunlicherweise - kann sich heute niemand mehr vorstellen - auf dem Buchmarkt ein Flop. Aber irgendwann las Mrs Bond in der Presse seltsame Dinge über ihren Gatten, die definitiv nichts mit der Vogelkunde zu tun hatten. Und wenn der Anfang der sechziger Jahre in einem Hotel am Empfang den Satz sagte My name is Bond, James Bond, was glauben Sie, was dann passierte? Brüllendes Gelächter am Tresen? Konsterniertes Schweigen und dann ein akzentuiertes: Sir? Das Ehepaar Bond, das Ian Fleming eines Tages in Jamaica kennenlernte - bei der Gelegenheit überreichte Fleming Bond seinen neuesten Roman mit der Widmung To the real James Bond, from the thief of his identity - hat nicht nur Nachteile aus der Sache mit der Namensgleichheit gehabt. Und keineswegs soviel Ärger wie Ian Flemings verhasster Nachbar ➱Ernö Goldfinger, der ja auch in einen Roman wanderte.

Mit dem Anglo-Saxon name hatte Fleming Recht, der Name Bond ist alt. Er taucht schon im Altenglischen als ein status name für einen Farmer, einen husbandman auf. Husbandmen sind im Status eins unter der yeoman. Nach der Invasion der Normannen verliert er seinen Status und (so der Oxford Names Companion) became associated with the notion of bound servitude. Das bound servitude passt doch prima auf 007. So wie auf dieser Schwarz-Weiß-Zeichnung sollte er nach Fleming aussehen. Inzwischen haben wir so viele Inkarnationen von ihm, dass wir langsam die Übersicht über die vielen Bonds verlieren. Weshalb aber Robbie Williams in einem Song mit Kylie Minogue über einen honorary Sean Connery singt, der down for ornithology ist, das weiß ich wirklich nicht.

I'm an honorary Sean Connery, born '74
There's only one of me
Single-handedly raising the economy
Ain't no chance of the record company dropping me
Press be asking do I care for sodomy
I don't know, yeah, probably
I've been looking for serial monogamy
Not some bird that looks like Billy Connolly
But for now I'm down for ornithology
Grab your binoculars, come follow me


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